03.08.2018

Aus christlicher Sicht: Einander Gutes tun

Jesus hat uns neben den zehn Geboten noch ein neues Gebot gegeben. Es heisst: «Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe.» (Johannes 15, 12)

Von Andreas Brändle
aktualisiert am 03.11.2022
Jesus hat uns so geliebt, dass er sein Leben für uns gegeben hat. Aber nur schon etwas vom eigenen Leben für andere geben bereitet uns Mühe. Wenn jeder für sich sorgt, dann haben alle genug – heisst eher das Motto unserer Zeit. Anderen etwas geben, ohne zu wissen, dass ich etwas dafür zurückbekomme, ist ein Risiko, das man nur ungern eingeht. Man geht davon aus, dass andere Menschen es nicht gut mit einem meinen und dass man besser für sich selber schaut. Dabei kann es auch ganz anders gehen, wie folgende Geschichte zeigt: Zwei Brüder wohnten einst auf dem Berg Morija, der jüngere war verheiratet und hatte Kinder, der ältere war unverheiratet und allein. Die beiden Brüder arbeiteten zusammen. Sie pflügten ihre Felder zusammen und streuten gemeinsam das Saatgut auf das Land. Zur Zeit der Ernte brachten sie das Getreide ein und teilten die Garben in zwei gleich grosse Stösse, für jeden einen Stoss Garben.Als es Nacht geworden war, legte sich jeder der beiden Brüder bei seinen Garben zum Schlafen nieder. Der Ältere aber konnte keine Ruhe finden und dachte bei sich: «Mein Bruder hat Familie, ich dagegen bin allein und ohne Kinder, und doch habe ich gleich viele Garben genommen wie er. Das ist nicht recht!» Er stand auf und nahm von seinen Garben und schichtete sie heimlich und leise zu den Garben seines Bruders. Dann legte er sich wieder hin und schlief ein. In der gleichen Nacht, geraume Zeit später, erwachte der Jüngere. Auch er musste an seinen Bruder denken und sprach in seinem Herzen: «Mein Bruder ist allein und hat keine Kinder. Wer wird in seinen alten Tagen für ihn sorgen?» Und er stand auf, nahm von seinen Garben und trug sie heimlich und leise hinüber zu dem Stoss des Älteren. Als es Tag wurde, erhoben sich die beiden Brüder. Und jeder war erstaunt, dass die Garbenstösse die gleichen waren wie am Abend zuvor. Aber keiner sagte darüber zum anderen ein Wort. In der zweiten Nacht wartete jeder ein Weilchen, bis er den anderen schlafen wähnte. Dann erhoben sich beide und jeder nahm von seinen Garben, um sie zum Stoss des anderen zu tragen. Auf halbem Weg trafen sie aufeinander, und jeder erkannte, wie gut es der andere mit ihm meinte. Da liessen sie ihre Garben fallen und umarmten einander in herzlicher und brüderlicher Liebe.(nach Nicolai Erdelyi)Es gibt Menschen, die möchten Gutes für uns tun – werden wir zu Menschen, die auch Gutes für andere tun!Andreas BrändlePfarrer in Diepoldsau

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