03.09.2021

Aus christlicher Sicht: «Ja, einer muss doch anfangen»

Von Georg Changeth
aktualisiert am 03.11.2022
Immer wieder müssen wir Menschen es wagen, trotz Streit den ersten Schritt zu tun, und uns untereinander versöhnen. Nur so kann wahrer Friede in mir, um mich herum und in der Welt werden.In einem sehr kalten Land gab es viel Eis. Aber als Forscher unterwegs waren, da bemerk-ten sie einen sehr intensiven Duft aus einer Felsenspalte. Sie schauten und fanden ein einsames Veilchen.Das Veilchen sagte sich, einer muss beginnen, das Eis zu schmelzen. Da strengte es sich an, noch mehr zu duften. Der betörende Duft liess das Eis nach und nach schmelzen und es kam das Grün zum Vorschein. Das Veilchen sagte sich, wenn ich auch nicht mehr bin, dann werden hier viele Hunderte von Veilchen blühen und duften zur Freude der Menschen.Einer muss doch anfangen – das müssen nicht nur wir Menschen immer wieder, das hat auch Gott gemacht. Er hat einen neuen Anfang gemacht mit uns Menschen. Durch seine Menschwerdung und seine Erlösungstat öffnete er die Tür zum Paradies. Wir Menschen auf dieser Erde müssen aber auch bereit sein, einen Neuanfang zu wagen, das Eis zwischen uns und anderen zum Schmelzen zu bringen und den Duft der Liebe und des Verständnisses zu verbreiten. Im kalten Eisblock kann nichts blühen. So auch bei den Menschen: Ohne Verständnis und gegenseitige Liebe kann nichts zum Aufblühen kommen.Jesus hat immer wieder den Menschen zu einem Neuanfang verholfen. In der Heiligen Schrift hören wir von einem Taubstummen, den Jesus heilte und zu dem er sprach: «Effata!» – «Öffne dich!»Für diesen Menschen öffnete sich ein neues Leben, da er endlich etwas hören und sprechen konnte.Die Schöpfung, wie sie aus der Hand Gottes hervorging, war «sehr gut». Unglück und die Klimakatastrophen sind und bleiben für uns Eisblöcke, wenn niemand bereit ist, umzudenken, neu anzufangen, um die Schöpfung zu bewahren. Auch wir müssen uns anstrengen, wie das Veilchen, damit gutes Land wieder zum Vorschein kommt.Dazu muss ich vielleicht meinen Lebensstil verändern. Wenn viele Menschen heute zur Einfachheit und Zufriedenheit zurückfinden würden, dann könnte mehr Verständnis füreinander da sein. Wenn wir weniger verbrauchen und weniger wegwerfen würden, das könnte der Natur zugutekommen.Ja, wir dürfen Visionen haben. Wir sind in der Lage, die Welt zu gestalten. Wenn wir selbst von der Liebe intensiv duften, dann werden wir viele andere Veilchen der Liebe zum Leben erwecken.So bekommt unser Leben Licht und Freude – aber einer muss damit anfangen!Georg Changeth Pfarrer in Widnau

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