20.01.2020

Anflug der Anspruchsvollen

Am Flugplatz Altenrhein hielt sich der Verkehr wegen des Weltwirtschaftsforums am Montag noch in Grenzen.

Von Adrian Vögele
aktualisiert am 03.11.2022
Das Flugwetter ist top. Blauer Himmel, so weit das Auge reicht. Gute Nachrichten für Piloten, die diese Woche hochrangige Gäste des Weltwirtschaftsforums (WEF) in die Schweiz fliegen. In Altenrhein lässt der Ansturm der Businessjets am Montagmittag allerdings noch auf sich warten. Erst etwa ein hal­-bes Dutzend Geschäftsflugzeuge sind parkiert, man muss sie regelrecht suchen. Flugplatz-Pressesprecher Thomas Mary rechnet dennoch mit einer verkehrsreichen Woche: «Wir erwarten wie immer zwischen 350 und 400 Flugbewegungen.»Die Zahl der Anmeldungen von WEF-Jets liege im üblichen Rahmen. In Altenrhein können etwa 50 Geschäftsflugzeuge gleichzeitig parkieren. Manche werden frühzeitig angekündigt, andere kommen sehr spontan. Die einen liefern ihre Passagiere ab und starten gleich wieder, die anderen warten. Sicher ist: Das Rangieren und Jonglieren mit den teuren, luxuriösen Maschinen ist diesmal dank des guten Wetters einfacher als auch schon. Kein Schneeräumen auf  Piste und Rollwegen, kein langwieriges Enteisen der Flugzeuge. Letzteres bringt dem Flugplatz zwar Einnahmen, kann aber auch zu Verspätungen und zusätzlichem Stress führen. «Die Kunden schätzen die Diskretion»Die WEF-Passagiere reisen entweder per Helikopter oder Limousine nach Davos. Vor dem Terminal stehen schwarze, polierte Mietfahrzeuge mit illustren Kennzeichen – Hamburg, München, Appenzell Innerrhoden. Zu den durchrei­senden VIPs machen die Flug­platzbetreiber wie immer keine Angaben. «In der Regel wissen wir selber auch nicht, wer in welchem Flugzeug sitzt», sagt Thomas Mary. Die Diskretion in Altenrhein werde von der WEF-Kundschaft geschätzt. Pressefotografen haben die Auflage, die Immatrikulationsnummern der Flugzeuge zu kaschieren. Rückschlüsse auf die gut betuchten Kunden sind ohnehin kaum möglich: Meistens sind die Geschäftsflugzeuge gechartert und gehören nicht den Passagieren oder deren Firma.Am Montag stehen auf dem Flugfeld mehrere Maschinen aus Skandinavien, ein weiterer Jet ist auf der (steuergünstigen) Insel Guernsey beheimatet. Die Branche hofft offenbar, dem einen oder anderen Durchreisenden ein neues, eigenes Flugzeug schmackhaft zu machen: Im Terminal wirbt der Luftfahrtkonzern Dassault mit einem Stand für seine Businessjets. Die Falcon 6X kann bis zu 16 Passagiere transportieren, erreicht 950 Kilometer pro Stunde und kostet um die 50 Mio. Franken.  Das steht hier natürlich nirgends angeschrieben, sondern wird allenfalls diskret mitgeteilt.Catering vom Sandwich bis zum GourmetmenüFür Altenrhein ist die WEF-Woche die wichtigste des Jahres. In ihr wird viermal mehr Reiseverkehr abgewickelt als sonst. Alle Mitarbeiter sind an Deck: «Wir haben Feriensperre», sagt Thomas Mary. Wird der Trubel besonders gross, helfen auch mal Büroangestellte beim Koffertragen auf dem Rollfeld. Der Aufwand ist gross, lohnt sich aber. Allein die Landetaxe für einen grossen Businessjet beträgt rund 2000 Franken.Je nach Service, den die Kunden verlangen – Parkieren, Betanken, Catering und so weiter – wird die Rechnung noch teurer. Die Wünsche an die Cateringfirma vor Ort reichen vom Sandwich bis zum Gourmetmenü. So haben die Köche während des WEF auch schon über 20 verschiedene Gerichte für einen einzigen Businessjet zubereitet. Auch 18 Flaschen eines ganz bestimmten Whiskys wurden schon organisiert, ebenso wie ein Paar Lackschuhe für einen Passagier.

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