Mittwochnachmittag, noch zwei Stunden bis zum Start des diesjährigen Laufes auf den Montlinger Schwamm, den die Mittwoch-Laufgruppe Rheintal (Mila) zum 39. Mal organisierte. Die Verantwortlichen, die Läuferinnen und Läufer blicken bange in Richtung Alpstein. Ein Unwetter kündigt sich an. Mila-Präsident Heinz Brunner sagt nach dem Rennen: «Ich habe sofort begonnen, Blachen zusammenzusuchen.» Ein Läufer sagt zu den Kollegen:
Ich habe um gut halb fünf nach oben Richtung Schwamm geschaut und sah nur eine schwarze Wand.
Es polterte zünftig, auf dem Schwamm fiel heftiger Regen und sogar das eine oder andere Hagelkorn.
Mila Rheintal dann aber doch im Wetterglück
Eine gute Stunde nachher ist von dem Unwetter nichts mehr zu sehen. Die Sonne scheint wieder, als wäre nichts gewesen. Der Regen bringt aber einen für Läuferinnen und Läufer nicht unwichtigen Faktor mit: Abkühlung. Am Nachmittag herrschten im Tal drückende 32 Grad. Denise Lichtensteiger, die bei den Frauen Zweite wurde, sagte: «Die Abkühlung kam im richtigen Moment.» Damit sprach sie wohl allen 72 Startenden aus dem Herzen.
Insgesamt nahmen 17 Frauen und 55 Männer die 8,9 Kilometer und die 676 Höhenmeter unter die Laufschuhe. Der Anlass hat im Rheintaler Laufkalender längst seinen fixen Platz: Er findet immer am ersten Mittwoch nach den Schulsommerferien statt. Als erster Läufer traf der Feldkircher Maximilian Keckeis im Ziel ein.
Es ging recht gut, aber ungefähr bei Kilometer sechs und einer tüchtigen Steigung wurde es richtig streng.
Damit dürfte der Vorarlberger jene vor der Neuenalp gemeint haben, die es in sich hat. Markus Walt sagte: «Auf dem letzten Kilometer gingen mir ein wenig die Körner aus.» Der Oberrieter setzte aber dennoch zu einem starken Schlussspurt an, als das Ziel in Sicht war.
Der Schwammlauf ist mittlerweile international. Mit Millie Hindle und Jack Wood gesellten sich dieses Jahr zu den schweizerischen, liechtensteinischen und österreichischen Startenden auch eine Läuferin und ein Läufer aus England. Die beiden brachten «Brit Power» auf den Berg. Hindle gewann bei den Frauen in 50:57 Minuten vor den beiden Montlingerinnen Denise Lichtensteiger und Carol Loher und löste damit Seline Recktenwald ab, die die beiden letzten Schwammläufe gewann, aber abwesend war. Hindle hatte auf der Strecke fast zweieinhalb Minuten Vorsprung herausgeholt.
Hindle und Wood sind auch am Städtlilauf dabei
Auch bei den Männern gab es einen neuen Sieger. Der Widnauer Matthias Nüesch, der zuletzt fünfmal in Folge gewonnen hatte, war nicht dabei. Er bereitet sich auf den Inferno-Triathlon von diesem Wochenende im Berner Oberland vor. Mit 38:53 Minuten nahm Jack Wood dem Zweitplatzierten Patrick Spettel aus Langen bei Bregenz mehr als eine Minute ab, der Vorsprung auf den Dritten, Gregorio Aiello aus St. Gallen, betrug über zwei Minuten. Ein kleines Geschenk gab es in einer Spezialkategorie: Der Bernecker Berni Litscher mit Jahrgang 1955 wurde als ältester Teilnehmer geehrt. Jüngster Läufer war Lian Kuster aus Diepoldsau (2009); er erreichte den starken 20. Platz.
Hindle und Wood sind ein Paar. Sie wohnen und arbeiten seit einigen Monaten in St. Gallen. Die 26-Jährige kommt aus einer Kleinstadt bei Manchester, der acht Jahre ältere Wood ist weiter nordöstlich in Yorkshire aufgewachsen. Das Laufen ist nicht nur ein Hobby für die Gäste aus Grossbritannien, so sagte Wood: «It’s a passion!» («Es ist eine Leidenschaft»). Die Strecke des Schwammlaufs hat den beiden sehr gut gefallen. Und oben angekommen, staunten sie über die grandiose Aussicht über das Rheintal.
«In wenigen Wochen sind wir wieder in der Nähe, in Altstätten», sagte Wood. Es ist klar, wohin es die beiden zieht: an den Städtlilauf, der am Samstag, 14. September, stattfindet. Millie Hindle und Jack Wood ist es zuzutrauen, auch am Traditionslauf im Städtli eine sehr gute Figur abzugeben. Beim Lauf auf den Montlinger Schwamm haben sie sich ja bereits in die Siegerliste eingetragen.
Schwammlauf, Top 5
Frauen: 1. Millie Hindle (St. Gallen) 50:57 min, 2. Denise Lichtensteiger (Montlingen) 53:27, 3. Carol Loher (Montlingen) 53:58, 4. Sarina Betschart (Diepoldsau) 54:18, 5. Fabienne Volz-Wüst (Altstätten) 55:27.
Männer: 1. Jack Wood (St. Gallen) 38:53 min, 2. Patrick Spettel (Langen bei Bregenz) 40:16, 3. Gregorio Aiello (St. Gallen) 41:48, 4. Micha Büchel (Ruggell) 41:53, 5. Urban Signer (Appenzell) 41:59 – 6. Samuel Kolb (Oberriet) 42:48).
Ranglisten: www.milarheintal.ch.