Ich habe mit einer Schülerin gesprochen, die – als blutige Anfängerin – einen Tag mit ihrem Snowboard unterwegs war. Sie klagte über die blauen Flecken, die sie sich bei ihrem Abenteuer eingehandelt hatte. Zu Beginn gab es alle paar Meter einen Sturz …Gemäss ihrem Bericht scheint es gar nicht so leicht zu sein, das Snowboardfahren zu lernen, in den Kurven die richtige Balance zu halten, kleine Sprünge stehend zu landen. Wenn man Snowboard fahren lernen will, ist es offensichtlich unvermeidbar, hinzufallen.Nicht nur das Snowboardfahren birgt Risiken. Das Leben selbst tut es. Wir Menschen fallen – vor allem im übertragenen Sinn – immer wieder auf die Nase: wenn wir Vorsätze fassen, wir Neues anpacken, im Umgang mit den Mitmenschen, im Umgang mit uns selbst. Fehler sind ein Zeichen dafür, dass wir in Bewegung sind, dass wir nicht aufgehört haben, zu lernen.Im alten biblisch-orientalischen Weisheitsbuch heisst es: «Der Gerechte fällt siebenmal hin und steht wieder auf.» Gerecht heisst im Kontext dieses Buches nicht perfekt. Die Menschen damals wussten ganz genau, dass es niemanden gibt, der perfekt ist. Sie brauchten dieses Wort für eine Person, die sich selber nicht genügt und alles, was sie tut, rechtfertigt. Sie weiss um ihre Begrenztheit, steht zu Fehlern und vertraut Gott für das Gelingen ihres Leben.Ein gelingendes Leben hat weniger mit Glück oder eben keinem Glück zu tun, als damit, dranzubleiben – mit Gottes Hilfe. Einmal mehr aufstehen als hinfallen, auch wenn man vielleicht einmal eine kleine Weile lang liegen bleibt. Die Gerechten fallen siebenmal hin und stehen wieder auf. Sie wissen: Sie dürfen Lernende sein. Er oder sie kann den Erfolg – mit Dank an Gott – geniessen und mit Gottes Hilfe das Scheitern einfügen in das grosse Mosaik des gelingenden Lebens und so bereit werden für den nächsten Entwicklungsschritt.Thomas Beerle
Projekt «Fresh X», Altstätten