Es heisst da: «Ich sage euch; ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder der umkehrt.» (Lk 15, 10). Heutzutage sollten wir ergänzen: … und ebenso um eine einzige Sünderin, die umkehrt. Es geht mir dabei nicht um den Begriff der Sünde, der mittlerweile eher mit Schokolade und Gaumenfreuden als mit menschlicher Rechtschaffenheit und Umkehr verknüpft ist. Sondern um die Vorstellung, dass Gott sich nicht alleine freut, vielmehr alle Engel mit ihm. Das klingt nicht nach Heulen und Zähneknirschen (Mt 12, 13 – 14) im Reich Gottes, sondern nach Zuneigung und Wohlwollen angesichts der Ewigkeit. Engel sind in diesem Sinne Ausdruck der Gemeinschaft, die wir Menschen mit Gott und all seinen Geschöpfen pflegen sollen – im Jenseits und im Diesseits. Woher kommt diese Vorstellung: Das Alte Testament kennt unterschiedliche Aufgaben und Erscheinungsweisen von Engeln. Dazu gehört auch die Vorstellung eines himmlischen Hofstaats: Gott als himmlischer Herrscher wird umgeben von übernatürlichen, gottähnlichen Wesen, die auch Diener, Heilige oder Gottessöhne genannt werden. So verstanden gehorchen die Engel Gottes als himmlische Schar seinen Weisungen und stellen zugleich die Verbindung zur Erde her, wie es eindrücklich am Beispiel Jakobs in Bet-El beschrieben wird: «Da hatte er einen Traum: Er sah eine Leiter, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder.» (Gen 28, 12)Hingegen sind Engel im Neuen Testament meist Überbringer göttlicher Botschaften: der Erzengel Gabriel verkündet Maria die Geburt ihres Sohnes Jesus. Am Grab Jesu tröstet ein Engel die traurigen Frauen mit der Botschaft, dass Jesus auferstanden ist.Die Existenz von Engeln wird in der Bibel als selbstverständlich vorausgesetzt, auch weil ihre Wirksamkeit, ihre Hilfe und ihr Trost von Menschen zu allen Zeiten und in fast allen Religionen erfahren worden sind. Dies zeigt sich ebenfalls darin, dass die Vorstellung von Schutzengeln weit verbreitet ist. In meinem Kinderzimmer hing ganz selbstverständlich das Bild eines Engels, der ein Kind auf seinem Weg durchs Leben begleitet. Es war eine Zeichnung der Franziskanerschwester Maria Innocentia Hummel aus dem Kloster Siessen im Allgäu. Dieses Bild eines Schutzengels hat sicher die Vorstellungswelt meiner Kindheit mitgeprägt und mir das Gefühl von Geborgenheit und Unterstützung vermittelt. In diesem Sinne ist der Satz aus der Bibel, dass sich die Engel im Himmel freuen werden, sehr erfreulich – anscheinend haben wir auch dann im Himmel neben Jesus unseren Schutzengel, der uns zur Seite steht.Armin Scheuter
Pastoralassistent in Kobelwald