21.01.2021

Auf schmalen Latten auf und davon

Langlaufen boomt. Auf den Loipen im Appenzellerland hat es immer noch viel Platz – und derzeit genug Schnee.

Von Karin Erni
aktualisiert am 03.11.2022
Karin ErniDas Langlaufzentrum Gonten ist mit 58 Kilometern Loipen das grösste im Appenzellerland. Hier können sich Jung und Alt unkompliziert mit dem nordischen Sport vertraut machen. Gleich drei Schulklassen wärmen sich lautstark auf der Ebene beim Langlaufzentrum Gonten auf. Sie werden den Nachmittag statt in der Schulstube bei strahlendem Sonnenschein auf der Loipe verbringen. «Die Begeisterung in den Augen der Goofen zu sehen, motiviert mich», sagt Walter Motzer und lächelt. Der Dorfbäcker ist seit 20 Jahren Präsident des Loipe-Clubs Gonten. Er und sechs weitere Vorstandsmitglieder sind verantwortlich für die Präparation der Langlaufloipen. Dazu kommen noch knapp fünf Kilometer Winterwanderwege. In einem guten Winter könnten pro Mann schon 200 bis 300 Arbeitsstunden anfallen, sagt Motzer. «Wir arbeiten für einen kleinen Stundenlohn. Die Arbeit macht uns Spass, weil wir alle selber begeisterte Langläufer sind und Freude an einer gut präparierten Loipe haben.» Er selbst nehme manchmal eine Schaufel mit zum Langlaufen, erzählt Motzer lachend. «Dann kann ich sofort ausbessern, wenn ich irgendwo ein Loch im Schnee sehe.»Mooriger Boden erfordert FingerspitzengefühlVorstandsmitglied Erwin Hörler fährt den roten Pistenbully aus der Garage. Das Gerät hat zwar schon drei Jahre auf dem Buckel, sieht aber aus wie neu. «Wir pflegen ihn gut und stellen ihn nach Gebrauch immer wieder ins Gebäude», sagt Hörler. Im letzten Jahr hatte das Fahrzeug wegen des Schneemangels keine einzige Betriebsstunde zu verzeichnen. Diese Saison war es bereits über 50 Stunden im Einsatz. Um den empfindlichen Boden zu schonen, ist der Pistenbully mit speziellen Gummiraupen ausgestattet. «Die sind wie Sommerpneus beim Auto. Einen verschneiten Berg hochfahren wie ein normales Pistenfahrzeug kann man damit natürlich nicht.» Im Herbst beginnt die Arbeit der Loipenbauer, wenn die Kühe nicht mehr auf der Weide und die Zäune abgebaut sind. Als Erstes gilt es, die Markierungspfähle an den richtigen Stellen einzuschlagen. Wenn es geschneit hat, zieht der Pistenbully schon morgens um 5.30 Uhr seine Spuren durch die Gontner Hochebene. Die Loipenpräparation brauche Erfahrung und Fingerspitzengefühl, sagt Hörler. «Wenn nur wenig Schnee liegt und der Boden nicht gefroren ist, muss besonders vorsichtig gefahren werden. Die moorige Erde ist weich und Wühlmäuse graben gerne ihre Gänge unter dem Schnee.» Immer öfter kommt darum der Schneetöff beim Spuren zum Einsatz. «Er ist leicht und ideal, um den Schnee ein erstes Mal zu komprimieren, dann sinkt die grosse Maschine weniger ein.» Nach Tagen mit viel Betrieb muss die Spur auch am Abend nochmals ausgebessert werden. Wachsender Zulauf an SchnuppertagenMit der Loipenpräparation allein ist es noch nicht getan. Die Vorstandsmitglieder helfen am Wochenende auch in der Materialvermietung im Wachshöttli aus. Über die vergangene Weihnachtszeit seien sie manchmal bis zu elf Stunden pro Tag im Einsatz gestanden. Einnahmen generiert der Verein nebst der Skivermietung aus dem Verkauf von Tageskarten und Loipenpässen. Schon seit einigen Jahren gibt es einen Trend hin zu den schmalen Latten. An den Schnuppertagen hätten sie jeweils bis zu 100 Teilnehmer gezählt, sagt Motzer. «Leider können wir diese Veranstaltungen aktuell nicht durchführen.» Der Loipe-Club profitiere aber letztlich von Corona, sagt Motzer. «Die Leute fahren weniger weg. Sie wollen sich mehr bewegen und sich polysportiv betätigen.» Gonten sei für diese Nutzer ideal. «Bei uns kann man die Ausrüstung für wenig Geld mieten. Das lohnt sich, wenn man nur wenige Male pro Jahr auf die Ski geht.» An der Arbeit als Präsident des Loipe-Clubs gefällt ihm, dass es eine saisonale Sache ist. «Im Frühjahr wird alles abgeräumt und wir haben für eine Weile Ruhe.»

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