18.02.2022

Aus christlicher Sicht: Bäume tun uns gut

Ich liebe den Wald. Leider gibt es immer weniger davon. Speziell hier im Rheintal. Vor ein paar Jahren war ich im Studienurlaub an der Ostsee in Greifswald.

Von Andreas Brändle
aktualisiert am 02.11.2022
Da habe ich richtige Wälder kennengelernt. Stundenlang durch den Wald gehen und den Gedanken nachhängen, das hat gut getan. Und der Wald tut gut, Bäume tun uns Menschen gut, das ist sogar wissenschaftlich bewiesen. Sie stärken unser Immunsystem, gerade in Zeiten von Corona. Sie helfen uns, Stress abzubauen und Abstand von unseren Alltagssorgen zu bekommen.An der Ostsee gibt es auf der Insel Usedom einen «Kur- und Heilwald». Und in Japan ist sogar das «Waldbaden» in. Soweit würde ich jetzt nicht gehen, ich umarme auch keine Bäume. Aber mich mal an einen Baum hinstellen und nachspüren, welche Kraft und Verwurzelung in so einem Baum steckt, das finde ich interessant. Letzthin war ich im Tessin unterwegs in einem Wald oberhalb von Tenero, jetzt, wo es dort furztrocken ist; in Indemini hat es ja auch gebrannt. Ich hab mich an eine starke, grosse Eiche gelehnt. Was ich gespürt habe, versuche ich in Worte zu fassen: Die Eiche steht da: fest, gesund, mit einem mächtigen Rumpf, verdorrten Blättern, alt, aber stabil. Ihre Wurzeln reichen hinab ins Erdreich, halten den Baum aufrecht, lassen ihn Wind und Wetter, Sturm und Schnee, Hitze und Frost überstehen. Am Wurzelstock hängt das Wurzelsystem. Über die Wurzeln versorgt sich der Baum mit Nährstoffen, die aufgenommen, gespeichert und weitergereicht werden – bis in die Blätter hinein. Die Grobwurzeln sind für das Gerüst zuständig und halten den Baum, die Feinwurzeln versorgen ihn. Wie das Rückgrat und die Muskelstränge beim Menschen.Bäume können sogar über die Wurzeln kommunizieren. Sie empfangen Informationen und geben sie weiter – am Baum selbst, zwischen Blättern und Wurzeln, aber auch von Baum zu Baum. Wissenschaftler konnten sogar nachweisen, dass Bäume Nährstoffe und Informationen quer durch den Wald austauschen. Fehlen einem Baum Nährstoffe, versorgen ihn die anderen Bäume.Das Bild vom Baum und seinen Wurzeln hat seine Parallelen in der Bibel. Im Psalm 1 heisst es: Ein Mensch, der Gottes Wort liebt und es eifrig studiert, «ist wie ein Mensch, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht.»Oder Jeremia vergleicht den, der auf Gott vertraut, mit einem am Wasser gepflanzten Baum, dessen Wurzeln zum Bach hin ausgestreckt sind (Jeremia 17, 8). Jesus spricht von guten und faulen Bäumen, die man jeweils an ihren Früchten erkennen kann. Das Wort zu hören ist so etwas wie der Nährstoff, den gesunde Bäume brauchen. Dann bringen sie von selbst gute Früchte.Andreas Brändle, Pfarrer in Diepoldsau

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.