15.05.2022

Altstätten ist wieder im Rennen ums Provisorium

Die Goldacher Stimmbürgerschaft sprach sich am Sonntag mit 1412 Nein- zu 1147 Ja-Stimmen gegen einePrüfung der Theaterprovisoriums-Übernahme aus. Damit ist die Frage nach dem neuen Standort wieder offen.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 02.11.2022
Rudolf HirtlSolange das Stadttheater St. Gallen saniert wird, finden die Aufführungen in einem Provisorium statt. Ab Ende 2023 steht dieses für eine neue Nutzung zur Verfügung. Der Kanton verschenkt es daher. Einzig die Kosten für den Abbau, den Transport und den Wiederaufbau hat die neue Standortgemeinde zu übernehmen. Goldach bewarb sich für den 500 Plätze bietenden Holzbau und hat den Zuschlag bekommen – Buchs und Altstätten gingen leer aus.Nicht leer waren am Sonntag 1412 Stimmzettel von Goldacherinnen und Goldachern, die ein Nein in die Urne legten. 1147 Stimmbürger sind der Meinung, dass der Gemeinderat wenigstens die Bedürfnisse und Möglichkeiten abklären soll. Die Stimmbeteiligung lag bei 44 Prozent.Nach der Ablehnung wird die weitere Planung durch den Gemeinderat hinfällig.Für Goldach wären Kosten von über acht Millionen Franken entstanden. Alleine Demontage, Transport und Wiederaufbau des 50 Meter langen und 26 Meter breiten Gebäudes hätten 2,75 Millionen Franken gekostet.Demokratischen Entscheid akzeptieren«Ich bin natürlich enttäuscht über den Entscheid, aber es gilt, diesen zu akzeptieren. Das gehört in einer Demokratie dazu und damit muss man auch umgehen können», sagt Gemeindepräsident Dominik Gemperli. Wahrscheinlich sei es dem Gemeinderat nicht gelungen, ausreichend zu erklären, dass es sich nur um eine Grundsatzabklärung handle, die noch nicht die Realisierung des Vorhabens selber beinhaltet. Oder die Bürgerinnen und Bürger hätten eine komplett andere Beurteilung vorgenommen, was die Chancen oder das Potenzial einer solchen Übernahme betreffe. «Ich weiss es zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht», sagt Gemperli und räumt ein: «Die Enttäuschung steht im Moment im Vordergrund.»Die Abklärungen hätten gezeigt, ob und wie ein Kulturangebot in Goldach funktionieren könnte. «Ob das Abklärungsergebnis letztlich bedeutet, dass ein Gemeindesaal oder ein Kulturzentrum per se nicht gewünscht ist, müssen wir nun analysieren.»Es wäre zwar auch eine Möglichkeit gewesen, die Belegung der Wartegghalle oder der Aula zu analysieren und die Realisierung eines neuen «normalen Gemeindesaals» zu prüfen. Der Ansatz des Gemeinderats ist laut Gemeindepräsident aber ein anderer. Er orientiere sich an der Frage: «Ist es möglich, das Stadttheater-Provisorium nach Goldach zu holen und mit entsprechenden Angeboten zu bespielen?» Die Übernahme des Theaters hätte eine Gelegenheit geboten, die einmalig sei. Darum habe sich die Gemeinde Goldach beworben.Gemperlis Begeisterung teilten im Vorfeld der Abstimmung nicht alle. Klare Ablehnung kam von der SVP. Würde das Provisorium auf 35 Jahre abgeschrieben, koste es die Gemeinde jährlich rund 290000 Franken. Die laufenden Betriebs- und Unterhaltskosten seien da nicht einmal eingerechnet.Die Mitte Goldach war der Idee eines Theaterprovisoriums in Goldach nicht abgeneigt. Sie freute sich, dass etwas für die Kultur getan wird. Die SP Rorschach Stadt am See fände es aber auf jeden Fall richtig und wichtig, wenn dieses Projekt in eine regionale Betrachtungsweise einbezogen wird.Nun freut sich Altstätten über das Nein in Goldach Klar ist, in der Bevölkerung polarisierte das Projekt. Für manche ist es ein unschöner Aluklotz, für andere eine grosse Chance für die Kultur und Goldach. Mit dem Nein in Goldach dürfte sich die Stadt Altstätten freuen, zumal sie nun doch noch zum Zug kommen könnte. Denn der Entscheid der Regierung, das Provisorium des St. Galler Stadttheaters der Gemeinde Goldach zu überlassen und nicht Altstätten, kam im Rheintal nicht gut an.

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