13.09.2019

Ärger über Grün-Rot

Gut 80 Meter Distanz, zwei Ampeln, keine grüne Welle: Das ärgert immer mehr Verkehrsteilnehmer in Diepoldsau.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerImmer wieder das gleiche Bild an den zwei Lichtsignalanlagen im Diepoldsauer Zentrum, die nur wenige Meter trennen: Auto an Auto, von der ersten Ampel im Dorf zurück über die Schrägseilbrücke und die Kreisel auf die Autobahn. Nach dem zweiten Lichtsignal neben dem Dorfplatz ist in Richtung Grenze freie Fahrt, zumindest auf einigen hundert Metern. Grund dafür ist der Takt der Lichtsignale. Kaum zeigt die eine Ampel Grün, leuchtet wenige Meter danach Rot auf. Je nach Grösse passen 10 bis 15 Fahrzeuge zwischen die Lichtsignale.Eine «grüne Welle» gabes schon einmalBesonders schlimm ist die Situation in Diepoldsau, seit die Grenzbrücke zwischen Kriessern und Mäder gesperrt ist und sich zusätzlicher Verkehr durchs Dorf auf der Rheininsel wälzt. Und weil die Ortskundigen das Chaos im Zentrum via Damm- oder Schmitterstrasse umfahren, hat es in den Quartieren mehr Autos.Da stellt sich die Frage, weshalb man es nicht schafft, die beiden Ampeln so zu steuern, dass sie auf der Hauptachse jeweils gleichzeitig Grün zeigen. «Meines Wissens gab es schon einmal so eine ‹grüne Welle›. Das war vor meiner Amtszeit», sagt Roland Wälter, Gemeindepräsident von Diepoldsau. Marcel John, Leiter des Tiefbauamtes des Kantons St. Gallen, erinnert sich an die «grüne Welle» auf der Rheininsel: «Die Einstellung der Lichtsignale musste aufgrund von Beschwerden im Dorf wieder geändert werden, mit der Begründung, der querende Verkehr müsse zu lange warten.» Hätte man die Ampeln auf der Hauptachse nicht wenigstens während der Sperre gleichschalten können? «Das Umstellen einer Ampelsteuerung ist nicht so einfach, es dauert immer einige Zeit, bis sich das Ganze nach dem Ändern wieder einpendelt», sagt Marcel John. Während der knapp viermonatigen Brückensanierungsphase wäre eine «grüne Welle» seiner Ansicht nach eine Überlegung wert gewesen.Umstellung der Steuerung hätte man prüfen könnenDie Lichtsignalanlage an den Kreuzungen «Freihof» und «Sonne» werden mit zwei Programmen gesteuert. «Eines ist flexibel. Das heisst, die Verkehrsteilnehmer, die bereits am längsten warten, bekommen als nächste Grün», sagt Dominik Bieli, Geschäftsführer der Firma Triple Q in St. Gallen.Das Unternehmen entwickelte in den vergangenen 20 Jahren die Steuerungssoftware für Verkehrslichtsignalanlagen und arbeitet mit dem Kanton zusammen. Herrscht mehr Verkehr, stellt das System auf das zweite Programm um, das auf eine bestimmte Umlaufzeit der Signale eingestellt ist, zum Beispiel 65 Sekunden, wenn keine Autos fahren. «Bei starkem Verkehr sollte die Ampelsteuerung gut koordiniert sein», sagt Bieli, «so gut wie möglich, weil es da ja die Fussgänger und Busse gibt, die sich anmelden.» Die Steuerung während der Brückensperre in Kriessern anzupassen, wäre Bielis Meinung nach prüfenswert gewesen. «Technisch ist vieles machbar, dann aber gibt es noch die politische Sicht», sagt Dominik Bieli.Die neue Lichtsignalanlage soll es richtenIm Rahmen der Ortskerngestaltung gibt es an der Tram- und der Hohenemserstrasse eine moderne Lichtsignalanlage. Diese wird mit einem ähnlichen System wie die derzeitige Anlage ausgestattet, mit zwei Ampeln, die hintereinanderstehen und aufeinander optimiert sind. Die Steuerung ist ähnlich. Im Gegensatz zu heute aber gibt es dann statt der zwei nur noch einen zentralen Fussgängerstreifen. Die Fussgänger geraten nicht mehr in Konflikt mit dem motorisierten Verkehr, sie bekommen eine eigene Grün-Phase. «Die Leute müssen keine Angst mehr haben, angefahren zu werden, wenn es orange blinkt», sagt Dominik Bieli.

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