Kurt LatzerEinige St. Margrether haben sich nach dem Erscheinen des Artikels «Brücke war über 100 Jahre alt» vom 15. November zu Wort gemeldet. Unter ihnen Hans Vorburger. «Ich bin in St. Margrethen aufgewachsen und die nun abgebrochene Brücke war die Zufahrt zum Kieswerk Bruggerhorn, das zuletzt von der Firma Alois Frei in Widnau bis etwa 1955 betrieben wurde», schreibt der St. Margrether. Im Bruggerhorn habe eine gedeckte Holzbrücke ca. 50AABB22Meter unterhalb der heutigen Hauptzufahrtsbrücke zum Strandbad gestanden.Kies geholt, um zu retten, was zu retten war«Die Holzbrücke wurde 1962 sang- und klanglos abgebrochen – eine Sünde», sagt Hans Vorburger. Erinnern kann er sich auch an den kleinen Grenzwachtposten in der Nähe der Holzbrücke mit Telefon und kleiner Arrestzelle. «Dieses Gebiet war zur damaligen Zeit für uns Jugendliche sehr interessant, zumal der heutige Rheindamm im Bau war und die Rollwagen zum ‹Bähnle› an Wochenenden sehr beliebt waren», sagt Vorburger.Die im November abgebrochene Stahlbrücke hatte nur dem Kiesabbau gedient. Walter Kobler wohnt heute in Thal, ist aber in St. Margrethen aufgewachsen. Auch er hat sich auf den Artikel hin gemeldet. An den Kiesabbau hat er eine spezielle Erinnerung. «Mein Onkel, Ernst Bont aus Oberriet, ist mit einem kleinen Lastwagen über die Brücke gefahren, um Kies zu holen», sagt der 81-Jährige. Das Kieswerk habe ein Herr Giger betrieben, der in Konkurs gegangen sei. Weil sein Onkel, der in Oberriet eine Garage betrieben habe, im Kieswerk «irgendwie mit Geld drin steckte», sei er dauernd mit Kies unterwegs gewesen, «um zu retten, was zu retten war», sagt Walter Kobler.40 Jahre lang sei er bei der Kantonspolizei gewesen und kenne die Region wie seine Hosentasche.Ein Einsiedler und SchlachtabfälleAuch die Strasse, die einst zur kürzlich abgebrochenen Stahlbrücke führte, kannte er gut. «Die Strasse führte über das Gebiet, wo heute das Einkaufszentrum Rheinpark steht», sagt Kobler. Auch erinnere er sich an den alten Eisenbahnwaggon, der dort in der Nähe gestanden habe. «In dem Wagen hat ein alter Einsiedler gelebt, dem eine Hand fehlte. Der lebte da im Sommer und Winter», sagt der ehemalige Kantonspolizist.Auch arg strapazierte Geruchsnerven sind Walter Kobler in Erinnerung geblieben. Denn unweit der Einsiedler-Behausung habe man Schlachtabfälle und tote Tiere entsorgt: «Einfach Löcher gegraben und die Abfälle hineingeworfen», sagt der 81-Jährige, «das hat weit herum in der ganzen Gegend erbärmlich gestunken.»Die gedeckte Holzbrücke und das angrenzende Grenzwächterhäuschen kannte er auch. «Ob es da allerdings eine Arrestzelle gab, weiss ich nicht mehr», sagt Walter Kobler. Ob die abgebrochene Stahlbrücke immer vis-à-vis am Binnenkanal im Bruggerhorn gestanden habe oder vorher anderswo im Einsatz stand, will Walter Kobler nicht ausschliessen. Er wisse es aber nicht.