25.03.2022

Aus christlicher Sicht: Genug ist genug

Von Renato Tolfo
aktualisiert am 02.11.2022
«Ich habe genug. Es reicht. Ich mag nicht mehr.»Ich bin mir sicher, dass jede und jeder von uns dieses Gefühl kennt. Im Guten, wenn sich einer oder eine nach Jahren im Amt oder im Verein entscheidet, kürzerzutreten. Genau so, wer in Pension geht. Wohlverdient darf man die Arbeit und Aufgaben in andere Hände geben. Das bedeutet zwar für alle einen Verlust und ist bedauerlich, aber es ist nachvollziehbar.Anders ist es, wenn jemand am Ende seiner Kräfte steht, einem alles über den Kopf wächst und man weder ein noch aus weiss. Die Lust und Freude ist weg. Die Motivation ist dahin. Wer sich unverstanden fühlt, ist oft allein. Alleine mit seinen Gedanken und Gefühlen.«Soll ich den Bettel hinwerfen – einfach aufgeben, wofür ich mich so lange mit all meinen Möglichkeiten und aller Leidenschaft eingesetzt habe?»Es ist traurig, wenn ein Mensch an einem solchen Tiefpunkt angekommen ist. Meistens ist allerhand schief gelaufen. Es ist darum so traurig, weil es oft nur wenig gebraucht hätte, damit es anders gekommen wäre und es diesem Menschen jetzt besser gehen würde.Wenn der Kummer am grössten ist, fühlen wir uns manchmal wie in der Wüste ausgesetzt. Alles Farbige und Schöne scheint aus unserem Alltag wie verschwunden. Sachen und Gewohnheiten, die uns sonst lieb gewesen sind, treten plötzlich in den Hintergrund. Nichts bereitet mehr Freude und nichts geht mehr. Wenn man mit jemandem über die Probleme reden kann, sieht die Welt wieder ein bisschen anders aus. Ein solches Gegenüber kann jemand sein, der mich versteht, der bei einem Problem weiss, wie es weitergeht. Jemand, der gerade da ist, wenn ich ihn brauche. Jemand, der, wie vom Himmel geschickt, da ist. Der einen tröstet, in den Arm nimmt, aber einem auch Mut macht, anspornt, aufmuntert und bekräftigt, den Weg weiterzugehen. Jede und jeder von uns kann dieser jemand sein. Damit geben wir einander das Gefühl, nicht allein unterwegs zu sein.Selbst dann, wenn wir uns aufgeben, lässt Gott uns noch lange nicht fallen. Darauf dürfen wir vertrauen. Wenn wir kraftlos werden, schenkt er uns neue Kraft. Wenn wir scheitern, lässt er uns nicht allein. Von allen Seiten umgibt er uns und hält seine Hand über uns. (nach Psalm 139).Er begegnet uns nicht nur in grossen Ereignissen, sondern vielmehr dann, wenn wir stumm und sprachlos werden.«Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr euch weist. Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid. Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht, der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.» (Nach einem Lied von Klaus-Peter Hertzsch).Renato Tolfo Pfarrer in Rebstein

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