Yves SolenthalerAm letzten Wochenende ha-ben in Europa nicht mehr vie-le Sportanlässe stattgefunden: Fussball-Geisterspiele in Russland und der Türkei, das Velo-Etappenrennen Paris – Nizza bis am Samstag, der Biathlon-Weltcup in Finnland und ein Box-Meeting in London.Bis am späten Freitagnachmittag vor einer Woche schien auch der Weltcupfinal der Skicrosser in Veysonnaz dem vom Coronavirus verursachten Stillstand zu trotzen. Um 15.30 Uhr ging Nationaltrainer Ralph Pfäffli in der Lobby des Hotels Chalet Royal noch von einem Rennen am Samstag aus.Die Skicrosser fuhren bis fast zuletztAuch Marc Bischofberger war ab Donnerstag im Rennmodus: «Ein Rennfahrer muss bereit sein. Aber vorher hatte ich auch mit einer Absage gerechnet.»Diese kam kurz nach 16 Uhr mit der bundesrätlichen Verschärfung der Versammlungsbestimmungen. Dann musste auch Swiss Ski einsehen, dass ein Rennen unter diesen Vorzeichen unverantwortlich ist.Ein abruptes Saisonende für Bischofberger, das er dank des Sieges in Russland leicht nehmen kann – er brauchte kein Ergebnis für die Kaderselektion. Diese Woche wäre ein Red-Bull-Contest in Andermatt geplant gewesen, er fällt ebenso aus wie die Materialtests: «Aber wenn es sein muss, kann ich auch im Juni noch Skis testen.»Das Virus breitet sich so schnell aus, dass der Bundesrat bereits am Montag die ausserordentliche Notlage ausrief. Darauf musste auch die Leichtathletin Lea Herrsche ihr Training umstellen.Wie planen, wenn die ganze Welt keinen Plan hat?Die Montlingerin trainiert, so gut es geht, zu Hause. Für Herrsche hätte bald die Freiluftsaison begonnen, ihr Saisonhöhepunkt (Schweizer Meisterschaften) ist erst im Spätsom-mer. Plant sie darauf? «Wie soll ich das wissen, wenn die ganze Welt nicht weiss, wie es weitergeht?»Den Mountainbikern Thomas Litscher und Simon Vitzthum geht es (noch) besser als ihren Kollegen in Italien, Spanien oder Frankreich: Sie können noch an der frischen Luft trainieren. Aber auch sie trainieren trotz des wunderschönen Wetters eher mal daheim auf der Rolle. «Ich habe an jedem Ort, an dem ich oft bin, etwas zum Trainieren», sagt Vitzthum. Litscher hofft, dass die Ausgangssperre nicht kommt: «Ich bin viel lieber im Freien – gerade bei diesem Wetter.»Homeoffice macht, was den Sport betrifft, zurzeit auch Grecoringer Ramon Betschart aus Kriessern: «Das Mattentraining fehlt – aber anderen geht’s nicht besser», sagt der Junioren-Vizeweltmeister. «Ich hoffe, dass ich mich umso mehr darauf freue, wenn ich endlich wieder ringen darf.»Die Ungewissheit, ob die Olympischen Spiele überhaupt stattfinden, lässt Betschart nicht an sich herankommen: «Das ist wohl eher eine Belastung für die Athleten, die schon qualifiziert sind.»Weder Litscher noch Vitzthum sind Kandidaten für einen Start an Olympia 2020, sie können einer Verschiebung erst recht gelassen entgegenblicken. «So bekomme ich vielleicht doch noch die Chance, mich zu qualifizieren», sagt Litscher.