21.04.2021

Altstätten als Gartenstadt erleben

Die Gärten lassen sich am besten auf dem Kunstgartenweg entdecken. Auch Kunstwerke säumen den Weg.

Gärten und Parks sind ein wesentlicher Teil der Lebensqualität. Vor allem im Sommer bieten sie einen angenehmen Aufenthalt und verhindern, dass sich Dörfer und Städte übermässig aufheizen. Gerade in Altstätten gibt es eine grosse Zahl historischer und moderner Garten- und Parkanlagen. Viele davon sind in der Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz Icomos Suisse aufgeführt.Schon die Römer pflegten – wie wir aus der antiken Literatur und archäolgischen Funden wissen – den Gartenbau. Im Mittelalter spielten Klostergärten – gerade auch im Kloster St. Gallen – eine wichtige Rolle. So finden sich im St. Galler Klosterplan vier Gartentypen, die Kreuzgänge, der Baumgarten oder Friedhof, der Wurz- oder Krautgarten und der Gemüsegarten. In Altstätten weist das Kloster Maria Hilf einen sehr grossen und besonders schönen Garten auf, der inzwischen auch ökologisch stark aufgewertet wurde.Gartenanlagen im Stadtplan verzeichnetIn Altstätten haben sich solche Gärten zum Teil bis ins 19. und 20. Jahrhundert erhalten. Auf dem Stadtplan von 1850 sind Gärten beim damaligen katholischen Pfarrhaus, auf dem Frauenhofareal und im Innenhof der Prestegg eingezeichnet. Dazu kamen der Friedhof rund um die Kirche, kleinere Gärten unterhalb der Marktgasse bei der damaligen Stadtmühle und im Ehrengraben zwischen der Marktgasse und der Obergasse. Weitere Gärten gab es im Gebiet Hintergärten ausserhalb der Stadtmauer, welche das Frauenhofareal begrenzte.Der Innenhof der Prestegg und der Garten im Innenhof entstanden erst im Jahr 1700. In diesem Jahr kaufte Anton Schachtler, dem die Prestegg damals gehörte, drei Häuser, die zwischen der Prestegg und der Rabengasse standen, liess sie abbrechen und schuf damit den Freiraum, der heute noch besteht. Der Gewölbekeller unter dem Gartenhäuschen von 1786 ist möglicherweise noch ein Überbleibsel der drei Häuser. Der Stadtrat stellte dann aber fest, dass das Land, auf dem die drei Häuser standen, nicht dem Käufer, sondern der Stadt gehörte und verlangte von Schachtler die Bezahlung von 36 Gulden. Der war damit einverstanden, aber der Stadtrat kam ihm soweit entgegen, dass er nur 30 Kreuzer zu bezahlen hatte, dafür aber das Dutzend Ratsherren zu einem guten Essen mit dem nötigen Wein einladen musste. Geschichtsträchtiger Platz «Breite»Zu den geschichtsträchtigsten Plätzen in Altstätten gehört die Breite. Historisch gesehen liegt die Breite vor dem Ober- oder Hexentor von Altstätten an der Strasse über den Ruppen nach St. Gallen, der wichtigsten der drei Hauptstrassen, welche sich in Altstätten kreuzten (Strasse nach St. Gallen, nach Rorschach und nach Chur). Der Name «Breite» wird in einer mittelalterlichen Urkunde als «Gibraitun», das bedeutet Feld, Acker, erstmals urkundlich erwähnt. Der Platz unter den Linden auf der Breite diente im Mittelalter und der frühen Neuzeit als Gerichtsort. Heute dient die Breite in erster Linie als Parkplatz, wodurch sie viel von ihrer früheren Ausstrahlung verloren hat.Wie vieles andere ist auch die Gartenkultur der Mode unterworfen. In der Renaissance orientierte sich auch die schweizerische Gartenkunst an italienischen Vorbildern. Im Barock dienten die französischen Gärten als Vorbilder. Aus dieser Zeit stammt auch der Gartentyp der Familiensitze in der Innerschweiz, der sich bis ins 18. Jahrhundert erhalten hat. Kennzeichen dieser Gärten sind die Verbindung des Nutzgartens mit dem Zier- und Blumengarten. Umgeben war dieser Garten von einer hohen Umfassungsmauer mit Ecktürmchen, später Eckpavillons. Dieser Gartentyp diente wohl auch als Vorbild für den Prestegg-Garten in Altstätten.Gärten auch nach englischem VorbildIm 18. Jahrhundert wurde in England der Landschaftsgarten entwickelt. Diesem Typ entsprechen in Altstätten die Gartenanlagen verschiedener Villen am oberen Ende der Bahnhofstrasse und an der Rorschacherstrasse, aber auch der Marolanipark.In neuer Zeit realisiert wurde der Garten des Hauses Viva. Dabei wurde sehr viele Wert auf einheimische Pflanzen, Sträucher und Bäume, aber auch auf die künstlerische Ausstattung gelegt.Der Vielfalt SorgetragenWie diese wenigen Beispiele – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – zeigen, bietet Altstätten während des ganzen Jahres und nicht nur anlässlich der Ausstellung «Naturstadt» eine grosse Vielfalt an Gartenanlagen aus verschiedenen Epochen. Dieser Vielfalt muss Sorge getragen werden, denn historische Gartenanlagen stellen seltene, wichtige und sehr interessante Kultur- und Schutzobjekte dar. (wr)Eine gute Möglichkeit, Gartenanlagen in Altstätten in Verbindung mit Kunstwerken kennenzulernen, ist der Kunstgartenweg: www.kunstgartenweg.ch.

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