16.01.2022

Auch wer nicht ruht, ist bescheiden

Die Amateur-Meisterschaften sind wegen Corona unterbrochen, Hallenturniere wurden abgesagt, der Sport im Rheintal ruht. Ein Luftgewehr-Plauschwettkampf in Oberriet und eine Faustballrunde in Diepoldsau störten die Stille.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 02.11.2022
Kaum hatte der Bundesrat kurz vor Weihnachten im Kampf ge­gen Covid-19 die Massnahmen verschärft, unterbrachen die Verbände für Eishockey, Unihockey und Handball die Meisterschaften in den unteren Ligen bis spätestens Ende Januar. Auch die Fussballklubs, die sonst im ersten Monat des Jahres Hallenturniere durchführen, kapitulierten vor 2G (geimpft, genesen) und Maskenpflicht.Erster Sportanlass im Jahr: Eine FaustballrundeDer Sportbetrieb im Rheintal ruht seither. Dass er nicht ganz zum Erliegen kommt, liegt an den Faustballerinnen und Faustballern, die in der Nationalli­ga A spielen. Nachdem die Diepoldsauer Frauen vor einer Woche in Deutschland Europacup-Bronze gewonnen hatten, traten am Samstag die Männer in der heimischen Kirchenfeldhalle an. Das Veranstalten von Meisterschaftsrunden ist ein Selbstläufer für den SVD Diepolds­au-Schmitter. Jeweils ein Team des Vereins ist für den Betrieb zuständig, diesmal sind es die NLA-Frauen.Am Eingang wird das Covid-Zertifikat geprüft. Zuschauen ist nur von der kleinen Tribüne aus möglich, der Blick von der Festwirtschaft in die Halle bleibt von Wänden versperrt. Der Andrang ist überschaubar, was auch an der geringen sportlichen Relevanz liegt: Lokalrivale Widnau hat einen spielfreien Tag und Diepoldsau ist bereits für das Finalturnier qualifiziert. Deshalb bleibt die 0:3-Niederlage gegen Elgg-Ettenhausen folgenlos.Mit einem Drittel der bisherigen Zahlen zufriedenIn der Schiessanlage Blatten in Oberriet finden seit letzter Woche die 5-Dörfer-Meisterschaften im Luftgewehrschiessen statt. Das ist insofern ein Sportanlass, als er von den Sportschützen organisiert wird. Am Plauschwettkampf nehmen aber vorwiegend Leute teil, die sich sonst im Sportschiessen nicht betätigen.Zum 16. Mal gibt’s die 5-Dörfer-Meisterschaft schon. «Bis 2020 haben wir uns von Jahr zu Jahr gesteigert», sagt OK-Präsident Remo Baumgartner, «von 240 bis zuletzt auf 967 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.» Bevor Corona kam, hatte das OK die 1000er-Grenze ins Visier genommen.«Dieses Jahr wären wir mit 300 Teilnehmenden zufrieden gewesen», sagt Baumgartner. Im Verein gab’s lange und ausführliche Diskussionen über die Durchführung des Anlasses. Mit den Einnahmen des 5-Dörfer-Schiessens sichern die Sportschützen ihren Betrieb, der Entscheid zur Durchführung fiel nach einem Jahr Unterbruch auch deshalb. Nach der ersten Woche – weitere Schiessdaten sind nächsten Mittwoch, Donnerstag und Freitag – zieht Baumgartner ein positives Fazit: «Es läuft fast besser als erwartet, mit den Anmeldungen für nächste Woche haben wir sicher 327 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – 400 wären schön.»Auch die Einhaltung der Maskenpflicht sei kein Problem, und auch in der Schützenbeiz herrschte zumindest am Freitag Betrieb. «Die Leute hocken gern, sie schätzen das Zusammensein richtig», sagt Baumgartner, «einmal hatten wir bis 2 Uhr am Morgen noch Gäste».Konzert, Kabarett und Kino statt Hockey und HandballWährend sich viele Sportvereine und -verbände vor den 2G-Massnahmen scheuen, ist der Kulturbetrieb weniger zurückhaltend. 3K (Konzerte, Kabaretts, Kino) kommt mit 2G of­fenbar besser zurecht als der Sport.Im Kinotheater Madlen in Heerbrugg lief «House of Gucci», im Diogenes-Theater in Altstätten trat die A-cappella-Formation Urstimmen auf. Diogenes-Präsident Michel Bawidamann sagt: «Die Leute reservieren kurzfristiger als früher.» Es kämen etwas weniger Zuschauerinnen und Zuschauer als gedacht: «Insgesamt sind wir aber zufrieden.» So sei die Aufführung von Uta Köbernick vor einer Woche zu drei Vierteln gefüllt gewesen, auch Kindervorstellungen liefen gut.Die Corona-Massnahmen kommen beim Kulturpublikum also halbwegs an. Veranstalterinnen und Veranstalter müssen sich in Bescheidenheit üben. Das fällt manchmal schwer, gerade wenn man wie das Diogenes-Theater eine neue Attraktion präsentieren möchte. «Der neue Saal kommt beim Publikum gut an», sagt Bawidamann, «Ohne Corona-Massnahmen wäre er jetzt jeweils voll.»

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.