Die Redaktion hat dreimal während einer halben Stunde und einmal während einer Viertelstunde die auf- und abwärts fahrenden Motorräder gezählt.Am Ostermontag fuhr zwischen halb drei und drei Uhr durchschnittlich alle 22 Sekunden ein Töff vorbei, am Ostersamstag ungefähr zur gleichen Zeit passierte sogar alle 20 Sekunden ein Töff. Das heisst: In einer halben Stunde wurden 90 Motorräder gezählt.Bei einer Zählung am Samstag wurde auch auf die Nummernschilder geachtet. Es zeigte sich: 44 Prozent der Töfffahrer (40 von 90) stammten nicht aus der nahen Region (SG, AR, AI), sondern waren aus anderen Kantonen zum Stoss gekommen: acht aus dem Thurgau, zehn von Zürich, neun aus dem Kanton Schwyz, zwei aus Graubünden, einer aus dem Fürstentum Liechtenstein. Der sonst zudem erhebliche Anteil an österreichischen Fahrern fehlte, weil die Landesgrenze derzeit ja geschlossen ist.Ganze Gruppen auf dem StossplatzIn den insgesamt knapp zwei Stunden, in denen die Redaktion vor Ort war, liessen sich viele Töfffahrer beobachten, die gemütlich unterwegs waren, doch ein erheblicher Teil fuhr recht laut. Auch waren zwei riskante Überholmanöver zu beobachten.Trotz der Notwendigkeit, wegen des Coronavirus einen Abstand von zwei Metern zu wahren, bildeten sich auf dem Stossplatz immer wieder Gruppen von nah beisammenstehenden Fahrern. Auf den gezählten Töffs sassen teils immer wieder die gleichen Lenker, denn viele von ihnen befuhren die Bergstrecke mehrmals.Bei Youtube wird der Stoss in zahlreichen Filmen unmissverständlich als Töffstrecke empfohlen. Vor zwei Jahren wurde am Stoss ein Töfffahrer erwischt, der mit 126 km/h unterwegs war, und vier Jahre zuvor hatte ein Motorradlenker nahe bei Gais 146 km/h auf dem Tacho.Mehrfaches Befahren ist nicht erlaubtDass das Auf-und Ab-Fahren am Stoss zum eigenen Vergnügen verboten ist, steht seit dem 25. September des letzten Jahres unzweifelhaft fest.Das Bundesgericht hat eine Busse von 300 Franken bestätigt, die ein Motorradfahrer im Jahr 2017 erhalten hatte. Der Mann hatte mehrfach die Strecke zwischen Roggwil und Vordemwald befahren.Die Staatsanwaltschaft büsste ihn wegen unnötigen Herumfahrens und unnötigen Lärms durch eine hohe Motordrehzahl beim Fahren in niedrigen Gängen. Dagegen wehrte sich der Gebüsste vergeblich.Zum Frühlingsanfang ist’s besonders schlimmMeinrad Gschwend, Kantonsrat der Grünen und wohnhaft am Stoss, beobachtete über Ostern sowohl am Stoss als auch am Ruppen bzw. auf dem St. Anton immer wieder übermütig und aggressiv fahrende Motorradlenker, auch abseits der Hauptstrecke. Am Wochenende davor sei es aber noch schlimmer gewesen – als bestünde nach dem Winter Nachholbedarf.Ähnlich äussert sich Werner Kuster, der in der ehemaligen «Harmonie» und somit an exponierter Lage am Stoss zu Hause ist.Auf der langen Geraden bei der Haltestelle Kreuzstrasse donnern die Töffs auf Kusters Haus zu, ehe in der Kurve wieder aufs Gas gedrückt wird. Ein bisschen besser gegenüber früher sei es zwar geworden, doch es sei noch immer schlimm genug, als dass man das Osterwochenende ganz daheim verbringen wollte. Das sei schlicht nicht auszuhalten, sagt Kuster.Immerhin: Die Polizei hat die Kontrollen in den letzten Jahren verstärkt. Ausserdem war sie rasch zur Stelle, wenn sie gerufen wurde. Bereits die Präsenz zeige Wirkung, heisst es.Vielleicht hilft ja das BundesgerichtsurteilDas lässt die Folgerung zu, die Fehlbaren seien sich der Unzulässigkeit ihres Verhaltens durchaus bewusst. Auch Geschwindigkeitskontrollen mit mobilem Radar hätten die Not ein wenig gelindert, ist zu erfahren. Dazu beigetragen hat sicher die Petition des Vereins AnStoss im Jahr 2014, mit der die Hoffnung auf eine «Normalisierung der Lebensqualität» verbunden war. Schon einige Jahre zuvor hatte Meinrad Gschwend im Kantonsrat eine Interpellation eingereicht, die den Titel trug: «Lärm macht krank, Töfflärm erst recht.»Aus Sicht der Anwohner sind die erzielten Fortschritte erst sehr kleine Schritte und immer noch deutlich zu wenig. Aber vielleicht hilft ja in Zukunft das Bundesgerichtsurteil vom Herbst.