05.04.2021

Apotheken erwarten Ansturm

Ab Mittwoch, 7. April, sind Corona-Selbsttests gratis in Apotheken erhältlich. Das wird begrüsst, birgt aber auch Unwägbarkeiten.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 03.11.2022
Dominik Schnell möchte vorbereitet sein. Der Inhaber der Sternen-Apotheke in Altstätten hat eigens Räume angemietet, um den erwarteten Ansturm der Kundinnen auf die Gratis-Selbsttests, die ab Mittwoch in Apotheken bezogen werden können, zu bewältigen. Er sagt: «Wir hatten die Möglichkeit, unweit unserer Apotheke Räume anzumieten. Die Chance haben wir sofort genutzt.» Anfangs habe er die Anmietung von Containern in Erwägung gezogen. Da sei der Markt jedoch leer gefegt.Ab Mittwoch werden in der Obergasse 9, dort, wo sich bis vor gut einem Jahr die Molkerei «Chäsi» Manser befand, die Corona-Selbsttests abgegeben. In Kürze möchte der Apotheker auch die Antigen-Schnelltestungen, die die Sternen-Apotheke bislang in den Räumen an der Marktgasse durchführt, in die neue Lokalität verlagern. Vorgesehen ist zudem, auch PCR-Tests, die zur Auswertung ins Labor geschickt werden müssen, am zusätzlichen Standort durchzuführen.[caption_left: Ab Mittwoch können Selbsttests im Fünferpack an der Obergasse 9, ehemals "Chäsi"-Manser, zu den normalen Apotheken-Öffnungszeiten der Altstätter Sternen Apotheke, bezogen werden. Apotheker Dominik Schnell rechnet mit bis zu 200 Personen pro Tag. (Bild: acp)]Bis zu 200 Kunden pro Tag erwartetTreffen die Hochrechnungen des Bundesrates zu, wonach etwa 40 Prozent der Bevölkerung die Selbsttests nutzen möchten, haben die Apotheken ab morgen einen Ansturm zu vergegenwärtigen. «Wir rechnen mit etwa 200 Personen pro Tag», sagt Dominik Schnell.Die Sternen-Apotheke in Altstätten bietet nebst der Zentral-Apotheke in Heerbrugg sowie den zwei Apotheken von Christian und Edith Rogenmoser in St. Margrethen seit Ende November einen Antigen-Schnelltest an. Einige Tausend Tests dürften seitdem in Altstätten durchgeführt worden sein, meint Apotheker Dominik Schnell. Um Kontaktmöglichkeiten der «Testkunden» mit der Kundschaft anderer gewerblicher Mieter im Haus zu minimieren, teste man bislang in der Sternen-Apotheke in den Randzeiten, ab etwa 16 Uhr.20 000 Selbsttests der Firma Roche mit dem Namen «Sars-CoV-2 Rapid Antigen Test Nasal» hat Schnell geordert. Die Liefermenge sei bestätigt; der Hersteller erhielt vorige Woche eine Ausnahmebewilligung der Swissmedic und des Bundesamts für Gesundheit (BAG).Gefahr der ScheinsicherheitDie Strategie, mehr zu testen, sei richtig, meint Apothekerin Petra Hagel. Sie führt die Zentral-Apotheke in Heerbrugg. Die neuen Selbsttests, die jede Privatperson zu Hause durchführen könne, bergen gemäss Hagel jedoch auch einige Unwägbarkeiten. Ein Selbsttest – das Ergebnis erhält der Anwender nach etwa 15 Minuten – wiege den einen oder anderen womöglich in einer Scheinsicherheit, meint Hagel. Ein negatives Selbsttest-Ergebnis böte lediglich eine Aussagekraft für 24 Stunden. Die grosse Frage sei auch, was diejenigen tun werden, deren Selbsttest positiv ausfällt.Verantwortungsvolles Handeln ist wichtigDie Gesellschaft profitiere von den Gratis-Schnelltests dann, wenn jeder Einzelne seine Verantwortung im Rahmen der Pandemiebekämpfung wahrnehme. Wenn heute positiv getestete Personen ihre engen Kontakte nicht angeben, um ihnen vermeintliche «Unannehmlichkeiten» zu ersparen, werden Personen mit einem positiven Selbsttest-Resultat dieses vielleicht für sich behalten und sich dem dann erforderlichen PCR-Test zur Bestätigung des Resultats nicht unterziehen, befürchtet Hagel. «Ein Schläfer bleibt ein Schläfer», ist Petra Hagel überzeugt.Keine Datenweitergabe bei den SelbsttestsAnders als bei den Antigen-Schnelltests oder den PCR-Tests, die in Apotheken durchgeführt werden, obliegt diesen bei den neuen Selbsttests keine personenbezogene Datenweitergabe an das BAG. Eine Rückverfolgung ist dadurch nicht möglich. Bestellt hat Petra Hagel einige Hundert Selbsttests. Mit jeder Abgabe erhält der Kunde das Faltblatt des BAG für Personen, die sich ohne Symptome haben testen lassen. Darin ist die Vorgehensweise je nach Testresultat beschrieben. Die Tests werden nach Vorlage der Krankenversicherungskarte abgegeben. Bezieht man mehr als fünf Tests innert 30 Tagen, ist damit zu rechnen, dass überzählig bezogene Mengen von den Krankenkassen in Rechnung gestellt werden.Christian Rogenmoser, Inhaber der Apotheke im Rheinpark sowie der Apotheke im Dorf in St. Margrethen, erwartet ab Mittwoch einen grossen Ansturm auf die Selbsttests. «Wir wägen von Woche zu Woche ab, wann wir wie viel Personal zur Unterstützung bei den Schnelltests in die Apotheke im Dorf abgeben», sagt Rogenmoser. Die Entwicklung der Auslastung sei sehr schwer voraussehbar.Mit dem Entscheid des Bundesrates vom 15. März, Antigen-Schnelltests für Personen ohne Krankheitssymptome gratis anzubieten, stieg die Zahl der Testwilligen an. Ein weiterer Grund für die Zunahme, gerade auch im Rheintal, ist zudem auf die Einreisebestimmungen für Österreich und andere Länder zurückzuführen. Für Vorarlberg muss entweder ein negativer Antigen-Schnelltest oder ein PCR-Test vorgelegt werden.Dominik Schnell, im Vorstand des Apothekerverbands St. Gallen-Appenzell, geht davon aus, dass der Bedarf an allen Corona-Tests wohl bis in den Herbst hinein anhalten wird.

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