Auf Augenhöhe mit Chur

Gerhard HuberWas wäre wohl passiert, wenn Widnau-Rückkehrer Andrea Lo Re kurz nach Spielbeginn den idealen Querpass von Lars Ivanusa verwertet hätte? Was wäre wohl passiert, wenn Lo Re seine zweite Grosschance auf Zuspiel von Daniele Varano nach einer guten halbe Stunde in einen Torerfolg verwandelt hätte? Und was wäre wohl geschehen, wenn der «Unparteiische» vor allem in der ersten Viertelstunde nach Wiederbeginn nicht eine derart indiskutable, ja teilweise kuriose Leistung zum Nachteil der Hausherren abgeliefert hätte?Alle drei Punkte nach Chur entführtFragen, deren Beantwortung müssig ist. Denn letztlich zählt nur das Ergebnis: Chur 97 hat in Widnau in einem über die Spieldistanz gesehen ausgeglichenen Match mit 0:2 die Oberhand behalten und damit alle drei Punkte in die Bündner Hauptstadt entführt. Es war kein hochklassiges Spiel, aber eine unterhaltsame Partie, in der beide Teams zunächst ein hohes Tempo gingen. Die Widnauer, bei denen die lange verletzt gewesenen Lässer und De Almeida noch nicht in der Startelf standen und die gesamte Standardinnenverteidigung mit Aggeler und Lukic überhaupt fehlte, suchten ihr Glück in angriffigem Fussball. Nahezu jeder Ball wurde attackiert, dem ballführenden Gegenspieler keine Ruhe gelassen.So konnte das Spiel trotz leichter Feldüberlegenheit der Gäste von den Aegeten-Spielern dank der besseren Torchancen bis zur Pause auf Augenhöhe gestaltet werden. Was sonst noch aufgefallen ist, war die extreme Milde, die Referee Arben Murati gegenüber dem Gästespieler Rafael Deplazes aufbrachte. Denn Aussenstürmer Deplazes lieferte sich ein Privatduell mit Timo Faleschini, das er mit mindestens drei gelbwürdigen Foulspielen für sich zu entscheiden hoffte. Drei überharte Einstiege, bei denen die Pfeife des Schiris stumm blieb.Viermal den gelben Karton gezeigtKurz vor und nach der Pause fühlte sich derselbe Schiedsrichter wohl für eine Viertelstunde den Rotjacken aus Chur zugehörig – und zeigte gleich viermal den gelben Karton. Und immer waren blau-weisse Spieler die Adressaten. Dreimal wegen harmlosen Dutzendfouls der bis dahin nicht negativ aufgefallenen Widnauer Spieler Kaya, Ivanusa und Fischer. Während Chur weiterhin nach Lust und Laune und ohne Strafpunktefolgen Härte zeigen durfte.In die Abteilung «Kurioses» gehörte dann die gelbe Karte für Diego Liechti. Denn Liechti führte schnell einen Freistoss in der Widnauer Hälfte aus, bei dem der Ball vom Spielleiter nicht gesperrt war. Dabei traf Liechti unabsichtlich einen Churer Spieler, der sich absichtlich nicht aus der Neun-Meter-Zone bei einem Freistossball bewegt hatte. Die Folge? Gelb für Liechti wegen unsportlichen Verhaltens! Wie schon gesagt, nur noch kurios.Viele falsch entschiedene NadelsticheDoch mit diesem seltsamen Entscheid und noch vielen anderen kleinen falsch entschiedenen Nadelstichen waren die Hafner-Spieler aus der Konzentration geworfen und spielten zaghafter als zuvor. Was zum Führungstreffer der Gäste führte, den Mittelfeldspieler Ridvan Kardesoglu nach einer stark wie überreifer Käse nach Abseits rie-chenden Aktion erzielte. Kurz vor Schluss hatte Lars Ivanusa den Ausgleich auf dem Fuss. Sein Knaller aus dem spitzen Winkel an den rechten Pfosten brachte zwar das Gehäuse, aber nicht den Sieg von Chur 97 ins Wackeln. In der Nachspielzeit gelang es dann dem Bündner Lorenzo Cazzato bei einem Gegenstoss gegen die alles nach vorne werfenden und hinten völlig entblössten Widnauer ein weiteres Tor zum Endstand von 0:2 zu erzielen.2. Liga Interregional, Gruppe 6Widnau – Chur 97 0:2 (0:0)Aegeten – 350 Zuschauer – SR: A. Murati.Tore: 61. Kardesoglu 0:1, 90.+3. Cazzato 0:2.Widnau: Wetter; Faleschini, Kaya, Lüchinger, Fischer (67. De Almeida); Ivanusa, Liechti, Varano (81. Samuel Thönig), Noah Thönig (67. Massari); Giuliano Lamorte (59. Lässer), Lo Re.Chur 97: Zuvic; Bearth, Karamese, Knuth, Cavigelli; Kardesoglu (79. Cazzato), Willi, Fässler, Deplazes (83. Maffezzini); Gadient, Krättli (57. Coppola).Gelbe Karten: 43. Kaya, 52. Ivanusa (beide Foul), 53. Liechti (Unsportlichkeit), 60. Fischer, 73. Fässler (beide Foul).