28.10.2021

Angst vor Rheintaler Konkurrenz

Vor 50 Jahren erregte die Idee einer Bahn von Eichberg auf den Kamor grosses Aufsehen.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 03.11.2022
Peter Eggenberger«Für einige Aufregung sorgte im Frühling die Nachricht vom projektierten Sport- und Erholungszentrum Eichberg, das als Erstes den Bau einer Luftseilbahn mit 124 Viererkabinen von Eichberg zur Diepoldsauer Alp am Fuss des Kamors vorsieht», schreibt Chronist Hermann Grosser in der 1971er-Ausgabe des appenzellischen Jahrbuchs. «Für die Weiterführung auf den Kamor – den unmittelbaren Nachbargipfel des Hohen Kasten – ist eine zweite, als Sesselbahn konzipierte Sektion vorgesehen. Geplant ist zudem die Errichtung eines Berggasthauses auf der Die-poldsauer Alp mit 350 Innen- und 400 Aussenplätzen, ein geheiztes Schwimmbad, eine Curlinghalle, ein Kindergarten und eine Kinder-Märchenbahn …»Erinnerungen an den Kampf um die KastenbahnDie utopischen Rheintaler Pläne und die Konkurrenzangst auf Innerrhoder Seite erinnerten an den Kampf um die Kastenbahn in den späten 1950er-Jahren. Obwohl damals den Innerrhoder Kastenbahn-Plänen bereits die Konzession erteilt worden war, reichte ein Rheintaler Initiativkomitee dem eidgenössischen Post- und Eisenbahndepartement ein Gegenprojekt vor, das den Bau einer Luftseilbahn ab Lienz auf den Kasten vorsah. In der Folge entbrannte eine sowohl im Rheintal als auch im Appenzellerland heftig geführte Pressepolemik. Beide Seiten rückten die Vorzüge ihres Projekts ins beste Licht und versuchten, die Öffentlichkeit zu beeinflussen. Diskutiert wurde überdies der Bau beider Bahnen. Schon bald aber wurde diese Idee fallen gelassen, zumal das zuständige Departement an der den Innerrhodern erteilten Bewilligung festhielt und die Rheintaler Variante klar ablehnte. Damit war der Weg frei für die Realisierung der heutigen Kastenbahn. Am 8. September 1962 erfolgte im Kurhaus Weissbad die Gründungsversammlung der entsprechenden Aktiengesellschaft. Nach dem Baubeginn im Frühling 1963 konnte die Bahn ab Brülisau am 11. August 1964 eröffnet werden.Aus für hochfliegende Kamorbahn-PläneDie sieben Jahre später (1971) befürchtete Konkurrenzierung der Kastenbahn durch die hochfliegenden Kamorbahn-Pläne erwies sich rasch als unbegründet. Dazu schreibt der Chronist im Jahrbuch: «Die erforderliche Finanzierung scheiterte, und auch die Opposition der benachbarten Unternehmen war dergestalt, dass es um das Projekt rasch still geworden ist.» Mit der Gondelbahn von Frümsen auf die Staubern wurde dann aber doch noch eine vom Rheintal in den Alpstein führende Bahn realisiert. 1979 als Materialseilbahn erstellt, erfolgte 2001 der auch Personentransporte ermöglichende Umbau. Im Frühling 2018 konnte die heutige, mit Solarkraft betriebene neue Staubernbahn ihrer Bestimmung übergeben werden.

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