St. Margrethen «Zwischen 16 und 18 Uhr fahre ich nicht auf der Hauptstrasse durchs Rheintal – und schon gar nicht mit dem Velo», sagt Karin Hasler, Präsidentin der SP Rheintal und Kantonsratskandidatin. Während des Berufsverkehrs ist der Balgacherin die Strasse zu vollgestopft.«Verkehrskollaps Rheintal – wie weiter?», fragte sich die Partei gestern an einer Podiumsdiskussion im Rheinausaal selbst. Der St. Margrether Gemeindepräsident Reto Friedauer, der als Präsident des Vereins für das Agglomerationsprogramm Rheintal zum Mitdiskutieren eingeladen worden war, fand es zwar reichlich zugespitzt, von einem Kollaps zu sprechen. Doch es stimme: «Der Verkehr ist ein wachsendes Problem.» Die Gemeinden der Region möchten es grenzübergreifend angehen und bereiten ein Paket aus mehreren Projekten vor, für welches Geld aus dem Agglomerationsprogramm des Bundes beantragt wird.Um die Ortszentren und Grenzübergänge zu entlasten, brauche es die Verbindung zwischen den beiden Autobahn durchs Rheintal. Friedauer sprach weiter von einer Entlastungsstrasse anstelle der heutigen Rietstrasse zwischen Diepoldsau und Balgach, von der Ostumfahrung Altstätten und von einer Zufahrt von der Industrie Widnau-Au auf die Autobahn am Grenzkreisel vorbei.Auf diese Weise soll es auf den Strassen mehr Platz für den Bus geben, der heute oft wegen der vielen Autos nicht vorwärtskommt und deshalb den Anschluss an den Zug verpasst. Erst dann werde der öffentliche Verkehr für Pendler attraktiv.Für den Individualverkehr ist nach Ansicht des St. Margrether SP-Kantonsratskandidaten Armin Hanselmann das Velo das Verkehrsmittel der Zukunft. Das sehen die Gemeinden genauso, umso mehr als die heutigen Elektrovelos boomen. Deswegen sollen mit dem Agglo-Programm auch Lücken im Velowegnetz geschlossen werden.Auch Laura Bucher, St. Margrether Kantonsrätin und Regierungsratskandidatin, spricht sich für den kombinierten Verkehr aus. Jemand der am Hang wohne, wolle im Winter nicht mit dem Velo zur Arbeit fahren müssen. Karin Hasler hingegen ist skeptisch. Sie fürchtet, dass nach dem Bau von Entlastungsstrassen viele erst recht weiter mit dem Auto zur Arbeit fahren. Firmen-Parkplätze dürfen nicht mehr gratis seinReto Friedauer ist sich dieser Gefahr bewusst. Es brauche mehr, damit die Pendler, auch jene von ennet dem Rhein, künftig mit dem Velo oder ÖV zur Arbeit fahren: «Solange es bei den Firmen so viele freie Parkplätze hat, fehlt der Anreiz.» Ruedi Blumer, SP-Kantonsrat aus Gossau und VCS-Schweiz-Präsident, fügte an, dass auch ein reduziertes Parkplatzangebot nicht gratis sein dürfe – auch nicht für den Chef. Und letztlich brauche es den Willen jedes Einzelnen, sein Verhalten zu ändern. Mit dem Auto zu fahren statt mit dem Velo, sei wie den Lift zu nehmen statt der Treppe gleich daneben. Diese Automatismen gelte es zu überwinden.Auch Laura Bucher hofft auf ein Umdenken: «Wenn die Leute nur erst erkennen, dass ein Grossteil des Verkehrs hausgemacht ist, sind wir schon einen grossen Schritt weiter.»