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Fussball 09.11.2023

Aufsteiger aus dem Thurgau zu Gast am letzten Heimspiel 2023

Nach den vielen bekannten Teams, auf die Widnau teils schon seit Jahren trifft, kommt am Sonntag, 13.30 Uhr, ein Unbekannter auf die Aegeten: Der FC Tägerwilen. Die Thurgauer sind von der 2. Liga regional aufgestiegen und haben sich in den ersten Monaten in der 2. Liga interregional schon gut etabliert.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert am 09.11.2023

Die erstmalige Promotion der Seebuben in die Interregio hatte sich früh abgezeichnet. Von Anfang an krallten sich die Rot-Weissen mit Arbon, das in der Rückrunde auch abgeschüttelt wurde, an der Spitze fest. So stand der FCT am Schluss der Saison fünf Punkte vor Arbon und 19 (!) vor Calcio Kreuzlingen. Das bedeutete aber noch nicht den Aufstieg. In der Entscheidungsrunde ging es gegen die Waadtländer von Forward Morges, Tägerwilen gewann beide Spiele (2:0 und 5:1).

Tägerwilen liegt am Seerhein, der den Untersee mit dem Oberen Bodensee verbindet und zählt rund 5300 Einwohnerinnen und Einwohner. Der FCT hat eine junge, talentierte Mannschaft. Nach harzigem Start mit drei Niederlagen in drei Spielen holte der Aufsteiger beim 2:2 in Uster den ersten Punkt. Seither läuft die Maschine auf Betriebstemperatur. Ende September gewann Tägerwilen bei Dardania 2:1. Nach Niederlagen gegen Wil II (1:3) und Weesen (0:2) haben die Thurgauer eine Erfolgsserie gestartet und die letzten drei Spiele gewonnen: 4:1 gegen Rappi-Jona II, 3:2 in Bazenheid und 2:1 gegen Lachen/Altendorf. Dies zeigt, dass am Sonntag nicht einfach ein Aufsteiger auf die Aegeten kommt, dem man so schnell im Vorbeigehen die drei Punkte abzwackt. Tägerwilen hat aktuell nur zwei Punkte weniger als Widnau.

Trainer spielte bei Stuttgart und Schalke 04

Der FCT hat einen Juniorennatispieler: Philipp Käppeli stand bei der 0:2-Niederlage der Liechtensteiner U19 gegen die Alterskollegen des Kosovo auswärts in Kishnicë 90 Minuten auf dem Feld. Ein Augenmerk dürfte auch auf die Hermann-Brüder zu legen sein. Janis und Andrejs, lettisch-schweizerische Doppelbürger, sind Stammkräfte. Gil Lange, der 193 cm grosse Abwehrturm, spielte als Junior bei GC und dem FC St. Gallen, wo er bis zur U18 blieb. Dann spielte der 23-Jährige in regionalen Clubs (Romanshorn, Gossau und Amriswil). Ein stetiger Unruheherd ist auch der 167 cm grosse Captain Demian Titaro, der auf der rechten Seite wirbelt. Er spielte beim SC Brühl, beim SC Cham und beim FC Rapperswil-Jona.

Torhüter Luka Djordjevic kam 2015 aus Freiburg in die Schweiz. Ein Grund war sein Vater Kristijan, der als Co-Trainer unter Giorgio Contini zum FCSG kam und danach bei Schaffhausen einen gewissen Murat Yakin assistierte. Seit Juli 2020 ist Djordjevic Senior Übungsleiter des FC Tägerwilen. Über den 47-jährigen Serben könnte man ohne Weiteres eine ganze Seite füllen. Etwas älteren Semestern, die um die Jahrtausendwende regelmässig die Bundesliga verfolgten, dürfte der Name Kristijan Djordjevic geläufig sein. 1996 wechselte er von Reutlingen zum VfB Stuttgart, mit dem er es in ein DFB-Pokalfinal schaffte. Beim 2:0-Sieg gegen Energie Cottbus stand er im Kader, wurde aber nicht eingesetzt.

2001 wechselte Djordjevic zu Schalke, wo er in der Champions League zweimal gegen Arsenal und einmal gegen Panathinaikos zum Einsatz kam. 2002 stürmte Schalke in den Pokalfinal. Im Halbfinal in der Arena siegte das Team aus dem Ruhrpott nach Verlängerung 2:0. Djordjevic wurde in Minute 101 für Gerald Asamoah eingewechselt. Im Final gegen Leverkusen, den Schalke 4:2 gewann, er blieb aber ohne Einsatz. Dem Tägerwilen-Trainer gelang am 8. September 1998 ein nicht alltägliches Kunststück. Beim 4:0-Sieg im Bundesligaspiel gegen Kaiserslautern bereitete er alle vier Treffer vor.

«Wir müssen wieder einmal punkten...»

Widnau hat nach einer tollen Serie mit sieben Spielen ohne Niederlage zuletzt dreimal verloren. Bei allen Spielen, beim 2:3 in Frauenfeld, dem 3:4 gegen Chur und dem 1:2 gegen Leader SV Schaffhausen hat das Team nicht enttäuscht. Am letzten Samstag schnupperten die Widnauer, die auf neun Spieler verzichten mussten, sogar an der Überraschung, als es im Schaffhauser Stadion nach 92 Minuten 1:1 hiess. Dann gab der FCW den Punkt aber doch noch aus der Hand.

«Es war ein rassiges Spiel auf hohem Niveau», sagt Widnaus Co-Trainer Daniel Lüchinger, der von der Leistung seiner Rumpfmannschaft angetan war: «Ich denke, es war unsere beste Saisonleistung.» Mit Leo Hetzel und Philipp Herzog standen zwei 17-jährige Talente auf dem Feld. Lüchinger gefiel auch die Atmosphäre, die in der 8200 Fans fassenden Arena herrschte. «Es ist ganz anders als auf einem Bolzplatz. Man ist motivierter, wenn man in den Katakomben Dinge sieht, die man sonst nur am Fernseher zu sehen bekommt», so Lüchinger. Trotz der nur gut 150 Fans beschreibt Lüchinger das Feeling als «phänomenal». Etwa 50 Fans der «Spielvi» und die mitgereiste Widnauer Anhängerschaft machten gehörig Stimmung.

Gegen Tägerwilen sind Timon Cabezas und Ilija Ivic nach ihren Gelbsperren wieder dabei. «Wir hoffen, dass wir an die Leistung aus dem Schaffhausen-Spiel anknüpfen können», sagt Lüchinger. Das ist wichtig, denn nach den drei Widnauer Niederlagen schliessen die hinteren Mannschaften immer mehr auf. Lüchinger: «Langsam müssen wir wirklich wieder einmal punkten.»

2. Liga inter, Gruppe 4
Samstag: Adliswil – Schaffhausen, Frauenfeld – Chur, Lachen/Alt. – Dübendorf, Weesen – Dardania SG (16.00), Uster – Wil II (16.30), Bazenheid – Thalwil (17.30).
Sonntag: Widnau – Tägerwilen (13.30), Rappi-Jona II – Bülach (16.00).


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