01.06.2022

Auf einem Second-Hand Velo durch Europa

Veloreisen liegen im Trend. Auch Fabio Schärer machte sich auf den Weg und meisterte erste Hürden mit Erfolg.

Von at
aktualisiert am 02.11.2022
Zum Zeitpunkt des Gesprächs befand sich Fabio in Saint-Amand-Magnazeix, oder geographisch etwas grob ausgedrückt: Mitten in Frankreich, 800 Kilometer von seinem Ausgangspunkt entfernt. Start der Reise war am 22. Mai in Rorschach, wo Fabio, der in Widnau aufgewachsen ist, seit Kurzem wohnt. Dort schwang er sich in den Sattel und radelt seither jeden Tag etwa 100 Kilometer Richtung Süden. Geplant ist eine Rundfahrt via Bordeaux, Lissabon, Gibraltar, Barcelona, Nizza, Mailand und über das Tessin wieder nach Hause. Fabio hat für die Reise drei Monate geplant, danach beginnt seine Ausbildung zum Pflegefachmann HF. Zuvor arbeitete der 22-Jährige als Fachmann Gesundheit im Spital.City-Bike auf Ricardo gekauft Der Plan, eine Reise mit dem Velo anzutreten, kam nicht von ungefähr: Bereits im Kindesalter fuhr Fabio einmal im Jahr mit seinem Vater um den Bodensee. Daraus entstand der Wunsch, irgendwann auf eigene Faust Velotouren anzutreten. «Mit dem Auto sieht man nicht besonders viel und zu Fuss kommt man nicht sehr weit, somit ist für meinen Geschmack das Velo das beste Fortbewegungsmittel», sagt Fabio. Auf die Reise vorbereitet hat er sich mit Videos auf YouTube. Dort holte er sich Tipps, was auf einer solchen Tour nicht fehlen darf. Natürlich ein taugliches Velo: Dieses ergatterte sich Fabio für 300 Franken beim Online-Auktionshaus Ricardo. Das City-Velo sei nichts Spezielles, aber robust. Denn Fabios Routenplaner, Google-Maps, führte ihn bereits auf herausfordernde Wege: Am dritten Reisetag landete er in einer Schlucht, die schmaler war als sein bepacktes Velo. Zu allem Übel folgten auch noch Treppen. Doch umkehren kam für Fabio nicht in Frage. «Ich nahm das Gepäck vom Velo und trug es bis ans Ende der Schlucht, danach holte ich das Fahrrad und schleppte alles die Treppen hoch.» Zwei Stunden für einen Kilometer seien damit draufgegangen. Seit dieser Erfahrung checkt der 22-Jährige die Route am Vorabend immer genau ab und nutzt hauptsächlich Hauptstrassen. Die Zeit auf dem Velo vertreibt sich Fabio in dem er die Landschaft geniesst oder Musik hört. «Bis jetzt ist es einfach geil», lautet sein Fazit nach den ersten Tagen. So geil, dass er sogar an seinem Pausentag 70 Kilometer zurücklegte. Der Rheintaler geniesst es, alleine unterwegs zu sein. So kann er in seinem eigenen Tempo fahren und individuelle Pausen einlegen. Er kommt aber auch in Kontakt mit anderen Leuten. «Einen halben Tag war ich mit einem Veloreisenden unterwegs, da wir in die gleiche Richtung wollten», erzählt Fabio.Jeden Tag baut er sein Zelt mit mehr Übung auf An den Abenden muss Fabio jeweils das Zelt aufstellen und den Schlafplatz einrichten. Das dauerte zu Beginn zwei Stunden. Mittlerweile schafft er es in einer halben Stunde: «Es ist eine Tortur, aber man gewöhnt sich daran und ich werde von Tag zu Tag schneller». Das Abendessen kocht er mit einem Gaskocher. Meistens stehen einfache Gerichte wie Nudeln mit Tomatensauce, Reis und Gemüse, das er am Nachmittag einkauft, auf dem Speiseplan. Dem Muskelkater beugt Fabio mit Magnesium und täglichem Dehnen vor. Und von Erschöpfung ist noch keine Spur. «Klar ist es manchmal anstrengend, wenn der Weg bergauf geht, doch danach werde ich meistens mit einer schönen Aussicht und einer Fahrt bergab belohnt», sagt Fabio. Seine «kleine» Europa-Tour ist gleichzeitig eine Vorbereitung auf längere Veloreisen. Auf seiner Wunschliste steht die Route nach Peking via Istanbul und eine Reise durch Südamerika. Diese Projekte müssen aber bis nach dem Studium warten.Fabio postet Bilder seines Veloabenteuers auf Instagram @fabioschaerer.

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