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Altstätten 12.09.2024

Angst vor Erster Hilfe? Samariterin erklärt, warum jeder helfen kann

Rina Steiger, engagiert sich als Samariterin und erzählt im Interview, warum schnelle Hilfe so wichtig ist, wie man sich richtig vorbereitet und warum niemand Angst haben sollte, im Ernstfall etwas falsch zu machen.

Von Cassandra Wüst
aktualisiert am 12.09.2024
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Unfälle passieren oft unerwartet und ohne Vorwarnung – in solchen Momenten kann Erste Hilfe den entscheidenden Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Doch nicht jeder Einsatz rettet ein Leben; manchmal ist es einfach nur eine gute Tat, die zählt. In der Schweiz setzen sich 16 973 Samariterinnen und Samariter in ihrer Freizeit freiwillig für das Wohl anderer ein. Eine von ihnen ist die 22-jährige Rina Steiger aus Altstätten. Seit drei Jahren engagiert sich die ausgebildete Medizinische Praxis-
assistentin im Samariterverein Altstätten, um genau in solchen Momenten zur Stelle zu sein.

Warum engagierst du dich in deiner Freizeit für andere?

Rina Steiger: Ich finde es schön, Menschen helfen zu können. Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich in einer Notsituation weiss, wie ich reagieren und Unterstützung leisten kann, anstatt nur tatenlos zuzusehen.

Warst du selbst schon einmal auf fremde Hilfe angewiesen?

Zum Glück war ich bisher nie auf fremde Hilfe angewiesen, aber ich sehe es als eine Art Vorsorge. Jeder kann plötzlich in eine Situation kommen, in der er Unterstützung braucht, und dann ist man dankbar, wenn jemand da ist.

Wie sehen deine Einsätze als Samariterin aus?

Bei den meisten Veranstaltungen, bei denen ich dabei war – wie dem Städtlifäscht, regionalen Sportveranstaltungen oder der Rhema – ging es oft um kleinere Verletzungen, wie Bienenstiche oder Schnittwunden. An Festen und Partys kommen vor allem Betrunkene zu uns auf den Posten.

Und wie geht ihr mit solchen Fällen um?

In solchen Situationen ist es wichtig, ruhig zu bleiben und die Person zu beruhigen. Oft leisten wir Erste Hilfe, bis der Rettungsdienst eintrifft, aber manchmal reicht es auch, einfach nur für die Menschen da zu sein.

Welche Eigenschaften sind in solchen Situationen am wichtigsten?

Geduld und die Fähigkeit, ruhig zu bleiben, sind entscheidend. Als Samariterin ist es wichtig, die Situation richtig einzuschätzen, zum Beispiel, ob ein Rettungsdienst notwendig ist oder ob man jemanden nach Hause schicken kann. Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, muss man professionell reagieren.

Hast du ein konkretes 
Beispiel?

Beim Städtlifäscht kam einmal jemand mit einem Mückenstich zu uns – sichtbar war jedoch nichts. Dennoch musste ich die Person ernst nehmen.

Wie bereitest du dich auf Einsätze vor, um in stressigen Situationen handlungsfähig zu bleiben?

Wir haben monatlich Übungen zu unterschiedlichen Szenarien, wie Reanimationen oder Verkehrsunfällen, damit wir im Ernstfall genau wissen, was zu tun ist. Das gibt uns Routine und nimmt die Unsicherheit. Ausserdem hilft mir mein Job als Medizinische Praxisassistentin dabei, gelassen zu bleiben.

Welttag der ersten Hilfe am 14. September

Am Samstag wird der Welttag der Ersten Hilfe begangen. Ziel dieses Tages ist es, Menschen weltweit zu ermutigen, Erste-Hilfe-Kenntnisse zu erwerben oder aufzufrischen, um im Notfall effektiv helfen zu können. Auch im Rheintal finden an diesem Tag Aktionen statt:

  • In Altstätten ist der lokale Samariterverein von 8.30 bis 12.30 Uhr mit einem Stand am Buuremarkt in der Marktgasse vertreten. Interessierte erfahren dort mehr über die Organisation und die lebensrettende Erste Hilfe. Zudem findet ein Wettbewerb statt, bei dem Nothilfekurse verlost werden.
  • Der Samariterverein Oberriet ist ebenfalls mit einem Stand vor dem Coop in Oberriet vertreten. Von 9 bis 14 Uhr kann man auch hier mehr über den Verein und die Erste Hilfe erfahren. (cw)

www.samariter.ch

 

Viele haben Angst, in Notsituationen etwas falsch zu machen. Was sagst du dazu?

Es ist immer besser, etwas zu tun, als nichts. Wenn man unsicher ist, was zu tun ist, einfach die Rettungskräfte kontaktieren – sie leiten einen am Telefon durch die Situation. Man muss keine Angst haben, etwas falsch zu machen. Zudem ist es wichtig, Nothelferkurse regelmässig aufzufrischen, wenn man sich unsicher fühlt.

Bietet ihr solche Kurse auch an?

Ja, neben dem Nothilfekurs bieten wir auch Kleinkinderkurse an, also Nothilfe für Kinder. Unsere monatlichen Übungen sind für alle offen, die einmal reinschnuppern und sich weiterbilden möchten.

Was bedeutet für dich der Tag der Ersten Hilfe und warum ist er so wichtig?

Der Tag der Ersten Hilfe ist eine gute Gelegenheit, das Bewusstsein für dieses Thema zu schärfen. Durch Aufklärung und Schulungen können wir Menschen ermutigen, aktiv zu werden und in Notsituationen nicht wegzusehen.

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