26.11.2021

Auch Widnau wird unterirdisch

Der Hauskehricht soll bald vollständig unter dem Boden entsorgt werden. Au ist damit schon weit, Widnau weniger.

Von ys
aktualisiert am 02.11.2022
An den meisten Orten dieser Welt schätzen sich die Menschen glücklich, wenn ihr Abfall fristgerecht entsorgt wird. Im Rheintal soll der Kehrichtsack nicht mehr nur schnell, sondern ganz aus dem Strassenbild verschwinden – bis Ende 2028 möchte der KVR (Zweckverband Kehrichtverwertung Rheintal), den Hauskehricht flächendeckend in Un­terflurcontainern einsammeln. Um dieses Ziel zu erreichen, subventioniert der von 13 Rheintaler und drei Appenzeller Gemeinden getragene KVR den Bau von Unterflursystemen.Die Gemeinden sind angehalten, dieses Konzept umzusetzen. Bis zum genannten Termin dauert es noch sieben Jahre, das Tempo der Umsetzung unterscheidet sich von Gemeinde zu Gemeinde.«In Quartieren sind wir auf Goodwill angewiesen»Der Vorreiter ist Au. Die Gemeinde hat 2018 an der Weesstrasse und an der Rietstrasse die zwei ersten Unterflurcontainer hingestellt – inzwischen sind es 50, mehr als die Hälfte der benötigten 90 Einheiten. Der Blick auf die Nachbargemeinde macht Widnauerinnen und Widnauer neidisch. Sie fragen sich, weshalb ihr Abfall noch immer zum Himmel stinkt. Auf der Gemeinde-Website (Wiki Ortsplanung) bleibt eine Frage zum aktuellen Stand  unbeantwortet.Eric Pasche, Leiter des Bauamts, kann den derzeitigen Stand nicht beziffern: «Aber Au ist sicher weiter, als wir es sind». Widnau gehe bei Neubauten auf die Bauherrschaft zu und suche oft erfolgreich nach Lösungen für öffentliche Unterflur-Abfallsysteme. Auch bei Strassensanierungen werde nach solchen Lösungen Ausschau gehalten.Um das Ziel des KVR zu erreichen, müssen aber auch in bestehenden Quartieren unterirdische Container hingestellt werden. «Dort sind wir auf den Goodwill der Grundeigentümerinnen und -eigentümer angewiesen», sagt Pasche.  Niemand ist verpflichtet, den eigenen Boden für einen überirdisch 2 mal 2 Meter benötigenden Sockel herzugeben, in den Hauskehricht gestopft wird.Die Standortwahl wird dadurch erschwert, als dass die Wanne unterirdisch drei Meter tief ist – dann müssen Netzleitungen verlegt werden. «Meist ist das kein Problem, aber etwa bei einem Glasfaserkabel wird’s sehr aufwendig», sagt Pasche. Auch über dem Boden muss der Standort einige Kriterien erfüllen; er soll etwa für die Kehrichtabfuhr gut erreichbar und für niemanden gefährlich gelegen sein. Diesen Schwierigkeiten Rechnung tragend, sei die Gemeinde dabei, das Unterflursystem umzusetzen. Ob Abfall­säcke bis zum Ende des Jahrzehnts ganz aus dem Widnauer (und Rheintaler) Strassenbild verschwinden, bleibt abzuwarten. Aber die Initiative des KVR hat schon mal dazu geführt, dass immer mehr Abfallsäcke im Boden verschwinden.Diesen Kehricht «fristgerecht zu entsorgen», bekommt eine andere Bedeutung: Weil er an der Oberfläche geruchsfrei ist und auch ästhetisch nicht stört,  kann der KVR dann seine Kehrichtabfuhren reduzieren.

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