09.04.2021

Aus christlicher Sicht: 800 Jahre, das ist kein Alter

Je nachdem, worauf man dieses Alter bezieht! Und doch: Bei einer Organisation, die seit dem 13. Jahrhundert im Wechsel von Krisen und Aufschwung überlebt hat bis heute, lohnt sich ein Hinschauen.

Von Ingrid Grave
aktualisiert am 03.11.2022
Der Gründer war spanischer Herkunft, geriet auf einer Reise nach Südfrankreich. Dort blieb er hängen, was seinerseits nicht beabsichtigt gewesen war. Das Bleiben wurde für ihn zu einer Herausforderung. Er nahm sie an, und dies führte ihn zur Gründung des Prediger- oder Dominikanerordens. Damit klingt auch schon sein Name an: Dominikus. Vor 800 Jahren starb er in Bologna, Italien.Was trieb ihn um in seinem Leben?Ursprünglich hatte er als junger Priester Stille und Beschaulichkeit gesucht in der Gemeinschaft von Chorherren an der Kathedrale in Osma. Es war die erwähnte Reise in Begleitung seines Bischofs, die ihn in Südfrankreich in Kontakt brachte mit der religiösen Bewegung der Katharer. In Nachahmung der Apostel wanderten ihre Predi-ger in bewundernswerter Anspruchslosigkeit durchs Land, während der höhere Klerus der römischen Kirche in seinem Lebensstil ein Ärgernis darstellte.Hier setzte Dominikus an. Er orientierte sich an den Predigern der Katharer, wurde Wanderprediger und hielt Ausschau nach Gefährten, die sein Leben teilen wollten. Wohl eher unerwartet interessierten sich einige Frauen für das Predigtwerk. Ihre kleine Gruppe war der Beginn der dominikanischen Frauengemeinschaften. Dann entstand in Toulouse eine erste Gruppe von Männern, die 1216 zur Gründung des Ordens führte.Was macht nun die Langlebigkeit dieses Ordens aus? Seine demokratische Verfassung – sie stammt aus dem 13. Jahrhundert! Sie gibt allen das Recht auf Mitsprache und Mitbestimmung; alle Ämter im Orden sind zeitlich begrenzt. Die persönliche und gemeinsame Lebensgestaltung aus der Botschaft Jesu führt dazu, sich den Herausforderungen der jeweiligen Zeit zu stellen. Als Dominikanerin bin ich gehalten, mich ein Leben lang in irgendeiner Form weiterzubilden, vor allem im Verstehen des biblischen Wortes. Im Orden gilt ein umfassendes Verständnis von Predigt durch Wort, Tat und Gebet. Die tiefe Überzeugung, dass die Sehnsucht der Menschen nach dem Göttlichen, verborgen oder unverborgen, sich durch alle Epochen fortsetzt, gibt dem Orden einen Auftrag über 800 Jahre hinaus.

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