Aus christlicher Sicht: «Ein Kabinett aus Sinnlosigkeiten»

Wenig Gepäck zu haben, spart Kraft und lässt einen flexibel sein. Ich war schon oft mit viel zu viel Ballast unterwegs; beim Einkaufen, bei einer Wanderung oder als reisender Vater mit Familiengepäck. Viel Last zu tragen, bremst aus und macht den Weg beschwerlich. Ein Textteil aus dem Lied der deutschen Band «Silbermond» lautet:«Eines Tages fällt dir auf, dass du 99 Prozent nicht brauchst. Du nimmst all den Ballast und schmeisst ihn weg, denn es reist sich besser, mit leichtem Gepäck.Du siehst dich um in deiner Wohnung, siehst ein Kabinett aus Sinnlosigkeiten. Siehst das Ergebnis von kaufen und kaufen von Dingen, von denen man denkt, man würde sie irgendwann brauchen.»Ein Lied, das zu einem Frühjahrsputz im Herbst anregt, denn nicht nur wenn wir unterwegs sind, schleppen wir je länger desto mehr Dinge mit uns herum, sondern es sammelt sich auch einiges zu Hause an. Viele Dinge, selbst wenn sie nur da liegen, brauchen Raum und kosten Kraft. Besitz will geordnet und gepflegt sein. Viel Hab und Gut ist selbst dann, wenn es geordnet ist, durchaus eine Last. Besitz braucht nicht nur Platz, er bindet Kraft und kann das Leben ausbremsen und träge machen.Eine Geschichte erzählt von einem Touristen, der in einem Kloster bei den Mönchen übernachten darf. Er ist sehr erstaunt über die einfache und karge Einrichtung ihrer Zellen und fragt einen Bruder: «Wo habt ihr denn eure Möbel?» Schlagfertig fragt der Mönch zurück: «Ja, wo haben Sie denn Ihre?» «Meine?», erwidert der Tourist verblüfft: «Ich bin ja nur auf der Durchreise hier!» «Eben», antwortet der Mönch, «das sind wir auch!»Wir sind alle nur auf der Durchreise hier; und Jesus ist der Weg. Im Johannesevangelium (17, 6) spricht er: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.» Jesus ist der Weg; wie sind Sie auf ihm unterwegs? Was schleppen Sie alles mit? Was könnten Sie hinter sich lassen oder was dürfte ruhig auf der Strecke bleiben? Es reist sich besser, mit leichtem Gepäck!Martin Nägele, Diakon in Widnau