«Das Ende der CVP-Ortspartei», lautete ein Titel im Mai vor zwei Jahren. In Ermangelung von Nachwuchskräften lösten die Mitglieder die Ortspartei damals auf.Nun grüsst ein Schreckgespenst aus naher Zukunft: Weil die fünf amtierenden CVP-Vertreter in den politischen Gremien nicht mehr zur Wahl antreten, droht die einst stolze Ortspartei zu verstummen.Dagegen bäumt die CVP sich auf. Obschon mit immer noch sehr wenig Personal gesegnet, hat sie die eigene Neugründung durchgestiert, die wichtigsten Positionen im Vorstand besetzt und im Kampf gegen das endgültige Ausscheiden aus sämtlichen Räten einstimmig die 31- jährige Majlinda Sulejmani nominiert – als Kandidatin für die Gemeinderatswahlen.Präsidentin übernimmt gleich noch zweites AmtMajlinda Sulejmani präsidiert die am Montag gegründete neue CVP-Ortspartei. Als Aktuarin wirkt Aleksandra Jokicic, als Beisitzerin Eda di Maio.Als Vierter im Bunde ist Bruno Zoller bereit, beim Anschub behilflich zu sein. Der nach 16 Jahren nicht mehr kandidierende Gemeinderat sieht sein neues Amt als Vizepräsident der Ortspartei allerdings bloss als Übergangslösung.Der zweite Revisor neben Roman Camenisch wurde unter Vorbehalt gewählt. Der Betreffende wusste bei der Wahl am Montagabend von dieser noch nichts. Das Amt des Kassiers übernimmt, mangels Alternative, die Parteipräsidentin.Die Skepsis muss nicht erst von aussen kommen, die CVP formulierte sie selbst: Es sei natürlich schon die Frage, ob der Fortbestand der Ortspartei gesichert sei. Tatsächlich werde es eine Herausforderung sein, weitere einsatzfreudige Kräfte zu finden, vor allem junge.«Sie kam mir wie eine Ur-Schweizerin vor»Das Ziel der neuen CVP, im Gemeinderat auch künftig vertreten zu sein, ist hoch gesteckt. Dessen sind sich die drei Frauen und sieben Männer, die an der Gründungs- und Nominationsversammlung teilnahmen, bewusst. Unter der Leitung des CVP-Kreispräsidenten Sandro Hess benannten sie die Schwierigkeiten klar.Die erste Hürde ist der Name der Kandidatin. Sulejmani. Jeder denke sogleich an den Migrationshintergrund. Sie selbst scherzte später, sie müsse wohl «öpper, wo Frei heisst, hürote».Die zweite Hürde ist Majlinda Sulejmanis Mangel an Bekanntheit. Wegen Corona konnte sie sich öffentlich nicht wunschgemäss in Stellung bringen, und nun drängt die Zeit.Elsi Weber, die nicht wegen der CVP, sondern als Nachbarin der Kandidatin zur Versammlung erschienen war, äusserte anerkennende Worte für die Familie Sulejmani, nannte sie arbeitsam, positiv eingestellt, hilfsbereit sowie mit Achtung vor dem Nächsten ausgestattet. Der frühere Lehrer und Theaterpräsident Guido Schneider fügte bei, die Kandidatin habe ihn sehr überrascht und sei ihm «wie eine Ur-Schweizerin» vorgekommen.Majlinda Sulejmani, Mutter eines sechsjährigen Mädchens, arbeitet in St. Gallen in einer sozialpsychiatrischen Institution als stellvertretende Heimleiterin betreutes Wohnen & Sozialtherapie. Zusätzlich wirkt sie für die Stadt als Übersetzerin. Sie kam im Alter von zwei Monaten aus dem Kosovo in die Schweiz, wuchs in Widnau auf und lebt seit zweieinhalb Jahren in St. Margrethen. Am Tag nach der Versammlung hatte sie die Prüfung als Medizinische Praxiskoordinatorin abzulegen.Wiederholt für ein Amt kandidiertVor Wahlen ist Rheintalerinnen und Rheintalern der Name Majlinda Sulejmani schon öfter begegnet. Das frühere Vorstandsmitglied sowohl des Kreis- als auch des Kantonalvorstandes der Jungen CVP war schon auf der Nationalratswahlliste und auf Kantonsratswahllisten zu finden, zuletzt vor vier Monaten, als Majlinda Sulejmani in St. Margrethen 120 Stimmen und im ganzen Wahlkreis 1236 Stimmen erhielt. 1250 waren es bei den Nationalratswahlen im Jahr 2011 gewesen.Sandro Hess erinnerte an die Aufgabe aller Parteien, also auch der CVP, bei Wahlen zu einer Auswahl beizutragen. Genau dies, ist man sich einig, tue die Ortspartei mit Sulejmanis Nomination, wobei die neue CVP sich freut, die Kandidatin zu unterstützen und für sie einzutreten.Und sollte es nicht mit der Wahl klappen? Dann spürt die CVP vielleicht noch mehr, was Sandro Hess gleich zu Beginn zum Ausdruck brachte: Speziell in St. Margrethen habe man nach der Auflösung der CVP vor zwei Jahren «gespürt, dass etwas fehlt». Es soll nicht nochmals eine solche Lücke geben.Majlinda Sulejmani kommentiert die Möglichkeit des Scheiterns lächelnd, kurz und bündig: «In vier Jahren finden wieder Wahlen statt.»