Im Sommer 2011 wechselte ein noch nicht 20-jähriger Flügelstürmer vom FC Appenzell zu Altstätten, an dem die Fans auf der Gesa zwei Jahre lang viel Freude hatte. Egzon Shabani spielte sich auf Anhieb in die Mannschaft und stellte gegnerische Abwehrreihen in der 2. Liga interregional mit seinen Tempodribblings immer wieder vor Probleme.
Die Topskorer waren damals Murat Yildiz, Ramon Gächter oder Andrea Lo Re. Shabani gelangen elf Tore in zwei Saisons. Das ist keine schlechte Ausbeute für einen Flügel, aber der Torabschluss war nicht die primäre Stärke Shabanis.
Das Toreschiessen lernte er in den höheren Ligen
Das änderte sich im Lauf seiner Karriere, die er bei Brühl, Rapperswil-Jona, Dornbirn sowie Eschen/Mauren fortsetzte. Und zurück in Altstätten, war er gar dafür verantwortlich, dass der seit 2016 bestehende Torrekord im Rheintaler Fussball wankte. Am Schluss hatte Shabani 32 Tore auf dem Konto, gleich viele wie Rekordhalter Volkan Akyildiz, der auf diese Saison hin zu Montlingen wechselte.
Er habe seinen fussballerischen Rucksack in höheren Ligen gefüllt, das zeige sich auch am Verhalten vor dem Tor. «Und natürlich pflege ich einen anderen Spielstil als mit 20 Jahren», sagt Shabani, der heute mehr im Zentrum agiert. Die Auszeichnung «Rheintaler Topskorer» sei eine schöne Bestätigung:
Aber ich könnte mich nicht darüber freuen, wenn wir nicht erfolgreich gewesen wären.
Angestrebt habe er den Rekord jedenfalls nicht: «In der Vorrunde wechselten sich Sahin Irisme und ich mit Penaltyschiessen ab, sonst wären es ein paar Tore mehr geworden.»
Das Wichtigste sei für ihn, dass er sich wohlfühle im Verein: Der Präsident sei sehr präsent im Vereinsalltag, der Trainer umgänglich mit den Spielern. «Und der Verein setzt keine unrealistischen Ziele», sagt er. Den Aufstieg habe man zwar angestrebt, «aber wenn es nicht geklappt hätte, wäre keine Welt zusammengebrochen.» Für die Zukunft des Vereins, wünscht Shabani, dass das Sportplatz-Projekt Grüntal realisiert werden kann: «Das würde den Zusammenhalt im Verein weiter verbessern, weil dann Junioren und Aktivspieler am gleichen Ort trainieren.»
«Auch Rückkehr zu Appenzell war möglich»
Für den FC Rapperswil-Jona bestritt Shabani fast 70, für Dornbirn über 50 Spiele in der zweithöchsten Liga der Schweiz bzw. Österreichs. «Das waren schöne Zeiten mit vielen unvergesslichen Erlebnissen», sagt Shabani, in Österreich seien allerdings die langen Auswärtsreisen in den Osten mit der Zeit mühsam geworden. «Ich hatte es bei allen meinen Vereinen gut und bin – ausser bei Eschen/Mauren vor einem Jahr – überall im Guten gegangen», sagt Shabani.
Das war bei Altstätten vor zehn Jahren nicht anders, ebenso zwei Jahre zuvor bei seinem Stammverein Appenzell. Shabani:
Ich hätte mir auch vorstellen können, nach Appenzell zurückzukehren, es war auch eine Möglichkeit, die sich dann aber nicht ergeben hat.
Die Rückkehr vom (halb-)professionellen zum Amateurfussball sei am Anfang nicht so einfach. «Wenn Fehler passieren, die man sich nicht gewohnt ist, kann schon Frustration aufkommen», berichtet Shabani. Er habe sich deshalb einfach darauf konzentriert, sein Spiel zu spielen, «und mir den Frust nicht anmerken zu lassen.»
Dank vielen gemeinsamen Trainings und auch den erzielten Siegen fiel ihm die Einordnung mit der Zeit leichter. Für die Mannschaft war Shabani von Anfang an ein zentraler Führungsspieler, wie Trainer Adrian Brunner sagt.
Während der Karriere nie die zivile Arbeit niedergelegt
Shabani hat zwar in professionellen Ligen gespielt, ein Profi war er aber nie. «Ich habe während der ganzen Karriere mit verschiedenen Teilzeitpensen gearbeitet», sagt der Stürmer,
immer bei der Firma Wild und Partner AG in Appenzell, wo ich schon die Lehre gemacht habe und von der ich inzwischen Mitinhaber bin.
Er habe die Arbeit nie niedergelegt, weil er im Berufsleben den Anschluss nicht verlieren wollte. «Und als ich 2016 bei Rapperswil-Jona erstmals wirklich Profi hätte werden können, kam unser erster Sohn zur Welt, da habe ich die Sicherheit bevorzugt», sagt Egzon Shabani, der mit seiner Frau und inzwischen drei Kindern in Oberriet wohnt. «Der älteste Sohn spielt beim FC Montlingen», sagt Shabani, und fügt lachend an: «Die Montlinger brauchen auch einen guten Spieler.»