10.09.2021

Aufwertung für 170 Mio. Franken

Auf 500 Seiten ist beschrieben, wie das Rheintal sich entwickeln und was der Bund leisten soll: 50 Mio. Franken.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererDas umfangreiche Werk mit Namen «Agglomerationsprogramm Rheintal» (4. Generation) ist am Freitag der St. Galler Kantonsregierung übergeben worden und wird nun dem Bund weitergereicht. «Sehr guter gemeinsamer Spirit»Wer keine Lust auf 500 Seiten hat, kann zur achtseitige Faltbroschüre greifen, die einen schnellen Überblick vermittelt. In ihr heisst es: Das Rheintal «besteht aus mehreren kleineren Zentren, was besondere Ansprüche an die Entwicklung unseres Tales stellt». Es ist das gleiche Tal, ganz gleich, ob es vom Hohen Kasten oder vom Pfänder betrachtet wird. Also haben zwölf Gemeinden des St. Galler Rheintals und weitere zehn Vorarlberger Gemeinden zusammengespannt und in mehrjähriger Arbeit nicht nur einen «sehr guten gemeinsamen Spirit» entwickelt, wie Agglo-Vereinspräsident Reto Friedauer am Freitag sagte, sondern in minutiöser Kleinarbeit ebenso Strategien und Massnahmen, dank derer eine Vision wahr werden soll.Reto Friedauer ist erleichtertDiese Vision lässt sich zusammengefasst so beschreiben: Auch in den städtisch geprägten Gebieten ist der Alltag angenehm, das Velo- und Fusswegnetz vorbildlich, kein Ort erstickt im Durchgangsverkehr, Bus und Bahn fahren oft und das Umsteigen geht einfach und rasch. Arbeit und Wohnen sind möglichst nah beisammen, grössere Arbeitsgebiete besser verbunden, die Natur hat einen hohen Stellenwert. Siedlungsentwicklung und Verkehrsplanung sind grenzüberschreitend aufeinander abgestimmt.Wie man dorthin gelangt, beschreibt das aktuelle Aggloprogramm. Für interessierte Rheintalerinnen und Rheintaler ist sein Inhalt keine Überraschung, denn die beschriebenen Massnahmen waren in den letzten Jahren wiederkehrende Themen.Der Übergabe des 500 Seiten starken Monsterwerks des Vereins Agglomeration Rheintal an die St. Galler Regierungsrätin und Bauchefin Susanne Hartmann kam denn auch vor allem der Charakter einer kleinen Feier zu. Der Vereinsvorsitzende Reto Friedauer, der hauptberuflich als Gemeindepräsident in St. Margrethen wirkt, sprach von Erleichterung und sah auch fröhlich aus, als er bemerkte, nun sei das fertige Aggloprogramm in Richtung Bern unterwegs. Dort wird es bis Ende des nächsten Jahres vom Bundesamt für Raumentwicklung geprüft, bevor der Bundesrat im März 2023 darüber beschliesst. Das Ziel besteht darin, dass der Bund das beschriebene Massnahmenpaket unterstützt. Es geht um über zwanzig Massnahmen und rund 170 Mio. Franken. Der Agglo-Verein Rheintal verspricht sich eine Unterstützung durch den Bund mit etwa 50 Mio. Franken, was 30 Prozent entspricht. Reto Friedauer nannte vier Kriterien, die der Bund an ein Aggloprogramm stelle: Das Verkehrssystem muss besser werden, die Sicherheit erhöht und dem Ressourcenverbrauch und der Zersiedelung sind wirksam entgegenzuwirken.Neue Brücken, ohne Umsteigen Bus fahrenZu den Massnahmen gehören – als Schlüsselprojekt – eine neue Rheinbrücke Au-Lustenau für den Langsamverkehr und eine zweite zwischen Widnau und Diepoldsau. Die Fahrt von Dornbirn nach Altstätten oder von Götzis nach St. Margrethen soll ohne Umsteigen möglich und der öV deutlich besser ausgebaut sein. Noch ist die nötige einheitliche, einfache Tarifstruktur für das St. Galler Rheintal und das Vorarlberg wegen der preislich bis heute frappanten Unterschiede nicht gefunden; einer gemeinsamen Absichtserklärung sei man nun aber nahe gerückt, erklärte Susanne Hartmann am Freitag.Verkehr im Mittelrheintal bleibt langfristig ThemaMit Blick auf den motorisierten Verkehr sind verschiedene Aufwertungen vorgesehen. Sie betreffen etwa die Staatsstrasse von Rebstein bis Altstätten, die geplante Altstätter Ostumfahrung oder den Zoll- und Autobahnzubringer in Au. Die Suche nach einer Lösung von Verkehrsproblemen im mittleren Rheintal sei Gegenstand des nächsten Aggloprogramms, erklärte Reto Friedauer. Eine entsprechende Planung erfolge unabhängig vom Projekt S18 und sei als Ergänzung zu sehen.Eine besondere Rolle für eine Entwicklung nach innen spielen bedeutsame Flächen wie das Hämmerle-Areal in Feldkirch, das Areal Alp in St. Margrethen oder das Zentrum von Lustenau.Worum es bei all dem geht, fasste Susanne Hartmann in zwei Sätzen kurz und bündig zusammen: um die Bewältigung der Verkehrsprobleme in den Agglomerationen und die Koordination von Verkehrsinfrastruktur und Siedlungsentwicklung. Im Kanton St. Gallen ist das Rheintal eine von fünf Regionen mit je einem eigenen Aggloprogramm. Die anderen sind Wil, Obersee, St. Gallen-Bodensee sowie Werdenberg-Liechtenstein. Hinweisagglomeration-rheintal.org

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