04.03.2022

Aus christlicher Sicht: Die Sinne schärfen

Die Fastenzeit hat zu Unrecht einen schlechten Ruf. Es ist eine Zeit, in der die Masken des Lebens fallen – und nein, ich meine nicht jenen Mund- und Nasenschutz, den wir seit Mitte Februar losgeworden sind.

Von Stefan Kiesewetter
aktualisiert am 02.11.2022
Es geht um jene Masken, die wir uns aufsetzen, um besser dazustehen.Mahatma Gandhi sagte über das Fasten: «Die Fastenzeit ist ein Teil meines Wesens. Ich kann und will auf sie ebenso wenig verzichten, wie auf meine Augen. Was die Augen für die äussere Welt sind, ist das Fasten für die innere.»Zu fasten bedeutet nicht, auf alles zu verzichten, was Freude und Spass bereitet. Es bedeutet, sich bewusst zu machen, was das Leben erfüllt und wie man das Leben der Mitmenschen bereichern kann.Die 40-tägige Fastenzeit ist eine Chance der inneren Einkehr: Sich bewusst zu werden, was das Leben ausmacht, die eigenen Lebenspläne prüfen oder gegebenenfalls Korrekturen vornehmen und die Pläne Gottes mit einem zu erkennen.Zu fasten bedeutet nicht, auf etwas zu verzichten, sondern zu erkennen, was einem davon abhält, sich menschlich (und nicht künstlich perfekt) zu verhalten. Diese Zeit ist eine Chance, das Auto beispielsweise stehen zu lassen, nicht bloss um das ökologische Gewissen zu beruhigen, oder auf Nahrung zu verzichten, um später in die Sommerkleidung zu passen. Es geht in der Fastenzeit nicht bloss darum, seine Gesundheit zu fördern, die Cholesterinwerte im Blut zu senken oder die Work-Life-Balance zu verbessern.Diese 40 Tage dienen nicht dem Verzicht auf etwas, sondern für etwas.Man kann zum Beispiel auf den Gebrauch des Natels verzichten, um mehr Zeit mit seinen Mitmenschen zu verbringen oder bewusst mit Gott im Gebet ins Gespräch zu kommen. Befreit man sich von eigenen Bedürfnissen, schärft man seine Sinne für Gott und seine Mitmenschen. Unter diesen Bedingungen ist die Fastenzeit eine ganz besondere Zeit, die zu Unrecht einen schlechten Ruf hat.Stefan KiesewetterPastoralassistent in Au

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