Im Viertelfinal war der Deutsche Daniel Bohnacker vor Bischofberger aus der Start-Passage gekommen. Aber noch bevor die anspruchsvollen Elemente kamen, lag der Appenzeller schon wieder vorne. Er hatte auf einem Abschnitt überholt, an dem es eigentlich nicht möglich schien, zum Überholen anzusetzen.Das erinnerte an die Saison 2017/18, in der Bischofberger auch dank solchen Manövern den Gesamtweltcup und die Silbermedaille an den Olympischen Spielen gewann.Wieder Überholmanöver fast wie vor zwei JahrenIn jenem Winter war der Oberegger auch in Nakiska aufs Podest gefahren: Er wurde im Januar 2018 Dritter im Skigebiet, das für die Olympischen Spiele von 1988 in Calgary gebaut worden war. Getauft wurde der Ort auf den Namen Nakiska, das in der Sprache des Ureinwohnervolks Creek «Treffpunkt» bedeutet. Nakiska ist für Schweizer Skisportler ein guter Treffpunkt. Hier gewannen Vreni Schneider und Pirmin Zurbriggen Olympia-Goldmedaillen. Und die Schweizer Skicrosser eroberten in Nakiska bisher immer einen Podestplatz – die-se Serie endete allerdings am Samstag.Aber für Marc Bischofberger, der in dieser Saison bisher nicht einen Heat überstanden hatte, war der achte Platz ein erfreuliches Ergebnis. «Ich bin erleichtert, dass es endlich aufgegangen ist», sagt Bischofberger, «allerdings wurmt es mich ein bisschen, dass ich die Finalquali nicht geschafft habe. Sie war greifbar nah.»Im Halbfinal waren erneut Bohnacker sowie dessen Landsmann Florian Wilmsmann die Konkurrenten von Bischofberger. Zweimal versuchte er es, die deutsche Führung zu sprengen, beide Male knapp ohne Erfolg. Bischofberger zeigte auch in diesem Moment den Mut zum Angriff, der ihn an die Weltspitze gebracht hat – im Vergleich zu vor zwei Jahren fehlt allerdings noch eine Nuance Selbstverständlichkeit. Das zeigte sich auch im «kleinen Final», in dem der Appenzeller stürzte und einen weiteren Deutschen – Tobias Müller – mitriss. Beide überstanden den Abflug unverletzt.In Kanada, damals in Blue Mountain, hatte Bischofberger schon vor einem Jahr mit dem vierten Platz Mut geschöpft. Der Kurs in Nakiska liegt ihm ohnehin, weil er technisch sehr anspruchsvoll ist: «Nakiska enthält viele Elemente.» Und vor allem auch viele verschiedene dieser Elemente: Eine doppelte Links-Rechts-Kombination, zwei breite Steilwandkurven, oben einen nach rechts abfallenden Sprung und unten viele Wellen. Auf dieser Strecke setzten sich die Kanadier durch: Reece Howden siegte zum ersten Mal im Weltcup, der Gesamtführende Kevin Drury wurde Zweiter. Daniel Bohnacker holte für die ungewohnt starken Deutschen – drei in den Top 8 – einen Podestplatz. Von den Schweizern überstand nebst Bischofberger nur Ryan Regez die Achtelfinals. Der Wengener erreichte ebenfalls den Halbfinal und beendete das Rennen als Sechster.Mit neuem Selbstvertrauen im Gepäck nach SchwedenIm Gesamtweltcup bleibt Bischofberger mit Platz 35 weit zurück. Aber wichtiger ist die Momentaufnahme, die festhält, dass Bischofberger das erste wirklich zählbare Ergebnis der Saison geglückt ist. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis es bei ihm «Klick» macht, hatte Nationaltrainer Ralph Pfäffli einst gesagt.Jetzt ist es hoffentlich so weit. Im Weltcup bleiben dem Oberegger, der am nächsten Sonntag seinen 29. Geburtstag feiert, noch sieben Rennen zur Verbesserung. Die nächsten zwei in einer Woche in Idre Fjall (Schweden). Dort fuhr Bischofberger sowohl 2017 als auch 2018 als Zweiter aufs Podest.