06.02.2022

Auf den Hightech-Hund gekommen

Leica Geosystems macht den Roboterhund Spot des US-Unternehmens Boston Dynamics einzigartig.

Von Stefan Borkert
aktualisiert am 02.11.2022
Der Roboterhund Spot hat es weltweit in die Medien geschafft. Automobilhersteller Ford lässt ihn durch die Fabrik patrouillieren. Die deutsche Polizei hat ihn als Polizeihund im Einsatz. Bei der französischen Armee wird er an der Académie militaire de Saint-Cyr Coëtquidan bereits in der Ausbildung genutzt. Die Verwendung ist vielfältig, stösst aber auch auf Kritik.So musste die New Yorker Polizei den Roboterhund wieder zurückpfeifen, nachdem er in der Pilotphase bei einer Festnahme in einem Sozialwohnbau eingesetzt worden war. Nach Übungseinsätzen bei der französischen Armee konnte Spot aber beweisen, dass er Leben retten kann. Bei Schindler soll er Aufzugmonteure unterstützen. Auf Baustellen hilft Spot bei Vermessungen. Damit sich der Roboter selbst zurechtfinden, seine Umgebung erfassen und Daten dazu sammeln kann, hat Leica Geosystems aus dem Rheintal ein Modul entwickelt, das dem Roboterhund bislang einzigartige Fähigkeiten verleiht.In Heerbrugg kennt man sich mit Vermessung und Navigation seit mehr als 100 Jahren aus. CEO Thomas Harring sagt, dass man mit dem Leica BLK ARC grundsätzlich eine Vermessungs- und Navigationslösung für mobile Roboter jeglicher Art anbiete. Die schwarze BLK-ARC-Sensoreinheit lasse sich neben Spot auch auf anderen Roboterhunden anbringen. «BLK ARC scannt aber nicht nur die Umgebung, durch die ein Roboterhund läuft, sondern hilft auch bei der Navigation und Orientierung. Die stetige Kartografierung und Berechnung der zurückgelegten Wegtrajektorie hilft dem Roboter, sich stets lokalisieren zu können. Das ist etwas, woran andere Robotersysteme heutzutage scheitern.»Die Zusammenarbeit mit Boston Dynamics sei naheliegend gewesen, da die Technologien komplementär seien und man gemeinsam die Leidenschaft teile, aktuelle und künftige Probleme zu lösen. Harring fährt fort, dass Leica BLK ARC und Spot vielfältig eingesetzt werden können. Der Hauptfokus von Leica Geosystems gelte dem autonomen, repetitiven, also ständig wiederholenden Erfassen von Umgebungen jeglicher Art. «Besonders interessant ist das zum Beispiel im Bereich von Baustellen, wo Scanaufnahmen möglichst oft auf gleiche Weise wiederholt werden, um den Baufortschritt zu dokumentieren.»Einsatz in gefährlicher UmgebungWeiter eigne sich das Leica-Modul in Verbindung mit einem Robotersystem aber auch in gefährlicher oder schwer zugänglicher Umgebung. Zu erwähnen seien beispielsweise Stollen von Untertageminen gleich nach Ausbruch des Aushubmaterials in der Stollendecke oder auch akut einsturzgefährdete Gebäude. Kunden würden die Lösung vielfach einsetzen, um proaktiv mögliche Gefahren zu verhindern oder abzuwehren. «Die Kombination aus verbesserter Navigation und Scannen ist aber auch für Einsätze in Katastrophengebieten beispielsweise bei der Analyse von einsturzgefährdeten Gebäuden nach einem Erdbeben möglich», sagt Harring. Während die Sensoreinheit regelmässig in Gebäuden oder anderen Infrastrukturen, etwa Brücken, ihre Runden drehe, habe man noch keinen Ernsteinsatz während eines Katastrophenszenarios gehabt.Die Akkulaufzeit ist begrenzt. Boston Dynamics habe Spot mit einer Ausdauer von etwa 45 bis 90 Minuten ausgestattet. Das hänge auch von der Umgebung ab. Allerdings lasse sich die leere Batterie schnell mit einer vollen auswechseln, um fortzufahren.[caption_left: Thomas Harring, , CEO Leica Geosystems, Heerbrugg: «Die Evolution hat den Hund an die schwierigsten Gegebenheiten angepasst. Diese ausgeklügelte Anatomie wurde mit Spot kopiert.» Hier bitte eine Legende schreiben.]Und warum hat Leica Geosystems nicht gleich selbst den Roboterhund entwickelt? CEO Harring erklärt: «Wir haben uns bewusst darauf konzentriert, die Sensorik und Navigationsintelligenz mit bestehenden Roboterplattformen zu vereinen, um so in Richtung Systemautonomie zu gehen.» Das Unternehmen biete aber beispielsweise mit dem Leica BLK2FLY einen fliegenden Sensor an, der vollständig von Geosystems entwickelt wurde. Im Hause Hexagon hält man viel von Robotik. Hexagon ist die Konzernmutter von Leica Geosystems. Der schwedische Technologiekonzern mit Sitz in Stockholm ist weltweit führend in Sachen Messtechnik und Geoanalytik.Robotik bietet Lösung für alltägliche ProblemeHarring betont, dass in der Robotik die naheliegendste Lösung für alltägliche Probleme meist bereits in der Natur vorhanden sei. Vierbeinige Roboter seien agil und könnten öfters Hindernisse überwinden, bei denen klassische, oft radgebundene Robotersysteme wortwörtlich stecken bleiben. «Die Evolution hat den Hund an die schwierigsten Gegebenheiten angepasst. Diese ausgeklügelte Anatomie wurde mit dem Spot kopiert.»Bionik ist bei Leica Geosystems ein Thema, aber in Heerbrugg wird auf einen breiten Einsatz diverser Technologien gesetzt. Man habe das Scannen zwar mit dem Leica BLK2FLY auch in die Lüfte abheben lassen, jedoch seien diese fliegenden Sensoren weniger mit Pendants aus der Natur vergleichbar. Grundsätzlich bediene man sich jeglicher Technologie, um das Scannen möglichst mobil und somit autonom zu machen. Im Übrigen sei BLK ARC eine Technologie, die auf langjährige Erfahrung und Innovation aufbaue.Ganz billig ist der Roboterhund nicht. Aber der Preis hält sich auch in Grenzen. Der Boston-Dynamics-Spot hat einen Marktwert von gut 80000 Franken. Der Leica-BLK-ARC-Sensor schlägt mit zirka 40000 Franken zu Buche. Harring sagt: «Wir haben mit dem Verkauf im vierten Quartal 2021 begonnen und freuen uns über eine sehr starke Nachfrage.» Er fährt fort: «Das Potenzial für autonomes Scannen ist riesig.» Ausserdem eröffnen die unterstützende Navigation und das Kartografieren des Moduls den Roboterherstellern neue Möglichkeiten. An Ideen mangle es nicht.Zwar ist Spot frei verkäuflich und wird unter anderem auf der Plattform Willhaben angeboten, aber es gibt auch Auflagen. Gemäss dem Portal «The Verge» hat Michael Perry, Vice President of Business Development bei Boston Dynamics, gesagt, dass man nicht wolle, dass ein Kunde den Roboter benutze, um Menschen zu schaden. Die Geschäftsbedingungen würden es verbieten, Spot einzusetzen, um eine Person oder ein Tier zu verletzen, einzuschüchtern, als Waffe zu benutzen oder eine Waffe zu aktivieren.

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