02.04.2021

Aus christlicher Sicht: Herr, bleibe bei uns!

Das waren verrückte Zeiten damals in Jerusalem. Besonders unter den Jüngerinnen und Jüngern von Jesus brodelte es.

Von Andreas Brändle
aktualisiert am 03.11.2022
Jesus war wie ein gemeiner Verbrecher am Kreuz hingerichtet worden und nun begraben auf dem Friedhof. Und jetzt meinte man, alles sei vorbei. Und nun merkten sie, es geht erst richtig los! Es waren Frauen, die als erste zurückkamen und berichteten, dass Jesus nicht mehr im Grab sei. Petrus, der Choleriker, glaubte es nicht und wollte es selber sehen, rannte los und alle fragten sich, was da wohl geschehen war.Es war eine ähnliche Situation wie heute, damals. Dass ein einzelner Mensch, dass ein einzelnes Virus alles so auf den Kopf stellen könnte, hatte niemand für möglich gehalten. Dabei hatte Jesus selber einige Male angekündigt, dass er nicht friedlich sterben würde. Und es gab auch Stimmen heute, die vor dem Virus gewarnt hatten, aber niemand hatte es wirklich ernst genommen. «Das ist wie eine Grippe, das geht wieder vorbei», sagten viele.Und nun dominiert das verflixte Ding unser Leben schon über ein Jahr hinweg, und stellt unsere gewohnte Welt auf den Kopf.Zwei Jünger damals hatten genug vom Lockdown und machten eine Wanderung. Sie wollten den Kopf mal richtig durchlüften und wie viele von uns auf neue Gedanken kommen. Wie der dänische Religionsphilosoph Sören Kierkegaard einmal gesagt hatte: Es gibt kein Problem, das man nicht laufend lösen könnte. Ihre Wanderung ging als die Geschichte der Emmaus-Jünger in die Bibel ein. Während sie gingen, kam ein Dritter dazu, der ihnen die Geschehnisse der vergangenen Tage deutete. Wie sich herausstellte, war es der auferstandene Jesus persönlich, der ihnen das erzählte. Als sie an ihrem Ziel, dem Dorf Emmaus, ankamen, sagten sie zu ihm: «Herr, bleibe bei uns, denn es wird ja schon dunkel.» Und er ging mit ihnen ins Haus.Viele von uns hätten gerne einen Begleiter, der uns die Ereignisse des vergangenen Jahres erklären würde. Warum musste das alles geschehen? Was ist der Sinn und Zweck davon? Wie geht es weiter? Wohin führt uns das alles?Die Tatsache, dass Jesus für uns am Kreuz gestorben und an Ostern auferstanden ist, ist ein Bild, das uns Hoffnung und Zuversicht gibt. Bitterkeit, Trotz, Ängste und Sorgen, Neid und Eifersucht, Unmut und Enttäuschung müssen weichen. Die Liebe überwindet das. Ostern heisst: Es keimen Hoffnung, Vertrauen und neuer Lebensmut. Das brauchen wir in diesen Zeiten dringend.Herr, bleibe bei uns!Andreas BrändlePfarrer in Diepoldsau

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