30.12.2019

Aus christlicher Sicht: Nachdenken am Übergang

Wie gehen Sie auf das neue Jahr zu, das uns unaufhaltsam entgegen eilt? Mit welcher Haltung wechseln Sie in das neue Jahr?

Von Armin Scheuter
aktualisiert am 03.11.2022
Hoffnungsvoll, resignierend, mit Spannung, ängstlich, freudig, mit Sorge, erwartungsvoll, ungewiss, fasziniert, frohgemut, bedenklich, neugierig oder von Gott behütet?Klar kann man sagen, der Jahreswechsel ist ja nur eine andere Schreibweise des Datums, statt 2019 schreiben wir ab Mittwoch einfach 2020 – mehr hat sich nicht verändert. Jedoch wir Menschen neigen zur Reflexion, zum Nachdenken über unsere gegenwärtige Situation, aber auch gegenüber dem, was da auf uns zukommen mag. Silvester auf Neujahr ist ein solcher Übergang, der besonders dazu einlädt, über unser Schicksal nachzudenken.Angesichts der rasanten Veränderungen durch technische Entwicklungen, dem spürbaren Klimawandel, sich abzeichnender ökonomischer Krisen in der Welt, der Verstädterung unserer Lebensweisen und der Entsolidarisierung innerhalb der Gesellschaft ist eine Grundhaltung gefragt, mit der wir unser Leben mit seinen Anforderungen seelisch möglichst unbeschadet bewältigen können.Über welche Fähigkeiten und Ressourcen verfügen wir, angesichts dieser sich immer schneller vollziehenden Veränderungen? Wenn ich mich selbst dazu befrage, kommt mir sogleich der Begriff Gottvertrauen in den Sinn.Damit ist nicht die fatalistische Haltung gemeint: Gott wird’s schon richten – komme was da wolle. Sondern vielmehr eine Form von Gelassenheit, die mich von dem Gedanken entlastet, alles selbst leisten zu müssen. Bin ich der Meinung, ich allein sei meines Glückes Schmied, ist die Gefahr gross, zu resignieren und fatalistisch zu werden – wenn vieles nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle.Ohne Hoffnung lege ich schnell einmal meine Hände in den Schoss und warte ab, was da auf mich zukommt. Wir laufen dann Gefahr, uns mit den gegebenen Verhältnissen abzufinden und lediglich einen selbstnützlichen Umgang damit zu finden, statt aktiv zu werden.Christliches Gottvertrauen heisst für mich: Ich kann auf eine Kraft zusammen mit andern Gläubigen zurückgreifen, die es mir erlaubt, mich solidarisch für gesellschaftliche Veränderungen einzusetzen, ohne mich selbst dabei zu überfordern oder mutlos zu werden. Ich darf meine Empfindsamkeit gegenüber Ungerechtigkeit und Ausbeutung behalten – und suche nicht mein Heil in Gier, Selbstsucht, Abstumpfung und Ergebung.Gehen wir also mit aller Aufgeschlossenheit in das neue Jahr, verlieren wir dabei möglichst nicht unsere Gewissenhaftigkeit und unser Einfühlungsvermögen. Denn Gott ist mit uns und zeigt uns die Richtung in seiner Liebe.Armin Scheuter Pastoralassistent in Kobelwald

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