20.12.2019

Aus christlicher Sicht: In grosser Freude

Zwei Frauen, Sängerinnen in einem Kirchenchor, kamen ins Pensionsalter. Da verabschiedeten sie sich vom Dienst und leisteten sich einige Ferientage in der Karibik.

Von Ingrid Grave
aktualisiert am 03.11.2022
Den Heiligen Abend verbrachten sie in einer Bar, gönnten sich einen Drink und meinten, die freien Tage über Weihnachten hätten sie nun wirklich verdient – nach so vielen jährlichen «Auftritten» in den Weihnachtsgottesdiensten. Ohne Freude?Die einen fliehen aus der Kirche, die anderen fliehen vor dem kommerziellen Rummel um Weihnachten herum. Aus Überdruss. Wieder andere beschenken sich am Fest selbst mit Geschenken, die niemand wirklich braucht. Aus Überfluss.Überdruss und Überfluss stehen im krassen Gegensatz zu dem, was Engel den Hirten auf Bethlehems Feldern in der Weihnachtsnacht verkünden: Eine grosse Freude! Sie sollen einen Stall aufsuchen, wo sie ein neugeborenes Kind finden werden. Käme eine solche Botschaft heute zu uns, ob von Engeln oder sonst wie, würde das Sozialamt eingeschaltet. Alles scheint nicht mehr richtig zusammenzupassen.Und doch: Die Geburt eines ersehnten Kindes löst stets eine unsägliche Freude aus. Jedes Kind eröffnet eine neue Welt, eine neue Zukunft. Das war vor 2000 Jahren nicht anders. Die Geburt eines Retters, eines Messias, war über Generationen herbeigesehnt worden. Nur hat wohl niemand daran gedacht, dass die Geburt unter so ärmlichen Bedingungen stattfinden könnte. Sie passt aber ganz zu dem Kind, das etwa drei Jahrzehnte später als besitzloser Wanderprediger durchs Land zog.Jesus stellte nichts von dem dar, was man sich von einem politischen Retter erhoffte. Statt den Menschen das Heil im Äussern zu versprechen, verwies er sie auf die Heilssuche in ihrem eigenen Innern. Da nämlich, in uns selbst, gibt es so etwas wie ein göttliches Kind, das wachsen will. Wir könnten auch von einem höchst sensiblen Berührungspunkt sprechen, an dem mein Personkern und das Göttliche sich berühren. Alles Feine, Zarte, Sensible macht kein Geschrei um sich selbst. Die Prozesse im Innern sind nahezu lautlos, aber wirkmächtig. «Der Himmel, das Himmelreich ist in euch», so sagte es Jesus.Wer sehnt sich nicht nach dem Himmel auf Erden?Wie wunderbar, wenn in uns Berührung geschieht. Um uns herum verbreitet sich etwas Himmlisches dank unserer friedlichen, freundlichen, den Menschen zugewandten Ausstrahlung. Das ist die Wirkmächtigkeit des göttlichen Kindes in uns, die grosse Freude, die eine neue Zukunft verheisst.Ingrid Grave, Dominikanerin in Zürich

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