19.11.2021

Aus christlicher Sicht: Jesus – ein König ohne Land und Untertanen

Von Stefan Kiesewetter
aktualisiert am 03.11.2022
Als ich letztens beim Friseur war, musste ich länger warten als üblich. Doch anstatt zu meinem Handy zu greifen, schnappte ich mir eine der vielen Zeitschriften, die zur Verfügung standen und begann zu lesen. Es war eine der üblichen Klatschzeitungen: Auf der Titelseite war das Gesicht der britischen Königin samt Titel abgedruckt, der eher zum Kopfschütteln, als zum Weiterlesen einlud.Die gerade beschriebene Situation verdeutlicht aber, dass es ein Interesse an den Königshäusern und deren Leben gibt. Bei jeder königlichen Hochzeit, Taufe, jedem Geburtstag etc. stehen Paparazzi bereit, um die besten und schönsten Bilder für die Boulevardblätter zu knipsen.Wir haben auch eine Vorstellung von einem König oder einer Königin: Eine funkelnde Krone, ein schönes Gewand, ein hübsches Lächeln und eine majestätisch-elegante Erscheinung muss er oder sie haben.Wie passt das zu unserem heutigen Sonntag, der auch Christkönigssonntag genannt wird. Wie kann man Königswürde und Jesus zusammendenken?Blicken wir auf das Leben Jesu, dann passt das weltliche Verständnis eines Königtums ganz und gar nicht zu ihm: Statt einer Krone, wurde er mit Dornen gekrönt; statt Huldigung und Applaus, erntete er am Kreuzweg Schläge und Missverständnis; statt einen Thron zu bekommen, wurde er an das Holz des Kreuzes genagelt und statt edler Kleidung, blieb ihm nur das Nötigste. Auf die Frage des Statthalters Pontius Pilatus, ob Jesus ein König sei, antwortete er: «Mein Königtum ist nicht von dieser Welt!» Die Antwort Jesu beinhaltet seine gesamte Existenz: Wofür Jesus einsteht, ist auch nicht von dieser Welt, sondern seine Worte und Taten weisen auf eine Zukunft hin, die über unser Denken hinausreicht – eben auf die Ewigkeit.Wenn die Christen Jesus als «König» titulieren, dann geschieht dies nicht, weil sie sich im Geheimen die Monarchie zurückwünschen. Der Schwerpunkt dieses Festes liegt in der Art und Weise, wofür Jesus einsteht: Er nutzt seine göttliche Macht nicht aus und steht für Gerechtigkeit, Frieden und Barmherzigkeit in Wort und Tat ein. Jesus beweist, dass man nicht Land und Untertanen braucht, um ein König, ein Vorbild zu sein.Der letzte Sonntag im Kirchenjahr, eben der Christkönigssonntag, soll uns zusammen mit allen Reichen und Schönen dieser Welt die Vergänglichkeit von Macht, Diamanten, Edelsteinen und schönen Gewändern ins Gedächtnis rufen und vor Augen führen. Dieser Tag erinnert uns aber auch, dass Äusserlichkeiten keine Rolle spielen und dass es vielmehr auf die innere Würde, die Lebensorientierung und persönliche Einstellung ankommt. Unter diesem Blickwinkel ist Jesus kein typischer, aber der wohl gütigste König.Stefan KiesewetterPastoralassistent in Au

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