16.10.2022

Altstätten kommt nicht ganz zurück

Der FC Montlingen behält im Oberrheintaler Derby die Oberhand, obwohl er die Gäste nach einer 4:0-Führung noch bis auf ein Tor herankommen liess. Aber Altstättens Aufhojagd kam zu spät.

Von Lukas Alder
aktualisiert am 02.11.2022
Es läuft die 85. Minute, als Manuel Stüdli einen weiten Ball in den Strafraum der Montlinger schlägt. Via Carlo Göldi gelangt der Ball zu Adis Hujdur, der sich geschickt drehte, die Kugel aber im entscheidenden Moment und aus bester Position nicht richtig traf.Der Ball kullerte am Tor vorbei, was den Montlinger Anhang hörbar aufatmen liess. Dass überhaupt noch einmal Spannung aufkeimte, hatte sich die Koller-Elf gewissermassen selber zuzuschreiben. In welche Richtung es gehen sollte, demonstrierte das Heimteam bereits nach exakt 19 Sekunden. Noah Frick, der immer wieder mit weiten Bällen lanciert wurde, tauchte bereits ein erstes Mal vor FCA-Goalie Mirel Eugster auf. Doch just im Moment des Torschusses versprang dem jungen Liechtensteiner der Ball.Es war ein Weckruf, den die Altstätter aber offenbar nicht hörten. Die Quittung folgte in Form der Montlinger Führung durch Valdet Istrefi (5. Minute), der eine Flanke elegant an Eugster vorbeispitzelte. Vieles konnte man den Altstättern nicht vorwerfen, doch sobald sie sich dem Strafraum näherten, wurde das Zusammenspiel hektisch. Die Ausnahme bildete ein schön vorgetragener Angriff via Sahin Irisme und Hujdur (29.), der allerdings den Ball aus kurzer Distanz weit über das offene Tor drosch. Wie es geht, zeigten die Gastgeber. Zunächst traf Frick (15.) sehenswert, wohl aber aus einer Abseitsposition startend, mittels Schlenzer, ehe Istrefi (36.) nach einem Foul Lüchingers an Öztürk vom Elfmeterpunkt reüssierte.Kuriose gelbe Karte: Zeitspiel vor der PauseEin Kuriosum ereignete sich vor der Pause, als Istrefi seinen Mitspieler Flurin Zoller vor Ausführung des Freistosses nach links beorderte. Da dieser jedoch vor dem Ball durchlief, musste Istrefi abbrechen, was ihm eine Verwarnung wegen Zeitspiels einbrachte. Eine Standardsituation war es auch, die den vierten Montlinger Treffer einleitete: In Minute 49 stieg Florian Haltiner am höchsten. Dass es auf diesen Treffer noch ankommen wird, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand.Montlinger Nachlassen und Aufholjagd der AltstätterDie unerwartet eingetretene Spannung hatte zwei Ursachen: Altstättens Offensiv-Duo Irisme/Hujdur, das nach rund einer Stunde innert sieben Minuten auf zwei Tore verkürzte – und das Montlinger Nachlassen. Das Heimteam stellte das Spielen nahezu ein, erst in der Schluss­phase kam es wieder zu Konterchancen. Dies registrierte auch Trainer Thomas Koller, der nach 70 Minuten mehr «Leben» von seiner Mannschaft forderte, denn Sekunden zuvor verpasste Simon Eugster den Anschlusstreffer denkbar knapp. Dass dieser doch noch Tatsache wurde, war wieder dem wirbligen Altstätter Duo zu verdanken: Nachdem Hujdur von Haltiner regelwidrig gestoppt wurde, verkürzte Irisme souverän per Penalty, aber, wie eingangs erwähnt: zu spät. 2. Liga, Gruppe 1Montlingen – Altstätten 4:3 (3:0) Kolbenstein – 630 Fans – SR: Staub.Tore: 5. Istrefi 1:0, 15. Frick 2:0, 36. Istrefi (Penalty) 3:0; 49. Haltiner 4:0, 60. Irisme 4:1, 67. Hujdur 4:2, 84. Irisme (Penalty) 4:3.Montlingen: F. Lüchinger; Wörnhard, Klingler, Haltiner, Zoller (86. Büchel); Baumgartner, N. Lüchinger; Öztürk (68. Malacrida), Ramadani (63. L. Lüchinger), Frick (90. Räss); Istrefi (48. Caglar).Altstätten: M. Eugster; Zünd, S. Eugster, Y.Lüchinger (66. Civez), Lichtenstern; Liiro (66. Göldi), Stüdli, Uzunovic, Walt; Hujdur, Irisme.Gelbe Karten: 20. Irsime (Foul), 30. Öztürk (Reklamieren), 42. Istrefi (Zeitspiel); 70. L. Lüchinger (Foul), 81. Haltiner, 90. Klingler (beide Reklamieren), 90. Wörnhard (Foul).Die Perspektive des Captains vom SpielfeldrandEs ist kurz vor der Pause, als Altstättens Schlussmann Mirel Eugster zum ersten Mal laut wird. Sekunden zuvor hatte der Captain der Städtli-Elf einen Schlenzer Noah Fricks mirakulös über die Latte gelenkt, nachdem seine Vorderleute ihre Gegenspieler gewähren liessen.In den Minuten davor fiel der 25-Jährige jedoch weniger durch übertriebene Lautstärke, sondern mehr durch präzise, situationsgerechte Zurufe auf – und diese waren nötig, um dem permanenten Anlaufen der Montlinger einigermassen standzuhalten. Auf diese hatte Eugster wohl die beste Sicht.Die Sperre im Derby schmerzt besondersWeniger Einfluss auf das Geschehen hatte derweil San­dro Lüchinger, der seit der Verletzung von Abwehrchef Ma­nuel Bont die Captain-Binde beim FC Montlingen trägt und gestern jedoch aussetzen musste. Zwei gelbe Karten im Herisau-Spiel waren letztlich eine zu viel.Ob die Sperre im Derby besonders schmerzt? «Ja, sehr», so die unmissverständliche Antwort des 29-Jährigen. «Zuschauer, perfektes Wetter, für solche Spiele spielst du Fussball», so sein Fazit. Selbstredend, dass die Nervosität an diesem Nachmittag sein steter Begleiter war. Diese legte sich erst, als Schiedsrichter Joël Staub nach Ablauf der Nachspielzeit die Partie abpfiff. Oder war es doch eher die Erleichterung, die hochkam? «Zum Schluss war spürbar, dass uns mit Vali (Co-Spielertrainer Istrefi) die Ruhe etwas gefehlt hat», sagt Lüchinger, der keinen Hehl daraus macht, dass die Nachwuchskräfte an solchen Spielen wachsen werden.Junge Spieler wachsen an solchen MatchesEiner dieser jungen Spieler ist der 18-jährige Elia Baumgartner, der im Mittelfeldzentrum solide aufspielte – so, wie es sonst Sandro Lüchinger tut. Dass Spieler wie Baumgartner ihre Erfahrungen machen können, ist laut Lüchinger ein wesentlicher Verdienst von Trainer Thomas Koller, der seit dieser Saison die Geschicke auf dem Kolbenstein leitet: «Ihm ist es egal, wer du bist oder wo du gespielt hast – die Leistung entscheidet.»Im Oberrheintaler Derby ging die Rechnung voll auf – Baumgartner, Zoller & Co. haben überzeugt und ihrem Trainer Argumente für weitere Auftritte in der Startformation geliefert. Sandro Lüchinger wird sich in der kommenden Trainingswoche wieder ins Zeug legen müssen, um am kommenden Wochenende wieder die bevorzugte Perspektive auf das Spiel einnehmen zu können – nämlich die in der Mittelfeldzentrale. Captain-Binde inklu­sive. (Lukas Alder) 

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