18.10.2022

Altstätter Jagdgesellschaft verzichtet auf Treibjagd – der Aufwand ist zu gross

Traditionell machen sich die Jägerinnen und Jäger im Oktober zusammen auf die Pirsch. Gejagt wird im ganzen Rheintal, nicht überall werden die gleichen Tiere erlegt. Die klassische Treibjagd wird aber nicht mehr von allen praktiziert.

Von Yann Lengacher
aktualisiert am 02.11.2022
Üblicherweise treffen sich Rheintaler Jäger ab Anfang Oktober zu Gesellschaftsjagden. Die bekannteste Form der Gesellschaftsjagd ist wohl die Treibjagd. Dabei jagen Hunde und sogenannte Treiber das Wild zu den Jägerinnen und Jägern, welche dieses schiessen. Die Treibjagd wird aber nicht mehr überall durchgeführt. Die Jagdgesellschaft Altstätten I verzichtet seit einigen Jahren auf diese Form der Jagd, wie Obmann Walter Segmüller sagt: «Zum einen halten  wir keine geeigneten Hunde mehr.Zum anderen blieb in der Vergangenheit oft der gewünschte Erfolg aus.»Ein weiterer Grund sei der grosse Aufwand. Die Planung einer Treibjagd nimmt Tage in Anspruch: So muss der Organisator das Jagdgebiet bestimmen, die verschiedenen Gruppen instruieren und  Schützenstände aufstellen. All der Aufwand schützt vor Misserfolg nicht: Wenn die Jäger Pech haben, bläst der Föhn ihren Geruch in Richtung des Wilds, das frühzeitig die Flucht ergreifen kann.Treibjagd könnte in Zukunft wieder stattfindenAuf das gemeinsame Jagen verzichtet Segmüllers Jagdgesellschaft aber nicht. Am Montag gingen sie gemeinsam auf die klassische Ansitzjagd.  Dabei werden die Tiere aus der Ferne erlegt, beispielsweise von einem Hochsitz  aus. Die Treibjagd könnte in Zukunft wieder Thema werden: «In Reviergebieten mit starkem Dickicht gelangen wir kaum an das Wild. In zwei Jahren könnte eine Treibjagd zur Erfüllung der Abschussvorgaben nötig werden», sagt Segmüller. Der Kanton gibt den Jagdgesellschaften vor, wie viele Tiere sie mindestens schiessen müssen und höchstens dürfen.Etwa ein- bis zweimal pro Herbst machen sich auch die Jäger der Jagdgesellschaft Rüthi mit ihren Kollegen aus  Oberriet und Lienz auf die Pirsch, meist zum Ende der Saison. Sie agieren dabei meist im Rahmen einer Drückjagd. Bei dieser Form der Treibjagd wird das Wild bewusst langsam aus dem Unterholz getrieben. «Der Schwerpunkt unserer Gesellschaftsjagd gilt meist dem Rotwild», sagt der Rüthner Obmann Reto Büchel. Rotwild wird grösser als Rehwild. Die Rothirsche fallen besonders  durch das grosse Geweih auf.Grund für den Fokus auf Rotwild: Die Tiere sind besonders schlau und alleine schwieriger zu bejagen. Die Oberrheintaler Jäger nutzen die Gesellschaftsjagden, um zum Saisonende die Vorgaben im Abschussplan zu erfüllen.   «Die Kameradschaft unter den Jägern steht aber  im Vordergrund. Die meisten Abschüsse machen wir schon vor den Gesellschaftsjagden», sagt Reto Büchel.Wildhüter mahnt zur EffizienzMirko Calderara ist seit 18 Jahren kantonaler Wildhüter. Als solcher beaufsichtigt er die Jagd im unteren Rheintal. Sein Blick auf die Gesellschaftsjagden ist ein anderer als derjenige der Jäger.  «Die Kameradschaft soll nicht vernachlässigt werden, der Fokus muss aber die Effizienz sein», sagt er. Effizienz bedeutet im jagdlichen Sinn: Binnen weniger Stunden und Tagen möglichst viele Abschüsse zu realisieren. So soll in den bejagten Gebieten schnell wieder Ruhe einkehren, damit sich die Tiere auf den Winter vorbereiten können. Eine exakte Planung der Jagd ist entscheidend. «Und natürlich braucht es gute Schützen», sagt Mirko Calderara.Der Wildhüter mahnt auch zur Effizienz, damit die Jäger die Abschussvorgaben erreichen. Dies, um Wildschäden in der Land- und Forstwirtschaft vorzubeugen. Wild, das nicht im aktuellen Jahr erlegt würde, müsste im Folgejahr nachgeschossen werden.  Mirko Calderara möchte dies vermeiden und sagt darum: «Ich bin manchmal etwas unangenehm  und frage die Jäger immer wieder, wo sie im Abschussplan stehen.» Aktuell sei man im unteren Rheintal auf gutem Wege, die im Plan gesetzten Ziele zu erreichen.Im oberen Rheintal steht im Herbst die Gamsjagd an Die dominante und häufigste Wildart im Rheintal und im ganzen Kanton St. Gallen ist das Reh. Ab dem 1. Mai dürfen die Jäger es schiessen. In der Gastronomie ist das Reh von allen Wildsorten am  meisten gefragt. Reto Büchel sagt auch: «Generell wird mehr Wild nachgefragt, als wir liefern können.» Am zweithäufigsten wird Rotwild erlegt. In den letzten Jahren hat sich dieses im Rheintal stark verbreitet. Gleiches gilt für das Wildschwein, das aber noch deutlich seltener als andere Wildarten ist. Mehr im oberen, als im unteren  Rheintal werden Gämsen geschossen. Eine Gams zu erlegen ist für die Jäger ein aussergewöhnliches Ereignis: «Nicht alle haben die Gelegenheit, eine Gams zu schiessen. Wir achten in der Jagdgesellschaft darauf, dass möglichst jeder einmal zum Zug kommt», sagt Reto Büchel. Zeit für die Wildjagd haben die Rheintaler Jägerinnen und Jäger noch bis zum 15. Dezember.   

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