Aus christlicher Sicht: Nikolaus hat Gutes im Sinn

Er hat am 6. Dezember, also übermorgen seinen Namenstag. Es gibt diesen Samichlaus in verschiedenen Variationen: in Deutschland oft als Waldbewohner mit roter oder brauner Kutte und Kapuze, zusammen mit seinem Knecht Ruprecht oder Schmutzli. In Amerika, aber immer mehr auch in Europa, kennt man ihn als Santa Claus vom Nordpol mit dem Rentierschlitten. Häufig begegnen wir ihm aber als Bischof mit Bischofsstab und Bischofshut. Viele Geschichten und Legenden werden um ihn erzählt.In diesen allen geht es um die Grosszügigkeit, Menschenliebe, Barmherzigkeit und Güte dieses aus einer reichen Familie stammenden, aber im Grunde genommen sehr bescheidenen Mannes.So wird erzählt, noch bevor er gegen seinen Willen zum Bischof gewählt wurde, dass er hörte, wie ein verarmter Mann seine drei Töchter in ein Bordell verkaufen wollte (musste), um seine Schulden bezahlen zu können. Nikolaus bewahrte die drei Mädchen vor diesem Schicksal, indem er bei Nacht Geldbeutel in ihr Schlafzimmer warf.Viele weitere solche Taten der Nächstenliebe und der Freigiebigkeit werden von Nikolaus berichtet, sodass er heute noch immer in erster Linie dafür bekannt ist, dass er den Menschen und vor allem den Kindern Geschenke bringt.Als Kind habe ich mich gefreut, wenn der Samichlaus kam. Er brachte immer etwas Gutes mit in seinem Sack, und ich durfte jeweils auch ein Sprüchlein aufsagen. Ich hatte allerdings auch klare Vorstellungen, wie er kommen musste: mit Esel, Schmutzli und Glockengebimmel. Einmal verspätete er sich und kam mit dem Auto angebraust. Als er völlig gestresst aus dem Auto ausstieg – und ich das mit offenem Mund sah – verflüchtigte sich auch mein Glaube an den Samichlaus.Als junger Mann durfte ich dann bei meinem ehemaligen Primarlehrer am 6. Dezember jeweils den Samichlaus spielen. Das hat mir sehr viel Spass bereitet. Bis zu jenem Tag, als ein kleiner Bub mich lange und kritisch anschaute, dann der Blitz der Erkenntnis in seinen Augen aufleuchtete und er schrie: «Du bist ja gar nicht der Samichlaus, du bist der Herr Brändle!» Da war auch das vorbei.Nun, der echte Samichlaus oder heilige Nikolaus ist der Inbegriff der Güte, der Liebe und der Barmherzigkeit.Und damit ist er ein eindrückliches Abbild des gütigen, liebenden und barmherzigen Gottes; überall, wo er ist, weist er auf die Menschenliebe, die Grosszügigkeit und die Barmherzigkeit Gottes hin.Andreas BrändlePfarrer in Diepoldsau