10.09.2021

Aus christlicher Sicht: Der Weg zurück ins Paradies

Das Paradies soll die Heimat des Menschen sein, dort soll es ihm an nichts fehlen. Dort wird er für immer glücklich und versorgt sein.

Von Renato Tolfo
aktualisiert am 03.11.2022
Im biblischen Schöpfungsbericht ist das Paradies jedoch kein «All-inclusive»-Ferienort. Nein, da wartet Arbeit auf den Menschen. Es ist zwar fruchtbares Ackerland, aber es ist eben ein Garten, ein begrenztes Gebiet, das in einer unfreundlichen Umwelt gepflegt werden muss. Der Mensch, der von Gott an diesen privilegierten Ort gesetzt wird, bekommt eine Aufgabe: Der Mensch als Gärtner, der Gottes Grund und Boden pflegt, bewahrt und fachgerecht bewirtschaftet.Bald wird auf dem Baum des Lebens die Schlange ihren Auftritt haben. Die Menschen werden das tun, was sie nicht sollen. Gott wird sie aus dem Paradies vertreiben und den Engel mit dem Schwert davor stellen, dass sie nie mehr zurückkehren, so lange sie leben. Der Ungehorsam der Menschen zerstört alles.Wir leben nicht im Garten Eden. Das verlorene Paradies müssen wir auch nicht irgendwo auf der Landkarte suchen. Zu viel Hass, Zerstörung, Gewalt, zu viel Leid und unnötiges Sterben sind in unserer Welt, als dass wir es einfach ohne Abstriche als paradiesisch empfinden könnten. Einsamkeit, Trauer, Anfeindungen, Abschiede, Krankheiten und vieles mehr zählen zu den Erfahrungen, die nichts mit dem Paradies gemeinsam haben. Mit all dem müssen Menschen fertig werden, müssen es verarbeiten, um ein erfülltes Leben führen zu können.Paradiesisch, das müsste doch heissen; dass jeder Mensch im Einklang mit sich, mit seinen Mitmenschen und mit Gott in einem echten Frieden lebt; dass alle die Früchte ihrer Arbeit geniessen können, ohne dass andere Menschen ausgebeutet werden. Darum will die Geschichte vom Garten Eden uns nicht sagen, wie es ist, sie will uns daran erinnern, wie es sein könnte.Wie Gott Adam und Eva die Aufgabe gibt, seinen Garten zu bebauen und zu pflegen, so auch uns. Unsere Aufgabe ist es, Gottes Hausmeister und Landschaftspfleger zu sein. Nicht ausbeuten und ausplündern als wäre sie unser Eigentum oder unser Werk, sondern bewirtschaften und bewahren wie ein anvertrautes Gut sollen wir diese Welt. Wir sollen uns um seine Schöpfung kümmern und im Besonderen auch um seine Geschöpfe. Gerade um die, die etwas Schwieriges durchmachen, die kraftlos oder einsam sind.Verspielen wir unsere Aufgabe und Verantwortung nicht so leichtfertig, wie es Adam und Eva machen werden, indem sie sich über Gottes Gebot hinwegsetzen. Es gibt so viel Schönes in dieser Welt, das sich lohnt zu pflegen und zu bewahren.Renato TolfoPfarrer in Rebstein

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.