19.07.2022

Auf der Suche nach einem neuen Flauder

Das Erfrischungsgetränk Flauder machte die Goba AG vor 20 Jahren über die Grenzen des Appenzellerlands hinaus bekannt. Das Sortiment ist seither stetig gewachsen. Nicht alle Produkte trafen den Geschmack der Kunden. Ein Besuch in der Manufaktur in Bühler.

Von Ramona Koller
aktualisiert am 02.11.2022
Ramona KollerDas berühmteste Produkt der Goba AG ist das Flauder Original. Seit 20 Jahren ist das kalorienarme Erfrischungsgetränk auf Holunderblüten- und Melissenbasis und mit Mineralwasser auf dem Markt. Seither sind verschiedene Mitglieder zur Flauderfamilie hinzugestossen. Einige sind heute nicht mehr erhältlich, wie beispielsweise das Quitten-Rhabarber-Flauder. Das jüngste Flauder ist das Yolo mit Yuzu-Geschmack.«Mit Flauder erfüllten wir uns vor 20 Jahren den Wunsch eines leichten Erfrischungsgetränks und das war wie sich im Nachhinein herausstellte ein richtiger Glücksfall», wie die Marketingverantwortliche Sonja Breda erklärt. Damals habe man kein Marketingbudget gehabt. Das Flauder habe anders Bekanntheit erlangen müssen. Breda erklärt: «Auf jeden Harass, der die Goba verliess, gab es eine Flasche Flauder obendrauf – und den Leuten hat’s geschmeckt.»In der Flasche mit dem Flickflauder drauf ist aber nicht mehr exakt dasselbe Flauder drin wie früher. Mit guten Partnerschaften baute Goba ab 2008 den Kräuteranbau für den Kräuterextrakt in der Region auf. Auch Holderblüten und Melisse werden in der Zwischenzeit regional angebaut. «So gelingt uns Schritt für Schritt immer mehr Regionalität und Swissness in dieses Produkt zu bringen. Das war ein hartes Stück Arbeit und wir sind auch ein bisschen stolz darauf», sagt Breda. Auch kam es zu einer Reduktion der Süssstoffe und so entspricht das heute 20-jährige Flauder dem aktuellen Zeitgeist.Die nächste Herausforderung sei nun, das Getränk und die ganze Flauderfamilie auch bei der ganz jungen Generation bekannt und beliebt zu machen. Das Gesundheitsbewusstsein sei heute ein anderes als früher. Das Flauder als kalorienarmes Getränk mit Mineralwasser treffe diesen Nerv. «Für grosse Kampagnen sind wir zu klein. Wir werden es also wie früher machen und die Leute mit dem Wichtigsten überzeugen – dem Produkt», erklärt Breda.Neuester Likör mit Haselnuss und ZiegenmilchDie Goba ruht sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Stetig werden neue Produkte entwickelt. Dabei wird viel getüftelt. Weisse Schoggi, Haselnuss und – Ziegenmilch? Die Geschmackskombination im jüngsten Goba-Likör, dem Löckler, ist ausgefallen. Marianne Hutter, Leiterin der Goba Manufaktur im Bühler erinnert sich: «Auch unsere Mitarbeitenden fanden die Kombination mit Ziegenmilch aussergewöhnlich, als wir ihnen den Likör zur Degustation reichten. Einige rümpften die Nase.»Dennoch wurde der weisse Likör probiert und – für sehr fein eingeschätzt. 19 Liköre befinden sich derzeit im Sortiment der Goba AG. Der Wunsch nach einem Weissen führte schliesslich zum Löckler. Zuerst habe man mit Kokosnuss und Ananas experimentiert. Schliesslich habe aber die Idee mit der weissen Schokolade überzeugt. «Wir hatten allerdings eine weitere grosse Herausforderung: Der Löckler dickte immer ein», erklärt Hutter. Schliesslich sei ein Mitarbeiter aus der Produktion auf die Idee gekommen, der Rezeptur Geissenmilch beizugeben. Nach dem ein Grundrezept steht, wird ein Produkt bei der Goba jeweils von ausgewählten Mitarbeitenden verkostet und bewertet. «Während des Prozesses bemerkten wir, dass das gewisse Etwas fehlt. So wurde die Rezeptur mit unserem Haselnusslikör ergänzt», so Hutter.Im Innovationsmotor Forum Zukunft schliesslich wird das Gebinde für das Produkt bestimmt, das Grafik-Briefing erstellt und der Name entwickelt. Löckler nennt man den Lockgesang, um die Tiere von der Weide in den Stall zu locken. Besonders gefreut habe man sich, dass lokale Geschäfte, wie eine Confiserie oder eine Gelateria, Kreationen mit dem Löckler anbieten.Zum ersten Mal nahm die Goba AG mit einem Likör an der Swiss Spirits Review, einem Wettbewerb für Spirituosen, teil. Bei der Blindverkostung vermochte der Likör zu überzeugen und hat mit einer sehr hohen Punktzahl Gold gewonnen. «Und für uns das Wichtigste und natürlich auch Entscheidende – auch bei der Kundschaft kommt er sehr gut an. Unsere Verkäuferinnen blicken vor der Degustation meist in gespannte Gesichter. Den Löckler muss man einfach probieren», erklärt die Leiterin Manufaktur. Die Goba AG sei ein Innovationsunternehmen. «Wir versuchen immer wieder etwas Neues auf den Markt zu bringen», so Breda. Da ist es nur natürlich, dass es auch Fehlschläge gibt. Himbo und Bergamotte wurden zum Beispiel vom Markt genommen, da sie aufgrund von Farbstoffen nicht mehr dem Zeitgeist entsprachen. Auch die Kaffee Limonade «Chalte Kafi» verschwand wieder aus dem Sortiment. «Zu früh? Wir wissen es nicht», so Breda. Dies aber auch, weil man Platz für Neues schaffen will. Mit der stetigen Entwicklung neuer Produkte wolle man sich auch selber fordern.«Die Manufaktur bietet uns den idealen Ort, um Ideen im Kleinen auszuprobieren. Dank der kleineren Produktionsmengen benötigen wir auch eine kürzere Vorlaufzeit. Und wir können auch in der Manufaktur etwas auf dem Markt bringen, das wir danach mit Mineralwasser fertig konfektionieren, wie der erfolgreiche alkoholfreie ‹Manzoni Spritz›», erklärt Hutter. Künftig wolle man ein grosses Augenmerk auf saisonale Produktlinien legen. Je nach Produkt gebe man mindestens drei Jahre Zeit, um sich auf dem Markt zu etablieren. «Wir haben eine neugierige, dankbare Kundschaft. Zu Beginn findet jedes Produkt Absatz, da die Kundinnen und Kunden es probieren wollen», so Hutter.Ideen kommen auch von den MitarbeitendenIn der Manufaktur der Goba AG hängt ein Whiteboard, auf dem die Mitarbeitenden immer wieder neue Ideen eintragen. Doch nicht nur aus den eigenen Reihen kommt Inspiration für neue Produkte. Das Säntis-Tonic, ein Tonic in Form eines Sirups, ist beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Küche des «Säntis – das Hotel» entstanden. Dort habe man bereits eine eigene Rezeptur für einen Tonic-Sirup entwickelt und verwendet. Goba hat die Rezeptur auf Wunsch des Partners verfeinert und für die Produktion in grösseren Mengen angepasst. Hutter sagt: «Was in einer normalen Pfanne funktioniert, muss in unseren Kochkesseln nicht auch klappen.» 20 Anläufe habe man gebraucht, bis man mit dem Säntis Tonic zufrieden gewesen sei. Bei der Rezeptur habe man grossen Wert daraufgelegt, Biozutaten zu verwenden. «Gut einen Monat haben wir getüftelt, bis wir alle zufrieden waren und die Rezeptur für die Herstellung in grösseren Mengen geeignet war», so Hutter. Anschliessend an die Degustation wurde, wie bei jedem neuen oder angepassten Produkt, ein Lagertest durchgeführt, bevor die Arbeitsgruppe Forum Zukunft das Designbriefing und den Namen entwickelte. Während sich das Forum Zukunft, welches aus einem fixen Stamm und internen wie externen Gästen besteht, etwa zehnmal im Jahr trifft, kommt das Forum Arbeit alle zwei Wochen zusammen. Es wird degustiert, über neue Produkte gesprochen und Ideen vorangetrieben. Aktuell sei man in den letzten Zügen der Entwicklung einer kulinarischen Produktlinie, welche Männer ansprechen soll. «Was genau das ist, wird aber noch nicht verraten», sagt Breda. Der Trend gehe zudem weiter in Richtung alkoholfreier, zuckerarmer Getränke. «Charisma mit nur zwei Zutaten, Mineralwasser und Weihrauchhydrolat – die neueste Innovation aus der Mineralquelle – entspricht genau diesem Trend und die Ideen gehen uns so schnell nicht aus», so die Leiterin Marketing.

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