Der Samariterverein Oberriet wurde 1910 gegründet. Dass seine Mitglieder am Samstag das 100-Jahr-Jubiläum feierten, hat mit einem Mysterium zu tun: Zwischen 1928 und 1940 war der Verein aufgelöst. Protokolle oder Dokumente hat der Verein keine. Denkbar ist, dass die Samariterinnen im damals landwirtschaftlich geprägten Oberriet harte Jahre erlebten und andere Sorgen hatten.Doch darüber haben sich die Besucherinnen und Besucher am Samstag den Kopf nicht zerbrochen. Sie feierten beim Oberstufenzentrum in Oberriet das hundertste Vereinsjahr mit Cüpli oder Orangensaft. Auch Irene Benz. Sie erlebte mit 58 Jahren als Mitglied mehr als die halbe Vereinsgeschichte. Über eine Nachbarin kam sie 1957 in den Verein. «Die meisten im Verein waren Frauen», erinnert sie sich. Für sie war der Samstag ein Freudentag.Verbandspräsidentin ist stolz auf den VereinAktiv ist Benz seit 2016 nicht mehr. Dafür könnte die neunjährige Giulia D’Amore Samariterin werden. Die Widnauer Jugendsamariterin besuchte mit ihrer Mutter die Jubiläumsfeier und sagte: «Am Samaritersein gefällt mir am besten, dass ich anderen Leuten helfen kann.» Wer mit den Samariterinnen über ihre Erfahrungen spricht, stösst immer wieder auf Hilfsbereitschaft. Etwa im Erlebnis der Oberrieter Samariterin Susanne Küng. «Ich sah beim Abwasch vom Küchenfenster aus, wie ein Velofahrer stürzte. In dem Moment rennst du los.» Zum Glückt tat sie dies: Mit einer Herzdruckmassage rettete sie das Leben des Mannes.Vereinspräsidentin Ruth Bischofberger durfte zahlreiche Glückwünsche zum Jubiläum entgegennehmen. Zu den Gratulantinnen und Gratulanten zählte neben Gemeindepräsident Rolf Huber auch Ursula Forrer. Die Präsidentin des Samariterverbands St. Gallen und Fürstentum Liechtenstein freute sich über das Jubiläum des Oberrieter Samaritervereins. Sie sagte: «Ich bin stolz auf den Verein. Solche Jubiläen sind nicht selbstverständlich. Wir erleben leider ein Vereinssterben.» Der Samariterverein Oberriet ist von einst 60 Mitglieder auf heute 21 geschrumpft, konnte zuletzt aber Neumitglieder gewinnen. Den Kampf gegen den Mitgliederschwund kennen auch andere Samaritervereine im Rheintal.Ein Vorstand für sechs Oberrheintaler VereineSpeziell Vorstandsmitglieder zu finden, wird schwieriger. Ursula Forrer möchte dieser Entwicklung entgegenwirken. Im Rahmen eines Pilotprojekts soll künftig ein einziger Vorstand die Samaritervereine in Rebstein, Marbach, Altstätten, Eichberg, Rüthi und Oberriet führen. Das Vereinsleben ändere dies nicht, wie Forrer sagt: «Die Vereine sind in den Dörfern verankert. Es ist wichtig, dass die Leute Kurse und Übungen weiterhin in ihrem Dorf machen.» Samariterinnen müssen immer wieder Auffrischkurse besuchen, damit ihre Zertifikate gültig bleiben. Die brauchen sie, damit sie Sanitätsdienste leisten dürfen.