27.05.2021

Aufbruch in eine neue Ära

Haubensak Weine feierte den neu bestückten Hang mit dem Einschwemmen des letzten Rebstocks.

Von Reto Wälter / Sara Burkhard
aktualisiert am 03.11.2022
«Das ist ein Meilenstein in unserer Firmengeschichte», sagte Dionys Wyss, Geschäftsführer der Weinkellerei Haubensak, nachdem er gezeigt hatte, dass auch der Chef weiss, wie man eine Rebe einpflanzt. Es ist eine Tradition, dass die Neubepflanzung eines grösseren Parzelle mit einem kleinen Festakt gefeiert wird. Dazu gehört, dass der letzte Stock des neubepflanzten Hanges vor Ort eingesetzt und mit einer Flasche Rotwein eingeschwemmt wird (siehe Video). Vor versammelten Team, das sich aus sechs Festangestellten und 15 Rebfrauen und -mannen zusammensetzt, die saisonal mitarbeiten, liess es sich einer nicht nehmen, auch noch ein Apérogläschen Weisswein dazu zu kippen. Schliesslich wurden auf einer Hektare (10 000 Quadratmeter) auch 1650 Stöcke der weissen Traube Muscaris gepflanzt. Rund 55 Aren wurden mit 1800 Stöcken der blauen Sorte Divico bestückt. Einerseits war es an der Zeit, die über 40-jährigen Blauburgunder- und Müller-Thurgau-Stöcke zu ersetzen, andererseits wurde damit ein grosser Schritt Richtung Bioweinbau getan.Über 3500 neue Rebstöcke gepflanzt«Es ist besonders schön, diese neue Ära an dieser geschichtsträchtigen Lage zu beginnen», sagte Wyss in seiner Ansprache. Die Hänge am Altstätter Forst oberhalb des ehemaligen Altersheims wurden von Haubensak 1910 vom Bürgerspital St. Gallen übernommen. Die Firma wurde so von einem reinen Handelsbetrieb auch zum Weinproduzenten. Die Neubestockung, rund ein Zwölftel der Fläche, die Haubensak bewirtschaftet, wurde genutzt, um die Parzellen zu terrassieren. Der Zugang zu den Pflanzen ist auf den quer zum Hang verlaufenden Reihen einfacher. Und auch die Arbeit ist auf den waagrechten Flächen angenehmer zu verrichten als im steil abfallenden Hang. Die Drähte, um die Triebe in die Breite zu ziehen, werden nächstes Jahr gespannt. Im dritten Jahr dürfte der Ertrag der neuen Stöcke bei etwa 40 Prozent liegen. Damit werden dann auch Erfahrungen gesammelt, wie die neuen Sorten schliesslich ausgebaut werden sollen. Dionys Wyss, Geschäftsführer Haubensak Weine, richtet vor dem Einschwemmen des letzten Rebstocks am neubepflanzten Hang einige Worte an sein Team. Im Hintergrund ist ein Teil des neu terrassierten Hanges zu sehen. (Bild: Reto Wälter)Widerstandsfähige Sorten ausgewähltDie blaue Traube Divico, die von Agroscop, der Forschungsstelle des Bundes, gezüchtet wurde, soll im Eichenfass zu einem fruchtigen, tiefroten Wein reifen, der sich zu einem guten Essen anbietet. Die weisse Muscaris-Traube zählt zu den Sorten der Muskateller und eignet sich als Apérowein. Der pilzfeste Solaris und die Bouquetsorte Muskateller standen Pate für Muscaris, den Nobert Becker 1987 am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg züchtete. Entsprechend müssen beide neuen Sorten massiv weniger gespritzt werden. Verwaltungsratspräsident Karl Zünd erklärte dem Team bei Wein, Wurst und Brot, dass der ganze Betrieb auf Bio umgestellt werde. Es sei geplant, weitere Parzellen mit widerstandsfähigen Sorten zu bestücken. Bio könne aber mit herkömmlichen oder mit neuen Sorten geschehen: «Es ist wichtig, dass ihr diesen Weg mitgeht und überzeugt seid davon. Es ist für unsere Umwelt wichtig, auf die Natur zu achten.» Zünd meinte weiter: «Bioweine sind inzwischen nicht nur salonfähig, sondern erhalten auch Bestnoten in der Qualität. Ich bin überzeugt, sie werden in Zukunft eine immer grössere Rolle spielen.» Bereits jetzt wird in den Rebbergen von Haubensak Weine die Biodiversität gefördert. Indem für die Tierwelt wertvolle Einsaatmischungen verwendet werden, damit die Bodenerosion verhindert wird. Dieses Gras wird in einem angepassten Zyklus gemäht und auch  Platz für Buschwerk und Totholzhaufen wird geschaffen. Der Betrieb selber soll in den kommenden fünf Jahren für eine Biozertifizierung fit gemacht werden. Bis dann wird auch die erste Kollektion Biowein aus den neuen Rebsorten in den Handel gelangen. 

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