31.01.2020

Aus christlicher Sicht: Freude und Staunen

Bei jeder Geburt sind die Eltern voller Freude über ihr neugeborenes Kind und sie fragen sich, was wohl aus ihm werden wird, in welche Gesellschaft es hineinwächst und was es erleben darf.

Von Stefan Kiesewetter
aktualisiert am 03.11.2022
Maria und Josef, die Eltern Jesu, hatten gewiss auch diese Fragen und mussten schon vom ersten Lebenstag ihres Kindes ausserordentliche Erfahrungen machen. Bei der Geburt kamen Engel vom Himmel herab und priesen Gott, es kamen Hirten sowie drei Fremde aus dem Morgenland. Sie brachten Geschenke mit und beteten das Kind an. Für Maria und Josef waren dies Momente, in denen sie über das Kind staunten, und sich dessen Einzigartigkeit bewusst waren.Im heutigen Evangelium kann sich Maria diesem Staunen nicht widersetzen. Gemäss der alten jüdischen Tradition opferte sie Gott ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben im Tempel. Diese Symbolik erscheint uns heute etwas fremd, jedoch galt dies als Zeichen des Dankes für die gute Geburt. Der Zeitpunkt, jene vierzig Tage nach der Geburt, markiert die Regeneration der Mutter. An diesem Wochenende sind genau diese vierzig Tage nach dem Weihnachtsfest vergangen.Maria und Josef betraten mit dem Jesuskind den Tempel von Jerusalem und handelten gemäss der jüdischen Reinheitsgesetze. Im Tempel geschah jedoch etwas Aussergewöhnliches: Ein Mann namens Simeon und eine hochbetagte Frau, die Prophetin Hanna, traten zu ihnen und begannen über das Kind zu reden. Eine seltsame Situation, die Maria erneut zum Staunen brachte.Maria und Josef taten nichts und handelten komplett richtig: Sie liessen die zwei prophetischen Personen reden. Simeon bezeichnete das Kind als «Licht, das die Menschen erleuchtet» und Hanna pries Gott dafür, dass er nun den Erlöser gesandt hatte. Das Lichtmotiv tritt immer wieder in Zusammenhang mit der Geburt Jesu auf. Der Prophet Jesaja sagte schon voraus, dass das Volk, das im Dunkeln sitzt, ein helles Licht sehen werde. Menschen können nicht in der Dunkelheit leben, sondern benötigen das Licht der Sonne. Wie sehr aber braucht auch unser Verstand das Licht der Orientierung, an dem wir unsere Lebensentscheide festmachen können?Jesus kann dieser Kompass sein, wenn wir es zulassen. Sein Leben und Handeln geben uns ein Beispiel und zeigen auf, wie eine gute Existenz gelingen kann und wie wir zu Vorbildern für andere werden.Simeon und Hanna stehen repräsentativ für jenen Typ von Menschen, der sich nicht vor Gott verschliesst. Wenn wir den Gedanken zulassen, dass Gott nur das Beste für uns will, dann erhält jeder Moment in unserem Leben eine ganz besondere Bedeutung. Erst dann begreifen wir, dass wir alle Kinder Gottes sind und wir erfahren dieselbe Freude wie Simeon und Hanna. Zugleich aber lässt uns dieser Gedanke staunen, so, wie es Maria und Josef taten.Die Freude über die Geburt Jesu, aber auch die Bewunderung der Zeichenhandlungen rund um das neugeborene Kind begleiten uns seit Weihnachten und lassen uns nicht mehr los, denn die gesamte christliche Existenz ist darin enthalten.Stefan KiesewetterPastoralassistent in Au

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