10.04.2019

Auf Brunnen am Rhein angewiesen

Die Delegierten der Gemeinden für das Wasserwerk Mittelrheintal liessen sich von der Rhesi-Projektleitung über die Ergebnisse der letztjährigen Pumpversuche im Rheinvorland informieren.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Der Grossteil des Wassers, das im Mittelrheintal aus den Hahnen strömt, fördert die Wasserversorgung Mittelrheintal im Rheinvorland. Damit hat sie ein besonderes Interesse am Rhein-Hochwasserschutzprojekt Rhesi, da zu erwarten ist, dass sich die damit verbundene Aufweitung des Gerinnes auf die Brunnen der Wasserversorgung auswirken wird. Deshalb lassen sich die Delegierten der am Wasserwerk beteiligten Gemeinden an ihrer jährlichen Versammlung schon seit mehreren Jahren jeweils über den Stand des Projekts und die neuesten Erkenntnisse aufdatieren. So auch dieses Jahr.Im Mittelpunkt standen an der Versammlung gestern im ri.nova impulszentrum in Rebstein die Ergebnisse der Versuchsbohrungen und Pumpversuche letztes Jahr im Rheinvorland. Dabei ging es darum, mehr über den Bodenaufbau, die Wasserbeschaffenheit und -qualität und nicht zuletzt über die Strömungsverhältnisse in Erfahrung zu bringen. Rhesi-Projektingenieur Bernhard Valenti erläuterte das Vorgehen bei den Versuchen und was dabei herauskam.Wasser sickert mehr als zehn Tage durch den BodenZu einem grossen Teil bestätigte sich, wovon man bei der Wasserversorgung Mittelrheintal ohnehin schon ausging. Etwa dass sich der Aufbau des Bodens von einem Bohrungsstandort zum nächsten deutlich unterscheiden kann. Grundsätzlich, so Valenti, verfüge man hier aber übers gesamte Viscosefeld über einen sehr guten Grundwasserkörper. Wertvolle Informationen hat man auch zu den Strömungsverhältnissen des Grundwassers gewonnen, welches unter normalen Umständen von der Vorarlberger Seite des Rheins unter dem Rhein hindurch in Richtung Rheintaler Binnenkanal sickert. Und zwar während deutlich über zehn Tagen, wie sich zeigte.Wie zu erwarten war, beeinflusst der Wasserbezug aus den Brunnen die Strömung um sie herum. Im Extremfall – dazu hat man vier Wochen lang alle Pumpen der bestehenden sowie der sechs Versuchsbrunnen auf maximaler Leistung fördern lassen, weit über die konzessionierte Menge hinaus – kann sich die Strömung sogar umkehren, so dass Grundwasser unter der Autobahn hindurch zurück zu den Brunnen ins Vorland hin fliesst. Die hydrogeologischen Untersuchungen bestätigten, dass man im Mittelrheintal eben nicht Wasser direkt aus dem Rhein trinke, wie gelegentlich behauptet werde, stellte die Präsidentin des Wasserwerk-Verwaltungsrates, Widnaus Gemeindepräsidentin Christa Köppel, mit Nachdruck fest. Sie folgert weiter, dass man auch nicht an einem beliebigen andern Ort einen Ersatzbrunnen bohren kann, sollte man im Zuge des Hochwasserschutzprojektes einen oder mehrere der bisherigen Brunnen aufheben müssen.Wo die Brunnen künftig liegen, ist nach wie vor offenDie Architektur des künftigen Brunnenfeldes ist allerdings nach wie vor offen: Wo allfällige neue Brunnen angelegt werden müssen, damit sie Rhesi-kompatibel sind, gilt es erst noch zu klären. Ebenso, wer wie viel dran zahlt. Für das Wasserwerk Mittelrheintal steht aber ausser Frage, dass die Wasserversorgung im mittleren Rheintal auch künftig hauptsächlich auf Grundwasserbrunnen am Rhein beruhen wird – vor, während und nach der Rhesi-Bauzeit.Auf grössere Investitionen verzichtet der Zweckverband wegen der durch Rhesi bedingten Planungsunsicherheit momentan. Man beschränkt sich auf die Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur. Weil im Zuge der Realisierung des Hochwasserschutzprojekts aber Investitionen in die Wasserversorgung nötig sein werden, macht das Wasserwerk jetzt schon Rückstellungen von jährlich einer halben Million Franken dafür – mit dem Segen des Preisüberwachers, hielt Christa Köppel fest.

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