07.03.2021

Am Rhein wird fleissig gearbeitet

Zurzeit wird ab der Grenzbrücke Kriessern-Mäder flussaufwärts gemessen, gebohrt und gebaggert.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Am Rheinufer, dort wo Spaziergänger, Hundebesitzer, Reiter und Velofahrer gerne unterwegs sind, durchbricht das Brummen von Dieselmotoren, das Scharren von Baggern und das Quietschen einer Bohrlafette die Ruhe. Im Fluss ist ein rotes Schlauchboot unterwegs, an Bord zwei Vermessungsingenieure. «Hier ist grad ungewöhnlich viel los», sagt Bernhard Valenti, Projektleiter bei der Internationalen Rheinregulierung (IRR), beim Treffen am Mittwochmorgen. Zu Besuch ist auch Mathias Speckle, Rheinbauleiter Österreich und bei der IRR zuständig für die Vermessung des Flussprofils.Mit Boot, Echolot und modernster TechnikMarkus Türtscher, Mitarbeiter des Vermessungsbüros Mar­kowski, und sein Arbeitskollege Reinhard Enzinger sind dabei, das Schlauchboot zu beladen, die technischen Geräte zu installieren und zu kalibrieren. Dick eingepackt werden die Männer nach dem Ablegen einige Stunden flussaufwärts unterwegs sein, während der Messungen vom Schweizer zum Vorarlberger Ufer pendeln. Alle 200 Meter – an Punkten, die seit Jahrzehnten festgelegt sind – zeichnen die Fachleute Daten der Flusssohle auf. Mathias Speckle und Markus Türtscher halten einen Plan hoch, auf dem die Abweichungen der Flusssohle in den vergangenen Jahren zu sehen sind. Die Unterschiede sind nicht sehr gross. Je nach Entfernung des Schlauchbootes übertönen die Geräusche der Bagger und Lastwagen auf der Vorarlberger Seite des Flusses die des Aussenbordmotors. «Dort tragen wir zurzeit Letten ab. Abschnittweise werden diese angespülten Sedimente entfernt», sagt der Österreicher Rheinbauleiter. Viel mehr hat das Team des Lustenauer Landesflussbauhofs flussabwärts zu tun. Im Fussacher Durchschnitt, unterhalb der Brücke Hard-Fussach, mussten die Wuhren instand gestellt werden, die bei den letzten Hochwassern durchbrochen worden waren oder stark gelitten hatten.Rheinunternehmen misst nach traditioneller MethodeDas rote Schlauchboot hat am Mittwoch ungefähr auf Rhein­kilometer 71 abgelegt. Flussaufwärts, ab Kilometer 65, misst das Rheinunternehmen in Widnau das Flussprofil. Nach der traditionellen Methode, mit über den Fluss gespannten Seilen, Messlatten und einem Theodoliten (Winkelmessgerät). «Weil dort der Fluss relativ seicht ist, können wir mit unserem Boot nicht gut arbeiten», sagt Markus Türtscher. Die Messungen mit dem modernen Gerät sind zwar sehr präzis, die Auswertung der gewonnenen Daten aber viel arbeitsintensiver. «Hunderte Messpunkte müssen ausgedünnt werden», sagt der Ingenieur.  Grundwasser mit Sonden messenIn ein paar Wochen soll zwischen der Rheinbrücke Kriessern-Mäder und dem Tennisplatz Mäder der sogenannte Dekolmationsversuch über die Bühne gehen. An festgelegten Punkten wird zwischen Kilometer 73.000 und 73.150 ein kleiner Streifen Flusssohle umgeschichtet, respektive ein 30 Meter breiter und ein Meter tiefer Streifen. Die Ablagerung von feinen Sedimenten auf dem Kies- oder Schotterbett der Rheinsohle bezeichnet man als Kolmation, das Umschichten oder Entfernen der Sedimentschichten als Dekolmation. Für diese Arbeiten kommt ein grosser Baggerponton zum Einsatz. Mit diesen Untersuchungen will man die zu erwartenden Veränderungen des Grundwassers abklären. Um das Grundwasser zu prüfen, werden im festgelegten Abschnitt im Rheinvorland Bohrungen durchgeführt. In die Löcher setzen die Fachleute Sonden ein. Wie die Bohrkerne zeigen, liegt bis zwei Meter Tiefe Feinsediment, ab rund vier Metern liegt derzeit der Grundwasserspiegel. Aufgrund der Färbung dieses Aushubmaterials zeigt sich auch der Sauerstoffgehalt und damit auch der Qualitätsgrad des Grundwassers. (kla)Fachleute führen im Rheinvorland in Kriessern die für den Dekolmationsversuch nötigen Bohrungen durch. (Bild: Kurt Latzer)

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