15.06.2022

Auch Haustiere werden integriert

Dank gepflegter Tiere und gut vorbereiteter Halterinnen und Halter verläuft das Registrationsverfahren für Haustiere von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern problemlos, berichten Tierarztpraxen aus der Region.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 02.11.2022
Fast fünf Prozent der Flüchtlinge aus der Ukraine nehmen ihre Katze oder ihren Hund mit, steht auf der Webseite des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. «Als die erste Flüchtlingswelle eintraf, hatten wir sehr viele Kundinnen und Kunden aus der Ukraine», sagt Dr. Beat Schenk von der Oberrieter Tierarztpraxis Büchel + Schenk, die im oberen Rheintal auch für den Notfalldienst zuständig ist. Inzwischen seien es noch eins bis zwei Tiere pro Woche, hauptsächlich Katzen, die von Geflüchteten vorbeigebracht würden. Die Tiere werden registriert, gechippt und je nachdem bekommen sie noch ein Entwurmungsmittel. Den Tieren wird zudem eine Blutprobe entnommen, die auf Tollwut untersucht wird. «Bis das Ergebnis vorliegt, was ungefähr zwei Wochen dauert, muss der Umgang mit anderen Tieren gemieden werden», sagt Schenk. Hausarrest für getestete KatzenFür Katzen bedeutet dies Hausarrest oder gar Quarantäne in einem eigenen Raum, falls bei den Gastfamilien andere Tiere wohnen. Tierheime oder ähnliche Institutionen, die Quarantänestationen anbieten, gibt es in der Region keine. «Wir haben von Anfang an darauf geachtet, das wir Geflüchtete mit Tieren bei passenden Gastfamilien unterbringen konnten», sagt Martin Tschirren vom Montlinger Verein Shelter, der sich bei der ersten Flüchtlingswelle für die Vermittlung in Gastfamilien einsetzte und sich nun für Deutschunterricht und Arbeitsintegration engagiert. Tierarzt Beat Schenk sagt, dass die Leute meistens gut vorbereitet seien und bereits mit den erforder­lichen und ausgefüllten Formularen ankämen. Manche hatten sogar einen internationalen Impfausweis dabei und teilweise waren ihre Tiere bereits in der Ukraine gegen Tollwut geimpft worden. Überhaupt wird das Risiko, dass Tollwut eingeschleppt wird, als gering eingestuft. Dass ein Tier in der Inkubationsphase steckt, also in der Zeit von Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, wird vom Referenzlabor der EU mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:300'000 angegeben. Die Tiere sind in guter Verfassung«Wir betreuten bisher sechs Hunde und eine Katze aus der Ukraine. Beim Gesundheitscheck durften wir feststellen, dass alle Tiere in guter Verfassung sind und gut gepflegt werden», sagt Dr. Markus Thöny von der gleichnamigen Tierarztpraxis in Widnau, die im unteren Rheintal auch den Notfalldienst für Tiere abdeckt. Am Anfang der Flüchtlingswelle, als man schlichtweg noch nicht gewusst habe, wie es um die Gesundheit der Haustiere aus der Ukraine bestellt sei, seien die Vorschriften entsprechend streng gewesen. Inzwischen habe man mehr Spielraum, um nach gesundem Menschenverstand entscheiden zu können. «Das ist richtig so, denn der Umgang mit den Geflüchteten verlief stets problemlos, unter anderem weil sie gut vorbereitet in die Praxis kamen», sagt auch Markus Thöny. Das Aufnahmeprozedere mit Registrierung und Checks ist für Ukrainerinnen und Ukrainer gratis. «Für uns sind es Kundinnen und Kunden wie alle anderen auch», sagt Tierarzt Beat Schenk. Inzwischen habe eine Ukrainerin bereits wieder eine Katze vorbeigebracht, bei der eine Ohrenentzündung habe behandelt werden müssen. Beat Schenk dazu: «Sie sagte uns im Voraus, obwohl sie als Zahnärztin gut verdient habe, sei sie momentan knapp bei Kasse, weil sie nicht an ihr Geld komme. In solchen Fällen drücken wir ein Auge zu. Sie kann uns dann bezahlen, wenn es ihr möglich ist.»

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