Aus christlicher Sicht: Magie der Träume

Deshalb sind nicht nur bei mir die liebsten Schulstunden in der Oberstufe die ersten, weil da auch die rebellischsten Teenies noch im Halbschlaf liegen. Im Alter brauchen wir weniger Schlaf.Aber es gibt auch Zeiten, in denen wir alle mehr Schlaf brauchen. In Krisenzeiten, wenn persönliche Entscheidungen anstehen oder wenn es Traumata zu verarbeiten gilt. Denn das Gehirn arbeitet im Schlaf auf Hochtouren. Oft fällt uns eine Lösung für ein Problem, mit dem wir schlafen gegangen sind, morgens wie Schuppen von den noch verschlafenen Augen. Wenn Billie Eilish im Titel ihres vorigen Albums fragte: «Wohin gehen wir, wenn wir alle einschlafen?», dann meint sie die spezielle Magie, die der Schlaf auf uns alle ausübt. Diese Magie hängt vor allem auch mit der Welt der Träume zusammen, die sich für uns Menschen wie auch für alle anderen Säugetiere im REM-Schlaf öffnet.Alle Religionen betrachten den Schlaf als einen besonderen Zustand, in dem die Welt zwischen Himmel und Erde offensteht. Vor allem die Hebräische Bibel, das Alte Testament, spricht von vielen Offenbarungen an Schlafende, so an Jakob und seinen Traum von der Himmelsleiter oder an Josef und seine Fähigkeit, die Träume anderer zu deuten. Aber auch Jesus beruft seinen Jünger Nathanael im Johannesevangelium mit den Worten: «Ich sah dich, als du unter dem Feigenbaum lagst und schliefst.» Schlafen und von etwas träumen pflegt unseren eigenen Zugang zu unserem Unterbewusstsein, zu dem, was wir im Wachzustand schlecht bewältigen oder in Worte fassen können.Träume eröffnen uns Möglichkeiten, die nicht so naheliegen, aber kreativer sind, als diejenigen, die uns der Verstand eingibt, und wir können mit wissenschaftlichen Mitteln nicht genau erklären, warum das so ist. Aber es interessiert viele Menschen, was unsere Träume bedeuten, denn das Internet ist voll von Traumdeutungswebseiten. Die Bibel deutet unsere Träume als Zeichen von Gott für unser Leben, als Gottes Unterstützung in unserem Unterbewusstsein.Und auch wenn Sie diesen Gedanken vielleicht so nicht oder nicht ganz teilen können, so ist es doch lohnenswert, sich mit den eigenen Träumen auseinanderzusetzen und die ganz eigene Magie, die der Schlaf und unsere Träume haben, einmal auf sich wirken zu lassen. Als Zeichen dafür, dass es Dinge gibt zwischen Himmel und Erde, die wir noch nicht ganz genau wissenschaftlich erklären und deuten können, aber die uns guttun, wenn wir sie zulassen.Andrea HofackerPfarrerin im Marbach