Aus christlicher Sicht: Abgesagt ist angesagt

Zudem werden alle möglichen und unmöglichen Termine einfach gestrichen, obwohl man zuvor der Meinung war, es käme dem Weltuntergang gleich, diese zu verpassen.Die eine oder andere unangenehme Besprechung oder gar lästige Verpflichtung, die man sich in einem unbedachten Moment eingebrockt und später keine passende Ausrede gefunden hat – kein Problem, denn sie werden abgesagt. Das Kopfzerbrechen darüber, welcher Veranstaltung oder Einladung man am Abend den Vorrang gibt, hat sich erübrigt: alles abgesagt.In dieser aussergewöhnlichen Zeit machen viele von uns die aussergewöhnliche Erfahrung, dass der Stillstand des gesellschaftlichen und individuellen Lebens belastend, aber auch entlastend sein kann. Klar ist, dass im Moment abgesagt total angesagt ist.Aus all den Absagen entwickeln sich jedoch erstaunlicherweise in kürzester Zeit bereits unzählige neue Ansagen. Fast schon hat es den Anschein, als ginge es um ein gegenseitiges sich Überbieten und Wetteifern, wer ausgefallenere und kreativere Ideen hat. Firmen trumpfen mit neuen Verkaufsmodellen auf, Gastrobetriebe entwickeln originelle Ideen und auch die Kirchen versuchen via Live-Streams und vieler anderer Angebote für die Menschen da zu sein. Wir merken, dass Absagen uns neue Möglichkeiten eröffnen und unseren Blick auf das lenken, was angesagt ist. Zum Beispiel der Frühling – er ist ganz und gar nicht abge-sagt. Sonne ist nicht abgesagt. Liebe, Beziehungen, Familie, Freundschaften sind nicht abgesagt. Solidarität ist nicht abgesagt. Nachbarschaftshilfe und Freundlichkeit sind nicht abgesagt. Fantasie ist nicht abgesagt. Gespräche sind nicht abgesagt. Zuwendung ist nicht abgesagt. Hoffnung ist nicht abgesagt. Und beten – beten ist auch nicht abgesagt.Ramona Casanova-Baumgartner Pastoralassistentin in Rebstein