01.08.2022

«Auch Unsinniges aushalten»

In Rüthi plädierte Ständerat Benedikt Würth für die Stärkung wichtiger Werte.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Die Schweiz sei immer dann erfolgreich, wenn sie die Weichen für tragfähige Reformen rechtzeitig stelle. Politik  habe auch die Kunst zu sein, das Nötige möglich zu machen. Beispielsweise gelte dies für die Anpassung des Rentenalters, wenn der Generationenvertrag in der Balance bleiben solle. Würth bediente sich ergänzend einer klugen Aussage Giorgio Chiellinis, des Kapitäns der italienischen Fussballnati. Vor dem Final der letzten EM hatte er gesagt, gewinnen lasse sich nur «mit heissem Herz und kühlem Kopf». [caption_left: Die Feier wurde musikalisch von einem Alhorntrio mitgestaltet.]In der Schweiz stellt Benedikt Würth auch zunehmend in unwichtigen Debatten eine aufgeheizte Stimmung fest. Er meint, wir müssten wieder etwas nüchterner werden, ohne die Leidenschaft für eine Sache zu verlieren. Damit meinte der Ständerat die auch bei uns spürbare Tendenz, aus angeblicher moralischer Überlegenheit weltanschauliche Vorgaben für alle und alles abzuleiten. Würth erinnerte daran, dass eine freie und demokratische Gesellschaft Eigenverantwortung leben müsse und in einer solchen Gesellschaft auch Unsinniges und Dummes auszuhalten sei.Patentrezepten misstraut Beni WürthWirtschaft und Forschung seien international, auch wir als Gesellschaft. Die Politik hingegen pflegten wir als Reservat, indem wir «trotz Abhängigkeit und Verletzlichkeit so tun, als könnten wir alles selbst bestimmen.»Mit Blick auf die Krisen der jüngsten Zeit bemerkte Würth, gut tönenden Patentrezepten traue er nicht. Wenn es um die gesellschaftliche Verankerung unserer gewachsenen Grundrechtkultur gehe, müssten wir sensibel und wachsam bleiben. Solidarität, gesellschaftliche Beziehungen und Gemeinsinn gelte es zu stärken. Es sei ernüchternd, dass ausgerechnet in einer Zeit, in der alle miteinander vernetzt seien, die Zahl der vereinsamenden Menschen zunehme.Nicht wegen jeder kleinsten Störung vor Gericht ziehenEs könne auch nicht sein, dass wir «wegen jeder kleinsten Störung vor Gericht ziehen». Den Lärm von Kuhglocken oder fussballspielender Kinder müssten heute Gerichte bearbeiten, gleichzeitig verteidige die ukrainische Armee auch unsere freiheitliche Ordnung. [caption_left: Die Kinder interessierten sich fürs eigene Vergnügen mehr als für die Politik.]Prominente Redner, denen Rüthi vertraut istBenedikt Würth reiht sich in eine ganze Reihe von 1.-August-Rednern in Rüthi ein, die mit dem Ort vertraut sind und weit über Rüthi hinaus Rang und Namen haben. Das sind etwa Markus Kobler als Kommandant der Grenzwachtregion (2011), Markus Straub als damaliger Kantonsratspräsident (2015), der Kulturschaffende Kuno Bont, einst Gemeindepräsident (2016), der aus Rüthi stammende Bischof Markus Büchel (2017) oder Bauernpräsident Markus Ritter (2020). Auch Benedikt Würth ist mit Rüthi aus seiner Zeit als St.Galler Regierungsrat bestens vertraut.Die Bundesfeier hat erstmals ganz die Gemeinde organisiert, deren Gemeinderat stark vertreten war. Musikalisch unterhielt das neue Alphornbläsertrio von Richard Kobler, Jakob Geisser (beide Rüthi) und Daniela Zünd (Oberriet). Die Kinder wurden mit Hotdogs, Glace und Magenbrot beglückt.

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